Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester.wenn sie nicht vom Bundestag strengstens verboten wird. Die Am¬ -- Zwei bekannte Publicisten, der eine im landständischen Nord-, -- Ganze Schwärme polnischer Flüchtlinge aus Frankreich und Druckfehler. Seite 11 dieses Heftes muß es heißen: Krausesche Verlag von Fr. Ludw. Hcrbig. -- Redacteur I. Kuranda. Druck von Friedrich Andrä. wenn sie nicht vom Bundestag strengstens verboten wird. Die Am¬ — Zwei bekannte Publicisten, der eine im landständischen Nord-, — Ganze Schwärme polnischer Flüchtlinge aus Frankreich und Druckfehler. Seite 11 dieses Heftes muß es heißen: Krausesche Verlag von Fr. Ludw. Hcrbig. — Redacteur I. Kuranda. Druck von Friedrich Andrä. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0058" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/269475"/> <p xml:id="ID_131" prev="#ID_130"> wenn sie nicht vom Bundestag strengstens verboten wird. Die Am¬<lb/> nestie, welche das deutsche Volk so bereitwillig und täglich für tausend<lb/> Dummheiten und Sünden erläßt, soll also unmöglich werden? Was<lb/> wäre bis jetzt aus der Ruhe und dem Seelenfrieden der guten deut¬<lb/> schen Nation geworden, wenn sie der Himmel früher zu Reventlow in<lb/> die Schule geschickt hätte! Wie viel Zahlen, Namen, Worte, Daten<lb/> u. s. w. haben wir seit ^imo I8W Gottlob vergessen! Würden sie<lb/> uns nicht wie Dornen im Fleische sitzen, wenn wir Reventlow's Ge¬<lb/> dächtniß hätten! Nein, wir hoffen, die deutschen Regierungen werden<lb/> so väterlich sein und uns diese gefährliche Waffe aus der Hand neh¬<lb/> men. Denn eben fällt uns ein, daß man mit Reventlow sogar die<lb/> Preßgesetze umgehen und alle Bücherconsiscationen noch nutzloser ma¬<lb/> chen könnte, als sie schon sind. Der Verfasser einer solchen Schrift<lb/> brauchte sie nur einmal vor einem Publicum von mnemotechnischen<lb/> Schülern vorzulesen! Und Cotta, — daß es gerade dem passiren<lb/> mußte! — hat dieser bedenklichen Kunst sogar Vorschub geleistet, in¬<lb/> dem er nicht nur Reventlow's Gedächtnißdictionnäre druckte, sondern<lb/> obendrein mit sechs Louisdors per Bogen bezahlte.</p><lb/> <p xml:id="ID_132"> — Zwei bekannte Publicisten, der eine im landständischen Nord-,<lb/> der andere im konstitutionellen Süddeutschland, stritten über die re-<lb/> spectiven Vorzüge ihrer Verfassungen. Jeder nahm für sein Prinzip<lb/> die größere Ehre in Anspruch; der Constitutionelle behauptete, daß sein<lb/> Landtag im nächsten Jahr am meisten nicht ausrichten werde,<lb/> während der Provinziallandtagliche demonstrirte, daß seine Leute noch<lb/> mehr nicht durchsetzen werden. Ein Oesterceicher, der dazwischen<lb/> trat, sagte: Wenn nur Jemand mit mir wetten wollte, wie würde<lb/> ich ihn erst ausstechen! ,</p><lb/> <p xml:id="ID_133"> — Ganze Schwärme polnischer Flüchtlinge aus Frankreich und<lb/> England pilgern über Livorno und Smyrna nach dem Kaukasus, um,<lb/> mit den Tscherkessen verbündet, den Krieg gegen Rußland zu erneuen.<lb/> Ein Polen, das dort erstünde, dem wäre wohl! Es hätte keine christ¬<lb/> lichen Nachbarn zu Hausfreunden, aber auch nicht zu parteiischen Se¬<lb/> kundanten im ungleichen Aweikampfe. Und der Kaukasus ist eine<lb/> felsige Nuß, man kann sich viel Aähne ausknacken, ehe man sie theilt.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_134"> Druckfehler. Seite 11 dieses Heftes muß es heißen: Krausesche<lb/> Philosophie statt Straußische.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <note type="byline"> Verlag von Fr. Ludw. Hcrbig. — Redacteur I. Kuranda.<lb/> Druck von Friedrich Andrä.</note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0058]
wenn sie nicht vom Bundestag strengstens verboten wird. Die Am¬
nestie, welche das deutsche Volk so bereitwillig und täglich für tausend
Dummheiten und Sünden erläßt, soll also unmöglich werden? Was
wäre bis jetzt aus der Ruhe und dem Seelenfrieden der guten deut¬
schen Nation geworden, wenn sie der Himmel früher zu Reventlow in
die Schule geschickt hätte! Wie viel Zahlen, Namen, Worte, Daten
u. s. w. haben wir seit ^imo I8W Gottlob vergessen! Würden sie
uns nicht wie Dornen im Fleische sitzen, wenn wir Reventlow's Ge¬
dächtniß hätten! Nein, wir hoffen, die deutschen Regierungen werden
so väterlich sein und uns diese gefährliche Waffe aus der Hand neh¬
men. Denn eben fällt uns ein, daß man mit Reventlow sogar die
Preßgesetze umgehen und alle Bücherconsiscationen noch nutzloser ma¬
chen könnte, als sie schon sind. Der Verfasser einer solchen Schrift
brauchte sie nur einmal vor einem Publicum von mnemotechnischen
Schülern vorzulesen! Und Cotta, — daß es gerade dem passiren
mußte! — hat dieser bedenklichen Kunst sogar Vorschub geleistet, in¬
dem er nicht nur Reventlow's Gedächtnißdictionnäre druckte, sondern
obendrein mit sechs Louisdors per Bogen bezahlte.
— Zwei bekannte Publicisten, der eine im landständischen Nord-,
der andere im konstitutionellen Süddeutschland, stritten über die re-
spectiven Vorzüge ihrer Verfassungen. Jeder nahm für sein Prinzip
die größere Ehre in Anspruch; der Constitutionelle behauptete, daß sein
Landtag im nächsten Jahr am meisten nicht ausrichten werde,
während der Provinziallandtagliche demonstrirte, daß seine Leute noch
mehr nicht durchsetzen werden. Ein Oesterceicher, der dazwischen
trat, sagte: Wenn nur Jemand mit mir wetten wollte, wie würde
ich ihn erst ausstechen! ,
— Ganze Schwärme polnischer Flüchtlinge aus Frankreich und
England pilgern über Livorno und Smyrna nach dem Kaukasus, um,
mit den Tscherkessen verbündet, den Krieg gegen Rußland zu erneuen.
Ein Polen, das dort erstünde, dem wäre wohl! Es hätte keine christ¬
lichen Nachbarn zu Hausfreunden, aber auch nicht zu parteiischen Se¬
kundanten im ungleichen Aweikampfe. Und der Kaukasus ist eine
felsige Nuß, man kann sich viel Aähne ausknacken, ehe man sie theilt.
Druckfehler. Seite 11 dieses Heftes muß es heißen: Krausesche
Philosophie statt Straußische.
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