Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester.T a g e b u et). i. Aus Paris Ussisenvcrhandlungcn und Kammerverhandlungen. -- Die Organisation des Verbrechens und der geheimen Polizei. -- Paris und London. -- Der Bazar- Ville de Paris. -- Ehrlichkeit in Paris. -- Das ist nun die fünfte große Diebes- und Räuberbande, welche T a g e b u et). i. Aus Paris Ussisenvcrhandlungcn und Kammerverhandlungen. — Die Organisation des Verbrechens und der geheimen Polizei. — Paris und London. — Der Bazar- Ville de Paris. — Ehrlichkeit in Paris. — Das ist nun die fünfte große Diebes- und Räuberbande, welche <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0433" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/269848"/> </div> <div n="1"> <head> T a g e b u et).</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> i.<lb/> Aus Paris</head><lb/> <note type="argument"> Ussisenvcrhandlungcn und Kammerverhandlungen. — Die Organisation des<lb/> Verbrechens und der geheimen Polizei. — Paris und London. — Der Bazar-<lb/> Ville de Paris. — Ehrlichkeit in Paris. —</note><lb/> <p xml:id="ID_1231" next="#ID_1232"> Das ist nun die fünfte große Diebes- und Räuberbande, welche<lb/> seit dem Herbste vor Gericht erscheint. Siebzehn Personen sitzen aus<lb/> der Bank der Angeklagten. Die politischen Journale füllen ihre Spal¬<lb/> ten zuerst mit den Verhandlungen der Assisen- und Zuchthausgcrichte<lb/> und dann mit den Kammerverhandlungen. Sie kennen ihr Publicum.<lb/> Diese Dramen, die ihre Helden und Heldinnen, ihre Intriguanten und<lb/> zärtlichen Väter haben, voll Schrecken und voll Rührung, wo nicht<lb/> blos Eine Katastrophe, sondern zehn Katastrophen im Stücke vorkom¬<lb/> men, wie sollten sie nicht mehr interesstren, als jene phrasenhaften,<lb/> blutlosen Dramen in der Kammer, wo Niemand fällt und Niemand<lb/> siegt? Und dann beschäftigt sich das gesetzgebende parlamentarische<lb/> Drama meist mit der Zukunft, mit dem Gesammtinteresse der Nation,<lb/> wahrend diese gerichtlichen Sturm- und Drangstücke in voller Gegen¬<lb/> wart stehen und jedem Einzelnen zeigen, an welchem Abgrund er un¬<lb/> bewußt vorbeigegangen, welche Gefahr ihn bedrohte. Man athmet<lb/> freier nach jeder Verurteilung; man glaubt, wie bei der Cholera, heute<lb/> ist die Luft um dreißig Diebe und Mörder gereinigt, der Sanitäts¬<lb/> zustand der Stadt ist etwas beruhigender. Aber bei aller Mannichfal-<lb/> tigkeit, welche diese Abalinos und Rinaldinis in die gerichtlichen Sce¬<lb/> nen bringen, herrscht doch eine gewisse Monotonie in denselben. Im¬<lb/> mer sind es entlassene Auchthaussträflinge, welche die Mörder abgeben.<lb/> Alle diese Gräuelthaten geschehen gewöhnlich in Gesellschaft, selten<lb/> allein wie in Deutschland. Der Franzose liebt die Gesellschaft, selbst<lb/> als ein Raubmörder und Beutelschneider. Dem deutschen Lump wird</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0433]
T a g e b u et).
i.
Aus Paris
Ussisenvcrhandlungcn und Kammerverhandlungen. — Die Organisation des
Verbrechens und der geheimen Polizei. — Paris und London. — Der Bazar-
Ville de Paris. — Ehrlichkeit in Paris. —
Das ist nun die fünfte große Diebes- und Räuberbande, welche
seit dem Herbste vor Gericht erscheint. Siebzehn Personen sitzen aus
der Bank der Angeklagten. Die politischen Journale füllen ihre Spal¬
ten zuerst mit den Verhandlungen der Assisen- und Zuchthausgcrichte
und dann mit den Kammerverhandlungen. Sie kennen ihr Publicum.
Diese Dramen, die ihre Helden und Heldinnen, ihre Intriguanten und
zärtlichen Väter haben, voll Schrecken und voll Rührung, wo nicht
blos Eine Katastrophe, sondern zehn Katastrophen im Stücke vorkom¬
men, wie sollten sie nicht mehr interesstren, als jene phrasenhaften,
blutlosen Dramen in der Kammer, wo Niemand fällt und Niemand
siegt? Und dann beschäftigt sich das gesetzgebende parlamentarische
Drama meist mit der Zukunft, mit dem Gesammtinteresse der Nation,
wahrend diese gerichtlichen Sturm- und Drangstücke in voller Gegen¬
wart stehen und jedem Einzelnen zeigen, an welchem Abgrund er un¬
bewußt vorbeigegangen, welche Gefahr ihn bedrohte. Man athmet
freier nach jeder Verurteilung; man glaubt, wie bei der Cholera, heute
ist die Luft um dreißig Diebe und Mörder gereinigt, der Sanitäts¬
zustand der Stadt ist etwas beruhigender. Aber bei aller Mannichfal-
tigkeit, welche diese Abalinos und Rinaldinis in die gerichtlichen Sce¬
nen bringen, herrscht doch eine gewisse Monotonie in denselben. Im¬
mer sind es entlassene Auchthaussträflinge, welche die Mörder abgeben.
Alle diese Gräuelthaten geschehen gewöhnlich in Gesellschaft, selten
allein wie in Deutschland. Der Franzose liebt die Gesellschaft, selbst
als ein Raubmörder und Beutelschneider. Dem deutschen Lump wird
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