Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester.ziehen konnte, falls der Feind im untern Stockwerk Fuß gefaßt. So -- Willkommen, Gesalbte des Herren! ertönte eine melodische -- So führt Ihr mir denn, werther Bruder im Herrn, sagte er, Das große träumerische Auge des Mannes hing über mir wie --Ihr wißt, sagt'ich, welchem Volke, welchem Glauben wir an¬ -- O ich weiß, -- und weiß auch, daß in den italienischen Klö¬ -- Amen! sagte Burkhardt und warf sich in den freundschaftlichen -- Der nahe Krieg droht unser Friedenswerk wieder zu stören, ziehen konnte, falls der Feind im untern Stockwerk Fuß gefaßt. So — Willkommen, Gesalbte des Herren! ertönte eine melodische — So führt Ihr mir denn, werther Bruder im Herrn, sagte er, Das große träumerische Auge des Mannes hing über mir wie —Ihr wißt, sagt'ich, welchem Volke, welchem Glauben wir an¬ — O ich weiß, — und weiß auch, daß in den italienischen Klö¬ — Amen! sagte Burkhardt und warf sich in den freundschaftlichen — Der nahe Krieg droht unser Friedenswerk wieder zu stören, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0318" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/269733"/> <p xml:id="ID_915" prev="#ID_914"> ziehen konnte, falls der Feind im untern Stockwerk Fuß gefaßt. So<lb/> kriegerisch haust hier das evangelische Wort Gottes; die Geister der<lb/> alten Ritter im'Harnisch halten Wache über seine Echtheit und Rein¬<lb/> heit. So dacht' ich, selbst an Pater Burkhardt'ö Seite, der hier<lb/> wie ein Bekannter that und wie zu Hause schien.</p><lb/> <p xml:id="ID_916"> — Willkommen, Gesalbte des Herren! ertönte eine melodische<lb/> Stimme aus dem oberen Kabinet, das mein Begleiter öffnete. In<lb/> einem weiten dunkeln Talar, ein schwarzes Barett auf dem Kopfe,<lb/> eine hohe, magere, blasse Gestalt, trat uns Pastor Dreykorn entgegen.<lb/> Er umarmte, er küßte uns, ja auch über mich ergoß sich, als wär'<lb/> ich ihm längst vertraut, die salbungsvolle Herzlichkeit seines Em¬<lb/> pfanges.</p><lb/> <p xml:id="ID_917"> — So führt Ihr mir denn, werther Bruder im Herrn, sagte er,<lb/> auf mich weisend, wieder einen Jünger zu, den die Sehnsucht treibt,<lb/> über die zwiespältige Welt hinüber nach der Wahrheit, die Alle ver¬<lb/> einen soll, die Hand auszustrecken.</p><lb/> <p xml:id="ID_918"> Das große träumerische Auge des Mannes hing über mir wie<lb/> eine dunkel umflorte Sonne, während er beide Hände auf meine<lb/> Schultern legte.</p><lb/> <p xml:id="ID_919"> —Ihr wißt, sagt'ich, welchem Volke, welchem Glauben wir an¬<lb/> gehören?</p><lb/> <p xml:id="ID_920"> — O ich weiß, — und weiß auch, daß in den italienischen Klö¬<lb/> stern viel Edle im Stillen mit uns verbrüdert sind. Wir kommen<lb/> von verschiedenen Ausgangspunkten, Christen von allerlei Bekenntniß<lb/> und von allerlei Zungen, aber wir haben Alle Ein Ziel und wenn<lb/> der Geist über uns kommen wird, der Tröster von oben, dann wer¬<lb/> den wir Alle nur Ein Hirt und Eine Heerde sein!</p><lb/> <p xml:id="ID_921"> — Amen! sagte Burkhardt und warf sich in den freundschaftlichen<lb/> Schlafrock, den ihm deutsche Gastlichkeit bereit hielt. Habt Ihr seit¬<lb/> dem gute Geschäfte gemacht? fragte er wohlgemuth.</p><lb/> <p xml:id="ID_922" next="#ID_923"> — Der nahe Krieg droht unser Friedenswerk wieder zu stören,<lb/> sagte Dreykorn. Thöricht, wer jemals auf diesen Friedrich rechnete!<lb/> Er hat die Logen in Berlin schließen lassen, seinen Prinzen und Mi¬<lb/> nistern verboten, sie zu besuchen. Unser Abgesandter ist bei ihm gar<lb/> nicht vorgelassen. Die Eitelkeiten der Welt, Macht und Ruhmsucht<lb/> treiben ihn. Ach! Wohl sind ihm die Religionen gleich, weil sie ihm<lb/> alle gleich wenig sind! Es war vergeblich, darauf zu bauen, daß der</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0318]
ziehen konnte, falls der Feind im untern Stockwerk Fuß gefaßt. So
kriegerisch haust hier das evangelische Wort Gottes; die Geister der
alten Ritter im'Harnisch halten Wache über seine Echtheit und Rein¬
heit. So dacht' ich, selbst an Pater Burkhardt'ö Seite, der hier
wie ein Bekannter that und wie zu Hause schien.
— Willkommen, Gesalbte des Herren! ertönte eine melodische
Stimme aus dem oberen Kabinet, das mein Begleiter öffnete. In
einem weiten dunkeln Talar, ein schwarzes Barett auf dem Kopfe,
eine hohe, magere, blasse Gestalt, trat uns Pastor Dreykorn entgegen.
Er umarmte, er küßte uns, ja auch über mich ergoß sich, als wär'
ich ihm längst vertraut, die salbungsvolle Herzlichkeit seines Em¬
pfanges.
— So führt Ihr mir denn, werther Bruder im Herrn, sagte er,
auf mich weisend, wieder einen Jünger zu, den die Sehnsucht treibt,
über die zwiespältige Welt hinüber nach der Wahrheit, die Alle ver¬
einen soll, die Hand auszustrecken.
Das große träumerische Auge des Mannes hing über mir wie
eine dunkel umflorte Sonne, während er beide Hände auf meine
Schultern legte.
—Ihr wißt, sagt'ich, welchem Volke, welchem Glauben wir an¬
gehören?
— O ich weiß, — und weiß auch, daß in den italienischen Klö¬
stern viel Edle im Stillen mit uns verbrüdert sind. Wir kommen
von verschiedenen Ausgangspunkten, Christen von allerlei Bekenntniß
und von allerlei Zungen, aber wir haben Alle Ein Ziel und wenn
der Geist über uns kommen wird, der Tröster von oben, dann wer¬
den wir Alle nur Ein Hirt und Eine Heerde sein!
— Amen! sagte Burkhardt und warf sich in den freundschaftlichen
Schlafrock, den ihm deutsche Gastlichkeit bereit hielt. Habt Ihr seit¬
dem gute Geschäfte gemacht? fragte er wohlgemuth.
— Der nahe Krieg droht unser Friedenswerk wieder zu stören,
sagte Dreykorn. Thöricht, wer jemals auf diesen Friedrich rechnete!
Er hat die Logen in Berlin schließen lassen, seinen Prinzen und Mi¬
nistern verboten, sie zu besuchen. Unser Abgesandter ist bei ihm gar
nicht vorgelassen. Die Eitelkeiten der Welt, Macht und Ruhmsucht
treiben ihn. Ach! Wohl sind ihm die Religionen gleich, weil sie ihm
alle gleich wenig sind! Es war vergeblich, darauf zu bauen, daß der
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