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Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester.

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Um Licht dem quakenden Geschlecht zu bringen?
Die von der Wolken goldner Freiheit reden,
Wenn sie das Sklaventhum des Sumpfs befehden?
Gedankenadler, die melodisch kreisen
Erd' auf zum Himmel auf saphirnen Gleisen,
Daß endlich aller Sumpf zum Saatfeld werde,
D'raus Lerchen Freiheit singen auf der Erde?
Du aus dem Land mit Lerchen in dem Schilde,
Habt Ihr Gedankenadler im Gefilde?
Gedanken hab'n wir schon, Gedanken guna,
Die Vogerln lassen wir fliegen immer ma,
Versteht sich aber allweil nur die klann,
Was so d'Strichvögel und d'Zaunschlupferln san,
Die aber dö du manst, die großen gar,
Die Adlergedanken -- no -- an so alle Jahr;
Wann's aber ah schon manchmal da sind g'wesen,
So sucht's kein Mensch im Nest, sie bleiben ungelesen.
Uiberhaupt wer da kummat mit Gedanken,
Da wurden sich die Zuschauer schon bedanken;
A bissel a liederlichs Zeug aus'n Französischen übersetz!
Und anlegen schön mit seidenen Fetzen,
Ein Ehemann, der dumm is und base

Und a galante Frau, das ist heut zu Tag gspasi
Da mischt man a Paar lustige Liedeln hinein
Und die ganze Komödie wird fertig sein.
Wär ich kein Geist, mir fror das Herz zusammen
In der modernen, gaserhellten Nacht,
Doch sag', gibt's keinen, der im Herzen Flammen
Und auf den Lippen führt der Rede Macht?
Der Schädel spalten kann mit seinen Blitzen
Und, wenn es gilt, die Esel niedcrwitzen?
Im engsten Raum läßt sich ein Höchstes leisten
Und tiefstes Weh aussprechen sich mit Schmerz,
Da gilt es nur ein männliches Erdreisten,




,.
A! erenienonno am retenleck
z
Und wir abenauno Leut' kräi und keck.

Um Licht dem quakenden Geschlecht zu bringen?
Die von der Wolken goldner Freiheit reden,
Wenn sie das Sklaventhum des Sumpfs befehden?
Gedankenadler, die melodisch kreisen
Erd' auf zum Himmel auf saphirnen Gleisen,
Daß endlich aller Sumpf zum Saatfeld werde,
D'raus Lerchen Freiheit singen auf der Erde?
Du aus dem Land mit Lerchen in dem Schilde,
Habt Ihr Gedankenadler im Gefilde?
Gedanken hab'n wir schon, Gedanken guna,
Die Vogerln lassen wir fliegen immer ma,
Versteht sich aber allweil nur die klann,
Was so d'Strichvögel und d'Zaunschlupferln san,
Die aber dö du manst, die großen gar,
Die Adlergedanken — no — an so alle Jahr;
Wann's aber ah schon manchmal da sind g'wesen,
So sucht's kein Mensch im Nest, sie bleiben ungelesen.
Uiberhaupt wer da kummat mit Gedanken,
Da wurden sich die Zuschauer schon bedanken;
A bissel a liederlichs Zeug aus'n Französischen übersetz!
Und anlegen schön mit seidenen Fetzen,
Ein Ehemann, der dumm is und base

Und a galante Frau, das ist heut zu Tag gspasi
Da mischt man a Paar lustige Liedeln hinein
Und die ganze Komödie wird fertig sein.
Wär ich kein Geist, mir fror das Herz zusammen
In der modernen, gaserhellten Nacht,
Doch sag', gibt's keinen, der im Herzen Flammen
Und auf den Lippen führt der Rede Macht?
Der Schädel spalten kann mit seinen Blitzen
Und, wenn es gilt, die Esel niedcrwitzen?
Im engsten Raum läßt sich ein Höchstes leisten
Und tiefstes Weh aussprechen sich mit Schmerz,
Da gilt es nur ein männliches Erdreisten,




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A! erenienonno am retenleck
z
Und wir abenauno Leut' kräi und keck.
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[0302] Um Licht dem quakenden Geschlecht zu bringen? Die von der Wolken goldner Freiheit reden, Wenn sie das Sklaventhum des Sumpfs befehden? Gedankenadler, die melodisch kreisen Erd' auf zum Himmel auf saphirnen Gleisen, Daß endlich aller Sumpf zum Saatfeld werde, D'raus Lerchen Freiheit singen auf der Erde? Du aus dem Land mit Lerchen in dem Schilde, Habt Ihr Gedankenadler im Gefilde? Gedanken hab'n wir schon, Gedanken guna, Die Vogerln lassen wir fliegen immer ma, Versteht sich aber allweil nur die klann, Was so d'Strichvögel und d'Zaunschlupferln san, Die aber dö du manst, die großen gar, Die Adlergedanken — no — an so alle Jahr; Wann's aber ah schon manchmal da sind g'wesen, So sucht's kein Mensch im Nest, sie bleiben ungelesen. Uiberhaupt wer da kummat mit Gedanken, Da wurden sich die Zuschauer schon bedanken; A bissel a liederlichs Zeug aus'n Französischen übersetz! Und anlegen schön mit seidenen Fetzen, Ein Ehemann, der dumm is und base Und a galante Frau, das ist heut zu Tag gspasi Da mischt man a Paar lustige Liedeln hinein Und die ganze Komödie wird fertig sein. Wär ich kein Geist, mir fror das Herz zusammen In der modernen, gaserhellten Nacht, Doch sag', gibt's keinen, der im Herzen Flammen Und auf den Lippen führt der Rede Macht? Der Schädel spalten kann mit seinen Blitzen Und, wenn es gilt, die Esel niedcrwitzen? Im engsten Raum läßt sich ein Höchstes leisten Und tiefstes Weh aussprechen sich mit Schmerz, Da gilt es nur ein männliches Erdreisten, ,. A! erenienonno am retenleck z Und wir abenauno Leut' kräi und keck.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341548_269416/302>, abgerufen am 22.07.2024.