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Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester.

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Da belle Cerberus doch drein!
Das Wenigste und doch zugleich das Höchste,
Was Menschen werden könne", ist ein Volk zu sein!
Habt Ihr nicht Feinde? Habt Ihr keinen Engel,
Ich wollte sagen Sokrates, verzeih,
Bestechliche Beamte, sonst'ge Flegel,
Berühmte Phrynen, Aerzt', Rechtsfeinde und derlei --
Habt Ihr denn Nichts, was würdig des Karnüffelns sei?
L, Da hat er uns was Neu's erzählt,
Der Muöje Naß, da aus der alten Welt?
Wir habn's schon, aber's derfen is die Sach,
Probir's amabl und schau ti an hernach.
Wann Einer nur bei uns an Greißler schiggelt,
Wie Du sogar den Sokrates hast prigelt,
A Kramer und sein Commis hängt an Proceß Dir an,
Bringst seine Streich wo im Theater an,
Probir's, bring aufs Tapet die Elßler und den Genz,
Glei wird a Lermen genandt, an allen Ecken brennt's,
An Jeder ist da viel zu Hoppadaschi.
An Jeder ist a Gott, all'S andr ist Bagaschi.
Oes habt's a Volk, für das habt's Alles thon,
Bei uns thut Jeder Alles für sein Person.
A. Person! nun ja, die Maske heißt Person --
Gelingt's Euch nicht, in Masken zu verhüllen
Gestalten, die mit Zorn die Welt erfüllen,
Und sie zu setzen auf des Lächerlichen Thron?!
Was Aristoteles Euch, der Pedant,
Mit seinem Eins in Dreiheit vorgeschrieben,
Ihr habt es nachgebetet lang durch alles Land,
Mein Beispiel scheint den Herrn nicht zu belieben I
Lebendig ist die That und kalt die Regel.
Die Frösche schrieb ich^ Wolken und die Vögel.
Im Sumpfe quakt die Wirklichkeit, die Menge --
Die Wolken schweben hoch, das Ideal,
- Und zwischendurch verbindende Gesänge.
Von Thaten auf zum Traum, von Nacht zum Strahl.
Habt Ihr Gedankenadler, die zur Sonne dringen,

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Da belle Cerberus doch drein!
Das Wenigste und doch zugleich das Höchste,
Was Menschen werden könne», ist ein Volk zu sein!
Habt Ihr nicht Feinde? Habt Ihr keinen Engel,
Ich wollte sagen Sokrates, verzeih,
Bestechliche Beamte, sonst'ge Flegel,
Berühmte Phrynen, Aerzt', Rechtsfeinde und derlei —
Habt Ihr denn Nichts, was würdig des Karnüffelns sei?
L, Da hat er uns was Neu's erzählt,
Der Muöje Naß, da aus der alten Welt?
Wir habn's schon, aber's derfen is die Sach,
Probir's amabl und schau ti an hernach.
Wann Einer nur bei uns an Greißler schiggelt,
Wie Du sogar den Sokrates hast prigelt,
A Kramer und sein Commis hängt an Proceß Dir an,
Bringst seine Streich wo im Theater an,
Probir's, bring aufs Tapet die Elßler und den Genz,
Glei wird a Lermen genandt, an allen Ecken brennt's,
An Jeder ist da viel zu Hoppadaschi.
An Jeder ist a Gott, all'S andr ist Bagaschi.
Oes habt's a Volk, für das habt's Alles thon,
Bei uns thut Jeder Alles für sein Person.
A. Person! nun ja, die Maske heißt Person —
Gelingt's Euch nicht, in Masken zu verhüllen
Gestalten, die mit Zorn die Welt erfüllen,
Und sie zu setzen auf des Lächerlichen Thron?!
Was Aristoteles Euch, der Pedant,
Mit seinem Eins in Dreiheit vorgeschrieben,
Ihr habt es nachgebetet lang durch alles Land,
Mein Beispiel scheint den Herrn nicht zu belieben I
Lebendig ist die That und kalt die Regel.
Die Frösche schrieb ich^ Wolken und die Vögel.
Im Sumpfe quakt die Wirklichkeit, die Menge —
Die Wolken schweben hoch, das Ideal,
- Und zwischendurch verbindende Gesänge.
Von Thaten auf zum Traum, von Nacht zum Strahl.
Habt Ihr Gedankenadler, die zur Sonne dringen,

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[0301] Da belle Cerberus doch drein! Das Wenigste und doch zugleich das Höchste, Was Menschen werden könne», ist ein Volk zu sein! Habt Ihr nicht Feinde? Habt Ihr keinen Engel, Ich wollte sagen Sokrates, verzeih, Bestechliche Beamte, sonst'ge Flegel, Berühmte Phrynen, Aerzt', Rechtsfeinde und derlei — Habt Ihr denn Nichts, was würdig des Karnüffelns sei? L, Da hat er uns was Neu's erzählt, Der Muöje Naß, da aus der alten Welt? Wir habn's schon, aber's derfen is die Sach, Probir's amabl und schau ti an hernach. Wann Einer nur bei uns an Greißler schiggelt, Wie Du sogar den Sokrates hast prigelt, A Kramer und sein Commis hängt an Proceß Dir an, Bringst seine Streich wo im Theater an, Probir's, bring aufs Tapet die Elßler und den Genz, Glei wird a Lermen genandt, an allen Ecken brennt's, An Jeder ist da viel zu Hoppadaschi. An Jeder ist a Gott, all'S andr ist Bagaschi. Oes habt's a Volk, für das habt's Alles thon, Bei uns thut Jeder Alles für sein Person. A. Person! nun ja, die Maske heißt Person — Gelingt's Euch nicht, in Masken zu verhüllen Gestalten, die mit Zorn die Welt erfüllen, Und sie zu setzen auf des Lächerlichen Thron?! Was Aristoteles Euch, der Pedant, Mit seinem Eins in Dreiheit vorgeschrieben, Ihr habt es nachgebetet lang durch alles Land, Mein Beispiel scheint den Herrn nicht zu belieben I Lebendig ist die That und kalt die Regel. Die Frösche schrieb ich^ Wolken und die Vögel. Im Sumpfe quakt die Wirklichkeit, die Menge — Die Wolken schweben hoch, das Ideal, - Und zwischendurch verbindende Gesänge. Von Thaten auf zum Traum, von Nacht zum Strahl. Habt Ihr Gedankenadler, die zur Sonne dringen, 38-i-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341548_269416/301>, abgerufen am 23.07.2024.