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Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester.

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mit den Minister"! u Ilus lo roi! ES lebe die Freiheit! ES lebe die
Republik!" Dabei warf er Pflastersteine und Glasscherben, die er in
den Taschen hatte, in die Fenster, zerschlug die Laternen -- und in
einem Augenblick war in Paris eine Emeute ausgebrochen.

Satanas kehrte nach vollstreckte"" Urtheile auf den Thron zurück
und sprach: "Welcher Taugenichts! Er wagt eS, den menschlichen
Verstand zu preisen. -- Wann war dieser Verstand stärker als un¬
sere Versuchungen? . . . . Die Menschen bleiben sich immer gleich____
sie taugen zu Nichts weiter als zu Verdammten .... Wer hat jetzt
zu rapportiren?"




Stellen Sie sich ein Teufelchen vor von dem Wuchse eines Be¬
amten der vierzehnten Klasse, mit einer Hahnennase, einer Hunde¬
stirne, Eselsohren, Hörnern, Hauern, Krallen und einem langen
Schwänze; gekleidet, -- wie sich Teufel von jeher kleidete", in Schul)
und Strümpfen aus alten Zeitungen, in Beinkleidern aus alten Zei¬
tungen, in einem langen Frak aus alten Zeitungen, mit einer aus
Journalcorrccturen zusammengeleimten, neu" Arschin langer, Mütze,
in Form eines Zuckerhutes, auf deren Spitze eine papierene Fahne
angebracht ist, die anzeigt, von wo der Wind weht, -- und
Sie haben einen Begriff von den" geistreiche" Gesichte und
der Uniform des weltberühmten Bubcmtus, des ersten Lord-
Diavols der Journalistik im Dienste Seiner Finsterniß. Er ist
ein großer Günstling des Höllengebieters und bekleidet das doppelte
Amt rineö Hofverleiimvcrö und Herausgebers eines Tageblattes, das
übrigens "ur ein Mal in mehreren Monaten erscheint und den Titel
führt: "Der Lügner aller Lügner." Es ist die offizielle Höllenzeitung:
zur Befriedigung des Herrn der Finsterniß werden in dieses Journal
nur ungegründete Nachrichten aufgenommen, da er gegründete als
seiner Aufmerksamkeit unwürdig betrachtet. Und mit Recht! . . .

Mit einer Eulenfeder hinter dem Ohre, mit einem schwarzen
Portefeuille unter dem Arme, mit Galle und Dinte befleckt, näherte
er sich dem Throne, verneigte sich, machte eine sehr geschickte Pirouette
auf einem Fuße und sprach: Ich habe die Ehre, mich zu empfeh¬
len! ....


mit den Minister»! u Ilus lo roi! ES lebe die Freiheit! ES lebe die
Republik!" Dabei warf er Pflastersteine und Glasscherben, die er in
den Taschen hatte, in die Fenster, zerschlug die Laternen — und in
einem Augenblick war in Paris eine Emeute ausgebrochen.

Satanas kehrte nach vollstreckte«« Urtheile auf den Thron zurück
und sprach: „Welcher Taugenichts! Er wagt eS, den menschlichen
Verstand zu preisen. — Wann war dieser Verstand stärker als un¬
sere Versuchungen? . . . . Die Menschen bleiben sich immer gleich____
sie taugen zu Nichts weiter als zu Verdammten .... Wer hat jetzt
zu rapportiren?"




Stellen Sie sich ein Teufelchen vor von dem Wuchse eines Be¬
amten der vierzehnten Klasse, mit einer Hahnennase, einer Hunde¬
stirne, Eselsohren, Hörnern, Hauern, Krallen und einem langen
Schwänze; gekleidet, — wie sich Teufel von jeher kleidete», in Schul)
und Strümpfen aus alten Zeitungen, in Beinkleidern aus alten Zei¬
tungen, in einem langen Frak aus alten Zeitungen, mit einer aus
Journalcorrccturen zusammengeleimten, neu» Arschin langer, Mütze,
in Form eines Zuckerhutes, auf deren Spitze eine papierene Fahne
angebracht ist, die anzeigt, von wo der Wind weht, — und
Sie haben einen Begriff von den» geistreiche» Gesichte und
der Uniform des weltberühmten Bubcmtus, des ersten Lord-
Diavols der Journalistik im Dienste Seiner Finsterniß. Er ist
ein großer Günstling des Höllengebieters und bekleidet das doppelte
Amt rineö Hofverleiimvcrö und Herausgebers eines Tageblattes, das
übrigens »ur ein Mal in mehreren Monaten erscheint und den Titel
führt: „Der Lügner aller Lügner." Es ist die offizielle Höllenzeitung:
zur Befriedigung des Herrn der Finsterniß werden in dieses Journal
nur ungegründete Nachrichten aufgenommen, da er gegründete als
seiner Aufmerksamkeit unwürdig betrachtet. Und mit Recht! . . .

Mit einer Eulenfeder hinter dem Ohre, mit einem schwarzen
Portefeuille unter dem Arme, mit Galle und Dinte befleckt, näherte
er sich dem Throne, verneigte sich, machte eine sehr geschickte Pirouette
auf einem Fuße und sprach: Ich habe die Ehre, mich zu empfeh¬
len! ....


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341548_269416/232>, abgerufen am 25.08.2024.