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Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester.

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Auch die österreichische militärische Zeitschrift soll vom Museum ver¬
schwinden. Es sind das nur Gerüchte, aber ziemlich verbürgte. Man
hätte erwarten können, daß der Vorstand seine Pläne, Ansichten und
Absichten den Abonnenten mitzutheilen sich veranlaßt finden würde.
Das scheint aber nicht für nöthig erachtet zu sein. Der Vorstand
behandelt die Wahl neuer Zeitungen als ein "Amtsgeheimniß." Er
will die "Amtsverschwiegenheit" nicht brechen und die Abonnenten
durch seine umsichtige Auswahl überraschen. Die Abonnenten dürfen
freilich bitten, aber ihre Bitten kann der Vorstand berücksichtigen oder
nicht. Die Abonnenten sind eine rechtlose Masse, die keinen Willen
haben darf. ' Es sind Steuerzahlende, die außerhalb des Staates
stehen, der sich "Museum" nennt und ihnen keine Berechtigung, kei¬
nen Antheil an der Verwaltung zugesteht. Besonderes Vertrauen
kann ein Vorstand nicht einflößen, der nicht aus Zeitungslesern,
aus Kennern der Tagespresse, sondern aus Actieninhabern be¬
steht. Sachkenntniß ist völlige Nebensache und vielleicht hie und da
ein zufälliges Requisit. Versichern doch Mitglieder des Vorstandes
wiederholt naiver Weise, daß sie gar Nichts lesen. Solche Herren
ohne das geringste Interesse sür die Sache regieren das Zeitungs-
institut. Man darf von einem solchen Institute, wie das Museum,
verlangen, daß neue, eigenthümliche Erscheinungen der Tagespresse
sofort Berücksichtigung finden, daß man alten Plunder abschafft und
dem Neuen Platz macht. Der Rheinische Beobachter ist sofort aus¬
gelegt. Die preußische Communalmonatsschrist, das Archiv sür Han¬
delsrecht, die norddeutsche Revue liegen außer dem Gesichtskreise des
Vorstandes, außerhalb des Gesichtskreises von Männern, die sich
zum Theil etwas darauf zu Gute thun, gar Nichts zu lesen. --


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Auch die österreichische militärische Zeitschrift soll vom Museum ver¬
schwinden. Es sind das nur Gerüchte, aber ziemlich verbürgte. Man
hätte erwarten können, daß der Vorstand seine Pläne, Ansichten und
Absichten den Abonnenten mitzutheilen sich veranlaßt finden würde.
Das scheint aber nicht für nöthig erachtet zu sein. Der Vorstand
behandelt die Wahl neuer Zeitungen als ein „Amtsgeheimniß." Er
will die „Amtsverschwiegenheit" nicht brechen und die Abonnenten
durch seine umsichtige Auswahl überraschen. Die Abonnenten dürfen
freilich bitten, aber ihre Bitten kann der Vorstand berücksichtigen oder
nicht. Die Abonnenten sind eine rechtlose Masse, die keinen Willen
haben darf. ' Es sind Steuerzahlende, die außerhalb des Staates
stehen, der sich „Museum" nennt und ihnen keine Berechtigung, kei¬
nen Antheil an der Verwaltung zugesteht. Besonderes Vertrauen
kann ein Vorstand nicht einflößen, der nicht aus Zeitungslesern,
aus Kennern der Tagespresse, sondern aus Actieninhabern be¬
steht. Sachkenntniß ist völlige Nebensache und vielleicht hie und da
ein zufälliges Requisit. Versichern doch Mitglieder des Vorstandes
wiederholt naiver Weise, daß sie gar Nichts lesen. Solche Herren
ohne das geringste Interesse sür die Sache regieren das Zeitungs-
institut. Man darf von einem solchen Institute, wie das Museum,
verlangen, daß neue, eigenthümliche Erscheinungen der Tagespresse
sofort Berücksichtigung finden, daß man alten Plunder abschafft und
dem Neuen Platz macht. Der Rheinische Beobachter ist sofort aus¬
gelegt. Die preußische Communalmonatsschrist, das Archiv sür Han¬
delsrecht, die norddeutsche Revue liegen außer dem Gesichtskreise des
Vorstandes, außerhalb des Gesichtskreises von Männern, die sich
zum Theil etwas darauf zu Gute thun, gar Nichts zu lesen. —


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[0133] Auch die österreichische militärische Zeitschrift soll vom Museum ver¬ schwinden. Es sind das nur Gerüchte, aber ziemlich verbürgte. Man hätte erwarten können, daß der Vorstand seine Pläne, Ansichten und Absichten den Abonnenten mitzutheilen sich veranlaßt finden würde. Das scheint aber nicht für nöthig erachtet zu sein. Der Vorstand behandelt die Wahl neuer Zeitungen als ein „Amtsgeheimniß." Er will die „Amtsverschwiegenheit" nicht brechen und die Abonnenten durch seine umsichtige Auswahl überraschen. Die Abonnenten dürfen freilich bitten, aber ihre Bitten kann der Vorstand berücksichtigen oder nicht. Die Abonnenten sind eine rechtlose Masse, die keinen Willen haben darf. ' Es sind Steuerzahlende, die außerhalb des Staates stehen, der sich „Museum" nennt und ihnen keine Berechtigung, kei¬ nen Antheil an der Verwaltung zugesteht. Besonderes Vertrauen kann ein Vorstand nicht einflößen, der nicht aus Zeitungslesern, aus Kennern der Tagespresse, sondern aus Actieninhabern be¬ steht. Sachkenntniß ist völlige Nebensache und vielleicht hie und da ein zufälliges Requisit. Versichern doch Mitglieder des Vorstandes wiederholt naiver Weise, daß sie gar Nichts lesen. Solche Herren ohne das geringste Interesse sür die Sache regieren das Zeitungs- institut. Man darf von einem solchen Institute, wie das Museum, verlangen, daß neue, eigenthümliche Erscheinungen der Tagespresse sofort Berücksichtigung finden, daß man alten Plunder abschafft und dem Neuen Platz macht. Der Rheinische Beobachter ist sofort aus¬ gelegt. Die preußische Communalmonatsschrist, das Archiv sür Han¬ delsrecht, die norddeutsche Revue liegen außer dem Gesichtskreise des Vorstandes, außerhalb des Gesichtskreises von Männern, die sich zum Theil etwas darauf zu Gute thun, gar Nichts zu lesen. — ? ? ? ? 17 ^

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341548_269416/133>, abgerufen am 22.07.2024.