Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester.welche keine Censurfreiheit mehr eristirt. und enthält einen "unehrer¬ Baron Kübeck besitzt die Einsicht und den Willen, diese büreau- Wohl wissend, daß die Zeit des Geschäftsmannes goldnen Werth Unter den gegenwärtigen Umständen und in Voraussicht der zu 14 -i-
welche keine Censurfreiheit mehr eristirt. und enthält einen „unehrer¬ Baron Kübeck besitzt die Einsicht und den Willen, diese büreau- Wohl wissend, daß die Zeit des Geschäftsmannes goldnen Werth Unter den gegenwärtigen Umständen und in Voraussicht der zu 14 -i-
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0109" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/269526"/> <p xml:id="ID_351" prev="#ID_350"> welche keine Censurfreiheit mehr eristirt. und enthält einen „unehrer¬<lb/> bietigem Tadel der Hoheit Staatsverwaltung."</p><lb/> <p xml:id="ID_352"> Baron Kübeck besitzt die Einsicht und den Willen, diese büreau-<lb/> kratische Schroffheit des herrschenden Systems zu brechen — nicht<lb/> doch, zu modifiziren, wollte ich sagen, denn alles Plötzliche und<lb/> Reformatorische ist in Oesterreich schlechterdings unmöglich und nur auf<lb/> dem Wege allmäliger Concessionen kann selbst ein starker und hoher<lb/> Wille hier etwas Neues praktisch machen. Ohne die erwähnten Fi¬<lb/> nanz-Deputationen, die nun einmal den Credit verloren hatten, wie¬<lb/> der zu erwecken, hat der Finanzpräsident doch vor der letzten Zoll¬<lb/> reform, die nur als Einleitung zu weiteren Herabsetzungen deö Tarifs<lb/> zu betrachten ist. die Meinungen der vorzüglichsten Gewerbsleute<lb/> aller Zweige zu Protokoll bringen lassen.</p><lb/> <p xml:id="ID_353"> Wohl wissend, daß die Zeit des Geschäftsmannes goldnen Werth<lb/> besitzt und es eigentlich die Pflicht der Bureaukratie wäre, nachdem sie die<lb/> ausschließliche Leitung des Staates übernommen, auch im ausschließlichen<lb/> Besitz aller Kenntnisse zu sein, muthete er den Industriellen nicht zu,<lb/> ihr Haus zu verlassen und im schwarzen Frack im Präsidium der<lb/> Hosiammer zu erscheinen, sondern sanvte in den meisten Fällen Be¬<lb/> amte in ihre Wohnung, um dort ihre Aussagen und subjectiven<lb/> Wünsche zu Papier zu bringen. Jedenfalls darf man hoffen, daß<lb/> die Zeiten vorüber sind, wo der Actendünkel weite Monarchien<lb/> regierte und in launischer Willkür zahllose Familien in's Unglück stür¬<lb/> zen konnte. Auch wenn unsere Hoffnung nicht auf der energische»<lb/> Persönlichkeit des dermaligen Chefs des Finanzwesens beruhte, so wol«<lb/> im wir doch annehmen, das einmal gegebene Beispiel werde jede<lb/> spätere Unikehr für immer unmöglich machen. Bald vielleicht sehen<lb/> wir den Vvrangang Preußens nachahmend, das in dieser Hinsicht<lb/> rascher zu Werke geht, auch in Wien ein Handelsministerium min¬<lb/> destens als Departement der Hofkammer erstehen, wie es die viel¬<lb/> fachen Interessen und die hohe Wichtigkeit deö Handels mit jedem<lb/> Tage dringender zu erheischen scheinen.</p><lb/> <p xml:id="ID_354" next="#ID_355"> Unter den gegenwärtigen Umständen und in Voraussicht der zu<lb/> erwartenden Veränderungen in der Organisation der für das mo¬<lb/> derne Staatsleben bedeutendsten Behörden dürste es den Lesern die¬<lb/> ses Blattes nicht ganz unwillkommen sein, ein ähnliches Bild von</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 14 -i-</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0109]
welche keine Censurfreiheit mehr eristirt. und enthält einen „unehrer¬
bietigem Tadel der Hoheit Staatsverwaltung."
Baron Kübeck besitzt die Einsicht und den Willen, diese büreau-
kratische Schroffheit des herrschenden Systems zu brechen — nicht
doch, zu modifiziren, wollte ich sagen, denn alles Plötzliche und
Reformatorische ist in Oesterreich schlechterdings unmöglich und nur auf
dem Wege allmäliger Concessionen kann selbst ein starker und hoher
Wille hier etwas Neues praktisch machen. Ohne die erwähnten Fi¬
nanz-Deputationen, die nun einmal den Credit verloren hatten, wie¬
der zu erwecken, hat der Finanzpräsident doch vor der letzten Zoll¬
reform, die nur als Einleitung zu weiteren Herabsetzungen deö Tarifs
zu betrachten ist. die Meinungen der vorzüglichsten Gewerbsleute
aller Zweige zu Protokoll bringen lassen.
Wohl wissend, daß die Zeit des Geschäftsmannes goldnen Werth
besitzt und es eigentlich die Pflicht der Bureaukratie wäre, nachdem sie die
ausschließliche Leitung des Staates übernommen, auch im ausschließlichen
Besitz aller Kenntnisse zu sein, muthete er den Industriellen nicht zu,
ihr Haus zu verlassen und im schwarzen Frack im Präsidium der
Hosiammer zu erscheinen, sondern sanvte in den meisten Fällen Be¬
amte in ihre Wohnung, um dort ihre Aussagen und subjectiven
Wünsche zu Papier zu bringen. Jedenfalls darf man hoffen, daß
die Zeiten vorüber sind, wo der Actendünkel weite Monarchien
regierte und in launischer Willkür zahllose Familien in's Unglück stür¬
zen konnte. Auch wenn unsere Hoffnung nicht auf der energische»
Persönlichkeit des dermaligen Chefs des Finanzwesens beruhte, so wol«
im wir doch annehmen, das einmal gegebene Beispiel werde jede
spätere Unikehr für immer unmöglich machen. Bald vielleicht sehen
wir den Vvrangang Preußens nachahmend, das in dieser Hinsicht
rascher zu Werke geht, auch in Wien ein Handelsministerium min¬
destens als Departement der Hofkammer erstehen, wie es die viel¬
fachen Interessen und die hohe Wichtigkeit deö Handels mit jedem
Tage dringender zu erheischen scheinen.
Unter den gegenwärtigen Umständen und in Voraussicht der zu
erwartenden Veränderungen in der Organisation der für das mo¬
derne Staatsleben bedeutendsten Behörden dürste es den Lesern die¬
ses Blattes nicht ganz unwillkommen sein, ein ähnliches Bild von
14 -i-
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