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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band.

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gesammte Honorar des Dichters Halm nicht ausgereicht haben würde,
den Genius aus seinen irdischen Fesseln zu lösen.

Der Fremdcnzug war noch in keinen" Jahre so bedeutend als
in dem gegenwärtigen und die Wiener scheinen ihren Wohnort nur
darum in so großer Anzahl zu verlassen, um den Kommenden Platz
zu machen. Die Eisenbahnen und Dampfschiffe haben in dieser Hin¬
sicht schon eine sehr fühlbare Nachwirkung, die in dem Maße stärker
hervortreten dürfte, als sich die eisernen Arme immer länger nach
Süd und Nord ausstrecken. Die Staatsbahn von Murgzuschlag bis
Grätz wird sicher bis zum in. October eröffnet, indem der Hofkam¬
merpräsident Freiherr von Kübel den Bau seit seiner Inspectionsreise
im Juni d. I. dergestalt betrieben hat, daß an manchen Stellen die
Zahl der Arbeiter verdoppelt und die Arbeiten bei Tag und Nacht
fortgesetzt wurden. Gleichwohl kann eine kleine Strecke bis zu jenem
Termin unmöglich befahren werden, weil die schwierigen und gefahr¬
vollen Felsensprengungcn an der Badlwand am Murufer sobald nicht
zu bewerkstelligen sind, ohne die Sache zu übereilen und die Solidi¬
tät des Baues zu gefährden. Damit jedoch die Communication da¬
durch nicht um drei Viertel Jahre hinaus verzögert und dem Staate
so bald als möglich sein Capital verzinst werde, hat man die Vor¬
sorge getroffen, daß bei der Badlwand einstweilen ein Nothgeleise
angebracht und dadurch die Verbindung ohne Beirrung der Spreng¬
arbeiten möglich gemacht werde.

Das gesammte Bctriebsmaterial ist bereits auf Kosten des Staa¬
tes aus den Maschinenfabriken in Oestreich, Belgien und England
angeschafft und der Pachtvertrag mit dem Baron Sina abgeschlossen.
Dieser Contrakt stellt die ganze Bahnverwaltung auf zwei Jahre un¬
ter die vollständigste Controle der Regierung, welche über die Erregung
in unmittelbarer Kenntniß bleibt und dem Pächter jede Fahrt nach
Stunde und aufgewendeter Dampfkraft vergütet. Ergibt sich nach
Jahresschluß ein Ueberschuß, so fällt er dem Eigenthümer, nämlich
dem Staate, anheim, stellt sich dagegen ein Deficit heraus, so muß
es gleichfalls die Staatscasse tragen. Nach Ablauf des Contracts
wird sich sodann ein fires Ergebniß gebildet haben, welches mit Rück¬
sicht auf die Conjunctucen der Zukunft zugleich den Maßstab an die '
Hand geben kann, nach welchem ein billiges Abkommen getroffen,
aber auch die gesammte Bahnverwaltung an den Staat selbst über¬
gehen wird. Sie sehen mithin, daß der jetzt abgeschlossene Vertrag
lediglich ein Versuch ist, bei welchem man die Ertragsfähigkeit der
Bahnlinie erproben will und ein festes und sicheres Verhältniß erst
zu erwarten steht, wenn die Resultate dieses gegebenen Zeitraums be¬
reits vorliegen und als Grundlage benützt werden können.Arciv

Die dem Oesterreichischen Beobachter beigegebene Beilage: h
für das Eisenbahnwesen, erscheint leider nur sparsam, ungeachtet der


gesammte Honorar des Dichters Halm nicht ausgereicht haben würde,
den Genius aus seinen irdischen Fesseln zu lösen.

Der Fremdcnzug war noch in keinen» Jahre so bedeutend als
in dem gegenwärtigen und die Wiener scheinen ihren Wohnort nur
darum in so großer Anzahl zu verlassen, um den Kommenden Platz
zu machen. Die Eisenbahnen und Dampfschiffe haben in dieser Hin¬
sicht schon eine sehr fühlbare Nachwirkung, die in dem Maße stärker
hervortreten dürfte, als sich die eisernen Arme immer länger nach
Süd und Nord ausstrecken. Die Staatsbahn von Murgzuschlag bis
Grätz wird sicher bis zum in. October eröffnet, indem der Hofkam¬
merpräsident Freiherr von Kübel den Bau seit seiner Inspectionsreise
im Juni d. I. dergestalt betrieben hat, daß an manchen Stellen die
Zahl der Arbeiter verdoppelt und die Arbeiten bei Tag und Nacht
fortgesetzt wurden. Gleichwohl kann eine kleine Strecke bis zu jenem
Termin unmöglich befahren werden, weil die schwierigen und gefahr¬
vollen Felsensprengungcn an der Badlwand am Murufer sobald nicht
zu bewerkstelligen sind, ohne die Sache zu übereilen und die Solidi¬
tät des Baues zu gefährden. Damit jedoch die Communication da¬
durch nicht um drei Viertel Jahre hinaus verzögert und dem Staate
so bald als möglich sein Capital verzinst werde, hat man die Vor¬
sorge getroffen, daß bei der Badlwand einstweilen ein Nothgeleise
angebracht und dadurch die Verbindung ohne Beirrung der Spreng¬
arbeiten möglich gemacht werde.

Das gesammte Bctriebsmaterial ist bereits auf Kosten des Staa¬
tes aus den Maschinenfabriken in Oestreich, Belgien und England
angeschafft und der Pachtvertrag mit dem Baron Sina abgeschlossen.
Dieser Contrakt stellt die ganze Bahnverwaltung auf zwei Jahre un¬
ter die vollständigste Controle der Regierung, welche über die Erregung
in unmittelbarer Kenntniß bleibt und dem Pächter jede Fahrt nach
Stunde und aufgewendeter Dampfkraft vergütet. Ergibt sich nach
Jahresschluß ein Ueberschuß, so fällt er dem Eigenthümer, nämlich
dem Staate, anheim, stellt sich dagegen ein Deficit heraus, so muß
es gleichfalls die Staatscasse tragen. Nach Ablauf des Contracts
wird sich sodann ein fires Ergebniß gebildet haben, welches mit Rück¬
sicht auf die Conjunctucen der Zukunft zugleich den Maßstab an die '
Hand geben kann, nach welchem ein billiges Abkommen getroffen,
aber auch die gesammte Bahnverwaltung an den Staat selbst über¬
gehen wird. Sie sehen mithin, daß der jetzt abgeschlossene Vertrag
lediglich ein Versuch ist, bei welchem man die Ertragsfähigkeit der
Bahnlinie erproben will und ein festes und sicheres Verhältniß erst
zu erwarten steht, wenn die Resultate dieses gegebenen Zeitraums be¬
reits vorliegen und als Grundlage benützt werden können.Arciv

Die dem Oesterreichischen Beobachter beigegebene Beilage: h
für das Eisenbahnwesen, erscheint leider nur sparsam, ungeachtet der


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_341790/90>, abgerufen am 05.12.2024.