Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band. Es faßt des Menschen Sinn, der engbeschränkte, Des Abends Friedens-Offenbarung nicht, Nicht was Natur in Strom und Strahlen spricht. Der Mensch, der in den eig'nen Schmerz Versenkte. Wie oft saß Abdul an des Meeres Strand, Tief im ruinenreichm Morgenland! Vom Weh bald der Vergänglichkeit durchtraucrt, Bald von des Meers Unendlichkeit durchschauert! Der Schutt, ein Bild vom Todes Angesicht, Und Bild der Ewigkeit des Meeres Größe, Und zwischen beiden steht des Menschen Blöße Und sucht aus Tod und Ewigkeit das Licht. O schmerzlich Ringen! O verlor'nes Streben! Es schweigt der Tod und Menschenwerk und Leben! ' Laut spricht allein das glücksbedürftge Herz Und pocht, nie müde, an ein Thor von Erz! Wie selig ruht Natur, in sich vollendet! ' O wär des Menschen Herz von ihr ein Theil, Nicht mehr zerrissen von des Zweifels Pfeil: Ob es in Gott, ob es im Grabe endet! So sprach er oft und rang, in's weite Meer An senken bitterer Gedanken Heer, Sich flüchtend in den Schöpfungskern zu retten, Zersprengend seines Ichs bemalte'ne Ketten; Zu werden wie der Baum, den die Natur Mit Trieb, sich zu vollenden, tief durchdrungen, Der nie von Zweifel war und Wahn bezwungen, Wenn Sturm durch die entlaubten Aeste fuhr. Doch immer lockt's ihn wieder, zu vertiefen Sich in des Demantschildes Hieroglyphen, Bis über seine Seele zog das Weh, Wie eine Wolke über einen See; Bis wieder ihn durchflammt das heiße Sehnen, ' An schaun des Glückes vollstes Paradies, Nach dem, wie Argonauten nach dem Vließ, Die Wünsche schissen durch ein Meer von Thränen. So war er lang gewandert durch die Welt, Die Brust vom Drang nach diesem Glück geschwellt, Das mit dem All sich eng scheint zu verzweigen Und nur für Menschen hat ein trotzig Schweigen-, Es faßt des Menschen Sinn, der engbeschränkte, Des Abends Friedens-Offenbarung nicht, Nicht was Natur in Strom und Strahlen spricht. Der Mensch, der in den eig'nen Schmerz Versenkte. Wie oft saß Abdul an des Meeres Strand, Tief im ruinenreichm Morgenland! Vom Weh bald der Vergänglichkeit durchtraucrt, Bald von des Meers Unendlichkeit durchschauert! Der Schutt, ein Bild vom Todes Angesicht, Und Bild der Ewigkeit des Meeres Größe, Und zwischen beiden steht des Menschen Blöße Und sucht aus Tod und Ewigkeit das Licht. O schmerzlich Ringen! O verlor'nes Streben! Es schweigt der Tod und Menschenwerk und Leben! ' Laut spricht allein das glücksbedürftge Herz Und pocht, nie müde, an ein Thor von Erz! Wie selig ruht Natur, in sich vollendet! ' O wär des Menschen Herz von ihr ein Theil, Nicht mehr zerrissen von des Zweifels Pfeil: Ob es in Gott, ob es im Grabe endet! So sprach er oft und rang, in's weite Meer An senken bitterer Gedanken Heer, Sich flüchtend in den Schöpfungskern zu retten, Zersprengend seines Ichs bemalte'ne Ketten; Zu werden wie der Baum, den die Natur Mit Trieb, sich zu vollenden, tief durchdrungen, Der nie von Zweifel war und Wahn bezwungen, Wenn Sturm durch die entlaubten Aeste fuhr. Doch immer lockt's ihn wieder, zu vertiefen Sich in des Demantschildes Hieroglyphen, Bis über seine Seele zog das Weh, Wie eine Wolke über einen See; Bis wieder ihn durchflammt das heiße Sehnen, ' An schaun des Glückes vollstes Paradies, Nach dem, wie Argonauten nach dem Vließ, Die Wünsche schissen durch ein Meer von Thränen. So war er lang gewandert durch die Welt, Die Brust vom Drang nach diesem Glück geschwellt, Das mit dem All sich eng scheint zu verzweigen Und nur für Menschen hat ein trotzig Schweigen-, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0593" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/181777"/> <lg xml:id="POEMID_39" type="poem"> <l> Es faßt des Menschen Sinn, der engbeschränkte,<lb/> Des Abends Friedens-Offenbarung nicht,<lb/> Nicht was Natur in Strom und Strahlen spricht.<lb/> Der Mensch, der in den eig'nen Schmerz Versenkte.</l> <l> Wie oft saß Abdul an des Meeres Strand,<lb/> Tief im ruinenreichm Morgenland!<lb/> Vom Weh bald der Vergänglichkeit durchtraucrt,<lb/> Bald von des Meers Unendlichkeit durchschauert!<lb/> Der Schutt, ein Bild vom Todes Angesicht,<lb/> Und Bild der Ewigkeit des Meeres Größe,<lb/> Und zwischen beiden steht des Menschen Blöße<lb/> Und sucht aus Tod und Ewigkeit das Licht.</l> <l> O schmerzlich Ringen! 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Es faßt des Menschen Sinn, der engbeschränkte,
Des Abends Friedens-Offenbarung nicht,
Nicht was Natur in Strom und Strahlen spricht.
Der Mensch, der in den eig'nen Schmerz Versenkte. Wie oft saß Abdul an des Meeres Strand,
Tief im ruinenreichm Morgenland!
Vom Weh bald der Vergänglichkeit durchtraucrt,
Bald von des Meers Unendlichkeit durchschauert!
Der Schutt, ein Bild vom Todes Angesicht,
Und Bild der Ewigkeit des Meeres Größe,
Und zwischen beiden steht des Menschen Blöße
Und sucht aus Tod und Ewigkeit das Licht. O schmerzlich Ringen! O verlor'nes Streben!
Es schweigt der Tod und Menschenwerk und Leben!
'
Laut spricht allein das glücksbedürftge Herz
Und pocht, nie müde, an ein Thor von Erz!
Wie selig ruht Natur, in sich vollendet!
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O wär des Menschen Herz von ihr ein Theil,
Nicht mehr zerrissen von des Zweifels Pfeil:
Ob es in Gott, ob es im Grabe endet!
So sprach er oft und rang, in's weite Meer
An senken bitterer Gedanken Heer,
Sich flüchtend in den Schöpfungskern zu retten,
Zersprengend seines Ichs bemalte'ne Ketten;
Zu werden wie der Baum, den die Natur
Mit Trieb, sich zu vollenden, tief durchdrungen,
Der nie von Zweifel war und Wahn bezwungen,
Wenn Sturm durch die entlaubten Aeste fuhr. Doch immer lockt's ihn wieder, zu vertiefen
Sich in des Demantschildes Hieroglyphen,
Bis über seine Seele zog das Weh,
Wie eine Wolke über einen See;
Bis wieder ihn durchflammt das heiße Sehnen,
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An schaun des Glückes vollstes Paradies,
Nach dem, wie Argonauten nach dem Vließ,
Die Wünsche schissen durch ein Meer von Thränen.
So war er lang gewandert durch die Welt,
Die Brust vom Drang nach diesem Glück geschwellt,
Das mit dem All sich eng scheint zu verzweigen
Und nur für Menschen hat ein trotzig Schweigen-,
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