Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band.Fiedler und Fries vielgelungene italienische Landschaften, zu welchen Fiedler und Fries vielgelungene italienische Landschaften, zu welchen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0498" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/181682"/> <p xml:id="ID_1437" prev="#ID_1436" next="#ID_1438"> Fiedler und Fries vielgelungene italienische Landschaften, zu welchen<lb/> allenfalls noch der alte Meister Cadet zu zählen ist, obgleich seine<lb/> Bilder nur wenig von den früheren Vorzügen besitzen. — Zwei<lb/> Waldlandschaften von Lange in Düsseldorf fallen auf, obgleich es<lb/> immer klarer wird, daß L. Ueberhand in der realen Auffassung der<lb/> Natur nachtritt. Der Hauptfehler des besten dieser Bilder ist ein<lb/> unruhiges, zu gelbes Einfallen des Sonnenlichtes. — A. Leu stellt<lb/> zwei gelungene norwegische Landschaften aus. — Ed. Pape, der<lb/> augenscheinlich viel Talent hat, wird in französischer Manier unter¬<lb/> gehen, wenn er sich nicht sehr hütet. Einen eigenthümlichen Effect<lb/> gibt W. Port manu in seinem Sonnenaufgang im Gebirge. Der<lb/> röthliche Schimmer der Sonne fällt durch die Tannen auf eine<lb/> schneebedeckte Hütte. Der berühmte Rottmann in München hat<lb/> zwei kleine griechische Landschaften auf der Ausstellung, welche an¬<lb/> fangs grell erscheinen, denen man jedoch eine hohe künstlerische Be¬<lb/> deutung nicht absprechen kann. I. W. Schirmer's Bilder zeigen<lb/> wie immer von einer ausgezeichneten Technik, aber nur das eine von<lb/> ihnen, Landschaft mit Störchen, hat Stimmung und spricht zum Her¬<lb/> zen. Dagegen scheint W. Schirmer in Berlin in der Stimmung<lb/> unterzugehen. Dadurch sprechen seine Bilder an, aber geht man<lb/> näher auf sie ein, so stößt man auf eine totale Hintansetzung der<lb/> Natur, auf schmutzige Farbe und vor Allem auf ein mißlungenes<lb/> Nachahmen Claude Lorrain'ö. — Der Traunsee von Schmidt<lb/> zeichnet sich durch ungemeine Ruhe und Einheit, wie durch eine<lb/> höchst glückliche Erreichung des schärfsten Sonnenlichtes aus. —<lb/> Tocche in Paris hat sich auch bei seinem großen Talent für die<lb/> Technik vor Manier zu schützen. Seine Bilder sind ansprechend, aber<lb/> er bleibe nicht dabei stehen. — Gustav Wegen er hat sich nicht<lb/> ohne Glück in der historischen Landschaft versucht, die jetzt fast ganz<lb/> 'vernachlässigt wird. Sein Was am Bache Crith ist für ein erstes<lb/> historisches Landschaftsbild gewiß bedeutend, obgleich die beiden an¬<lb/> dern Bilder, besonders ti? märkische Landschaft, vollendeter und mehr<lb/> durchgebildet sind. — Eine große Landschaft von Biermann:<lb/> Morgen in den Berner Alpen, fällt wie alle Bilder dieses Malers<lb/> durch die massenhafte, fast colossale Behandlung auf, aber von<lb/> Stimmung ist darin keine Spur. — H. Brandes: Partie aus<lb/> dem Ockertbale im Harzgebirge ist ein sehr gelungenes, ansprechen-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0498]
Fiedler und Fries vielgelungene italienische Landschaften, zu welchen
allenfalls noch der alte Meister Cadet zu zählen ist, obgleich seine
Bilder nur wenig von den früheren Vorzügen besitzen. — Zwei
Waldlandschaften von Lange in Düsseldorf fallen auf, obgleich es
immer klarer wird, daß L. Ueberhand in der realen Auffassung der
Natur nachtritt. Der Hauptfehler des besten dieser Bilder ist ein
unruhiges, zu gelbes Einfallen des Sonnenlichtes. — A. Leu stellt
zwei gelungene norwegische Landschaften aus. — Ed. Pape, der
augenscheinlich viel Talent hat, wird in französischer Manier unter¬
gehen, wenn er sich nicht sehr hütet. Einen eigenthümlichen Effect
gibt W. Port manu in seinem Sonnenaufgang im Gebirge. Der
röthliche Schimmer der Sonne fällt durch die Tannen auf eine
schneebedeckte Hütte. Der berühmte Rottmann in München hat
zwei kleine griechische Landschaften auf der Ausstellung, welche an¬
fangs grell erscheinen, denen man jedoch eine hohe künstlerische Be¬
deutung nicht absprechen kann. I. W. Schirmer's Bilder zeigen
wie immer von einer ausgezeichneten Technik, aber nur das eine von
ihnen, Landschaft mit Störchen, hat Stimmung und spricht zum Her¬
zen. Dagegen scheint W. Schirmer in Berlin in der Stimmung
unterzugehen. Dadurch sprechen seine Bilder an, aber geht man
näher auf sie ein, so stößt man auf eine totale Hintansetzung der
Natur, auf schmutzige Farbe und vor Allem auf ein mißlungenes
Nachahmen Claude Lorrain'ö. — Der Traunsee von Schmidt
zeichnet sich durch ungemeine Ruhe und Einheit, wie durch eine
höchst glückliche Erreichung des schärfsten Sonnenlichtes aus. —
Tocche in Paris hat sich auch bei seinem großen Talent für die
Technik vor Manier zu schützen. Seine Bilder sind ansprechend, aber
er bleibe nicht dabei stehen. — Gustav Wegen er hat sich nicht
ohne Glück in der historischen Landschaft versucht, die jetzt fast ganz
'vernachlässigt wird. Sein Was am Bache Crith ist für ein erstes
historisches Landschaftsbild gewiß bedeutend, obgleich die beiden an¬
dern Bilder, besonders ti? märkische Landschaft, vollendeter und mehr
durchgebildet sind. — Eine große Landschaft von Biermann:
Morgen in den Berner Alpen, fällt wie alle Bilder dieses Malers
durch die massenhafte, fast colossale Behandlung auf, aber von
Stimmung ist darin keine Spur. — H. Brandes: Partie aus
dem Ockertbale im Harzgebirge ist ein sehr gelungenes, ansprechen-
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