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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band.

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nen, denn er dachte, daß ich es nicht errathe, was er aufgeschrie¬
ben, sonst hätte er mit mir nicht gewettet!"

Präses. Dagegen läßt sich, meiner Meinung nach, Nichts
einwenden.

Geistlicher. Sie haben aber doch nicht gewußt, was auf
dem Papier stand.

G arnisons-Lieutenant. Aber was Sie sich dachten.

Mein Herr. Meiner Meinung nach hat der Herr Lieutenant
die Wette gewonnen.

Alle. Daran ist kein Zweifel!

Präses. Wenn es Ihnen, geistlicher Herr, recht ist, so werde
ich den Gemeinen das Geld verabfolgen.

Geistlicher. Meinetwegen! Ich werde schon jemand Andern
auch anschmieren. (Gelächter.)

Mein Herr. Also fahren Sie in Ihren Beweisen fort, --

Geistlicher (wüthend.) Und überzeugen Sie uns, daß Nichts
ist, -- daß aller Glaube - ein purer Wahn und -- Gott nur
ein Phantom sei!

Vitz. Und daß der Heiland durch die Stiftung unserer heili¬
gen Religion nichts Gutes vollbracht hat.

G arnisons-Lieutenant. Solche Dinge beweisen zu wol¬
len, ist mir nicht eingefallen. Aber wohl weiß ich, daß Sie meine
Worte dahin auslegen wollen und werden, wenn es einmal zu einem
Rapport über mich kommt. Sie wissen also genug, Jhro Hochwür¬
den; und mehr würden Sie aus allen meinen Reden doch nicht er-
trahircn, wenn ich so weise redete, wie König Salomo und die
Königin von Saba zusammen. Brechen wir daher lieber ab. --




nen, denn er dachte, daß ich es nicht errathe, was er aufgeschrie¬
ben, sonst hätte er mit mir nicht gewettet!"

Präses. Dagegen läßt sich, meiner Meinung nach, Nichts
einwenden.

Geistlicher. Sie haben aber doch nicht gewußt, was auf
dem Papier stand.

G arnisons-Lieutenant. Aber was Sie sich dachten.

Mein Herr. Meiner Meinung nach hat der Herr Lieutenant
die Wette gewonnen.

Alle. Daran ist kein Zweifel!

Präses. Wenn es Ihnen, geistlicher Herr, recht ist, so werde
ich den Gemeinen das Geld verabfolgen.

Geistlicher. Meinetwegen! Ich werde schon jemand Andern
auch anschmieren. (Gelächter.)

Mein Herr. Also fahren Sie in Ihren Beweisen fort, —

Geistlicher (wüthend.) Und überzeugen Sie uns, daß Nichts
ist, — daß aller Glaube - ein purer Wahn und — Gott nur
ein Phantom sei!

Vitz. Und daß der Heiland durch die Stiftung unserer heili¬
gen Religion nichts Gutes vollbracht hat.

G arnisons-Lieutenant. Solche Dinge beweisen zu wol¬
len, ist mir nicht eingefallen. Aber wohl weiß ich, daß Sie meine
Worte dahin auslegen wollen und werden, wenn es einmal zu einem
Rapport über mich kommt. Sie wissen also genug, Jhro Hochwür¬
den; und mehr würden Sie aus allen meinen Reden doch nicht er-
trahircn, wenn ich so weise redete, wie König Salomo und die
Königin von Saba zusammen. Brechen wir daher lieber ab. —




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[0324] nen, denn er dachte, daß ich es nicht errathe, was er aufgeschrie¬ ben, sonst hätte er mit mir nicht gewettet!" Präses. Dagegen läßt sich, meiner Meinung nach, Nichts einwenden. Geistlicher. Sie haben aber doch nicht gewußt, was auf dem Papier stand. G arnisons-Lieutenant. Aber was Sie sich dachten. Mein Herr. Meiner Meinung nach hat der Herr Lieutenant die Wette gewonnen. Alle. Daran ist kein Zweifel! Präses. Wenn es Ihnen, geistlicher Herr, recht ist, so werde ich den Gemeinen das Geld verabfolgen. Geistlicher. Meinetwegen! Ich werde schon jemand Andern auch anschmieren. (Gelächter.) Mein Herr. Also fahren Sie in Ihren Beweisen fort, — Geistlicher (wüthend.) Und überzeugen Sie uns, daß Nichts ist, — daß aller Glaube - ein purer Wahn und — Gott nur ein Phantom sei! Vitz. Und daß der Heiland durch die Stiftung unserer heili¬ gen Religion nichts Gutes vollbracht hat. G arnisons-Lieutenant. Solche Dinge beweisen zu wol¬ len, ist mir nicht eingefallen. Aber wohl weiß ich, daß Sie meine Worte dahin auslegen wollen und werden, wenn es einmal zu einem Rapport über mich kommt. Sie wissen also genug, Jhro Hochwür¬ den; und mehr würden Sie aus allen meinen Reden doch nicht er- trahircn, wenn ich so weise redete, wie König Salomo und die Königin von Saba zusammen. Brechen wir daher lieber ab. —

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_341790/324>, abgerufen am 01.09.2024.