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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band.

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Accorombona" messen kann, und dieses muß wesentlich von dem Re¬
nommee und dem Verfahren der Verlagshandlung abhängig gewe¬
sen sein. Denn wenn wir von dem merkwürdigen literarhistorischen
Charakter des Buches in der Verläugnung der bis dahin bekannten
Tieck'schen Productionsprincipien absehen, so werden wir seinen ju¬
gendlichen Schöpfungen absolut einen' höheren Rang einzuräumen
haben. Bei "Godwie-Castle" war gar kein Autorname vorhanden,
und es würde in vielfacher Hinsicht eine wahrhaftige Specialgeschichte
dieses Buches interessant genug sein. So viel darüber bekannt ge¬
worden ist, hat F. A. Brockhaus das Manuscript zugeschickt erhalten,
den Verlag aber abgelehnt, vielleicht weil die Verfasserin sich auch
ihm nicht nennen wollte, und die unerquickliche Eingangsbreite ziem¬
lich ungünstige Auspicien für das Buch eröffnete. Joseph Mar, an
den das Manuscript hierauf gelangte, arbeitete sich jedoch heroisch
bis zu dem anziehenden Kern der Lectüre durch und unternahm die
Herausgabe um so eher, da dieselbe zunächst durch keine Honorarbe¬
dingung erschwert war. Auch er soll den Namen der Verfasserin
nicht gekannt haben, und ob dieser mysteriöse Umstand besonders an¬
fangs das Interesse für das Buch, ohne sein Zuthun, allgemeiner
machte, mag dahin gestellt bleiben. Keinesfalls ist es ihm zu ver¬
denken, wenn er sich über den günstigen Geheimnißschleier freute, un¬
ter dem man durchaus eine hohe Person für die Autorschaft von
"Godwie-Castle" erblicken wollte, und daß er das Räthsel auch dann
noch nicht löste, als er es vielleicht konnte. Genug, Herr Mar hat
hier gezeigt, daß er dem Glücke die Pforte zu öffnen verstehe, wie
er überhaupt seine belletristischen Verlagswerke kluger Weise immer
mit einem anziehenden Nimbus, der von gewöhnlicher Marktschreieret
sich streng unterscheidet, zu umgeben weiß.

Daß die geschickten Operationen einer Verlagshandlung nur ein
eminentes Talent zu Glück und Geltung bringen können, versteht sich
von selbst. Es soll aber hier angedeutet werden, daß der allgemei¬
nere Cultus des deutschen Talentes, wie es neben dem von Lud¬
wig Tieck und der Verfasserin von "Godwie-Castle" noch zur Glücks¬
berechtigung bezeichnet werden kann, nicht von allgemeinen Umstän¬
den und gewissen Conjuncturen, sondern von der seltenen Intelligenz
einzelner Verleger abhängig ist, während die Menge derselben in der
Fortsetzung des gewöhnlichen Verfahrens das Talent unterdrückt, statt


Accorombona" messen kann, und dieses muß wesentlich von dem Re¬
nommee und dem Verfahren der Verlagshandlung abhängig gewe¬
sen sein. Denn wenn wir von dem merkwürdigen literarhistorischen
Charakter des Buches in der Verläugnung der bis dahin bekannten
Tieck'schen Productionsprincipien absehen, so werden wir seinen ju¬
gendlichen Schöpfungen absolut einen' höheren Rang einzuräumen
haben. Bei „Godwie-Castle" war gar kein Autorname vorhanden,
und es würde in vielfacher Hinsicht eine wahrhaftige Specialgeschichte
dieses Buches interessant genug sein. So viel darüber bekannt ge¬
worden ist, hat F. A. Brockhaus das Manuscript zugeschickt erhalten,
den Verlag aber abgelehnt, vielleicht weil die Verfasserin sich auch
ihm nicht nennen wollte, und die unerquickliche Eingangsbreite ziem¬
lich ungünstige Auspicien für das Buch eröffnete. Joseph Mar, an
den das Manuscript hierauf gelangte, arbeitete sich jedoch heroisch
bis zu dem anziehenden Kern der Lectüre durch und unternahm die
Herausgabe um so eher, da dieselbe zunächst durch keine Honorarbe¬
dingung erschwert war. Auch er soll den Namen der Verfasserin
nicht gekannt haben, und ob dieser mysteriöse Umstand besonders an¬
fangs das Interesse für das Buch, ohne sein Zuthun, allgemeiner
machte, mag dahin gestellt bleiben. Keinesfalls ist es ihm zu ver¬
denken, wenn er sich über den günstigen Geheimnißschleier freute, un¬
ter dem man durchaus eine hohe Person für die Autorschaft von
„Godwie-Castle" erblicken wollte, und daß er das Räthsel auch dann
noch nicht löste, als er es vielleicht konnte. Genug, Herr Mar hat
hier gezeigt, daß er dem Glücke die Pforte zu öffnen verstehe, wie
er überhaupt seine belletristischen Verlagswerke kluger Weise immer
mit einem anziehenden Nimbus, der von gewöhnlicher Marktschreieret
sich streng unterscheidet, zu umgeben weiß.

Daß die geschickten Operationen einer Verlagshandlung nur ein
eminentes Talent zu Glück und Geltung bringen können, versteht sich
von selbst. Es soll aber hier angedeutet werden, daß der allgemei¬
nere Cultus des deutschen Talentes, wie es neben dem von Lud¬
wig Tieck und der Verfasserin von „Godwie-Castle" noch zur Glücks¬
berechtigung bezeichnet werden kann, nicht von allgemeinen Umstän¬
den und gewissen Conjuncturen, sondern von der seltenen Intelligenz
einzelner Verleger abhängig ist, während die Menge derselben in der
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[0028] Accorombona" messen kann, und dieses muß wesentlich von dem Re¬ nommee und dem Verfahren der Verlagshandlung abhängig gewe¬ sen sein. Denn wenn wir von dem merkwürdigen literarhistorischen Charakter des Buches in der Verläugnung der bis dahin bekannten Tieck'schen Productionsprincipien absehen, so werden wir seinen ju¬ gendlichen Schöpfungen absolut einen' höheren Rang einzuräumen haben. Bei „Godwie-Castle" war gar kein Autorname vorhanden, und es würde in vielfacher Hinsicht eine wahrhaftige Specialgeschichte dieses Buches interessant genug sein. So viel darüber bekannt ge¬ worden ist, hat F. A. Brockhaus das Manuscript zugeschickt erhalten, den Verlag aber abgelehnt, vielleicht weil die Verfasserin sich auch ihm nicht nennen wollte, und die unerquickliche Eingangsbreite ziem¬ lich ungünstige Auspicien für das Buch eröffnete. Joseph Mar, an den das Manuscript hierauf gelangte, arbeitete sich jedoch heroisch bis zu dem anziehenden Kern der Lectüre durch und unternahm die Herausgabe um so eher, da dieselbe zunächst durch keine Honorarbe¬ dingung erschwert war. Auch er soll den Namen der Verfasserin nicht gekannt haben, und ob dieser mysteriöse Umstand besonders an¬ fangs das Interesse für das Buch, ohne sein Zuthun, allgemeiner machte, mag dahin gestellt bleiben. Keinesfalls ist es ihm zu ver¬ denken, wenn er sich über den günstigen Geheimnißschleier freute, un¬ ter dem man durchaus eine hohe Person für die Autorschaft von „Godwie-Castle" erblicken wollte, und daß er das Räthsel auch dann noch nicht löste, als er es vielleicht konnte. Genug, Herr Mar hat hier gezeigt, daß er dem Glücke die Pforte zu öffnen verstehe, wie er überhaupt seine belletristischen Verlagswerke kluger Weise immer mit einem anziehenden Nimbus, der von gewöhnlicher Marktschreieret sich streng unterscheidet, zu umgeben weiß. Daß die geschickten Operationen einer Verlagshandlung nur ein eminentes Talent zu Glück und Geltung bringen können, versteht sich von selbst. Es soll aber hier angedeutet werden, daß der allgemei¬ nere Cultus des deutschen Talentes, wie es neben dem von Lud¬ wig Tieck und der Verfasserin von „Godwie-Castle" noch zur Glücks¬ berechtigung bezeichnet werden kann, nicht von allgemeinen Umstän¬ den und gewissen Conjuncturen, sondern von der seltenen Intelligenz einzelner Verleger abhängig ist, während die Menge derselben in der Fortsetzung des gewöhnlichen Verfahrens das Talent unterdrückt, statt

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_341790/28>, abgerufen am 05.12.2024.