Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band.wo vor Zeiten ein Tempel des gleichnamigen Gottes stand. Als -- Die Asen wechselten, zum Zeichen friedlicher Gesinnung, mit Mein norwegischer Freund hatte die kurze Erzählung eben zu Sie hatten alle Anstalten getroffen, uns die Merkwürdigkeiten wo vor Zeiten ein Tempel des gleichnamigen Gottes stand. Als — Die Asen wechselten, zum Zeichen friedlicher Gesinnung, mit Mein norwegischer Freund hatte die kurze Erzählung eben zu Sie hatten alle Anstalten getroffen, uns die Merkwürdigkeiten <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0251" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/181435"/> <p xml:id="ID_693" prev="#ID_692"> wo vor Zeiten ein Tempel des gleichnamigen Gottes stand. Als<lb/> der Professor sah, daß mir die Mythe desselben fremd sei, nahm er<lb/> die Gelegenheit wahr, sich für meine Fabel zu revanchiren, und theilte<lb/> mir Folgendes mit:</p><lb/> <p xml:id="ID_694"> — Die Asen wechselten, zum Zeichen friedlicher Gesinnung, mit<lb/> dem alten Stamm der urwohnenden Banen, Geißeln aus, und die<lb/> letzteren wählten Niort dazu, einen herrlichen Jüngling. Er nahm<lb/> Stade, die holde Jettentochter, zum Weibe, und Beide, obwohl frem¬<lb/> den Geschlechtern angehörend, wurden unter die Asen versetzt. Sie<lb/> gebar ihm Frey und Freya, das schönste, edelste Götterpaar, doch<lb/> glücklich war ihre Ehe nicht. Verschiedenen Völkerschaften entspros¬<lb/> sen, konnten sie sich gegenseitig in die Gewohnheiten des anderen<lb/> nicht finden. Wenn Stade bei dem Gatten am Seeufer war, mochte<lb/> sie das Geschrei der Möven nicht ertragen, und wenn er zu ihr in<lb/> die Berge hinaufstieg, dann kam ihm das Geheul der Wolfe ganz<lb/> unleidlich vor. Endlich trennten sie sich: Stade, um ungestört auf<lb/> leichten Schneeschuhen über die Fjellen zu gleiten und Wild zu ja¬<lb/> gen; Niort, um im schnellen Kahn die bunten Fische zu verfolgen.</p><lb/> <p xml:id="ID_695"> Mein norwegischer Freund hatte die kurze Erzählung eben zu<lb/> Ende gebracht, da zeigte sich am Horizont Upsala'ö Schloß. Das¬<lb/> selbe liegt auf einer Felsenhöhe und bildet eine mächtig ziegelrothe<lb/> Front, mit schwarzem Metalldach und zwei starken runden Thürmsn<lb/> zur Seite. Hinter dem Gebäude erheben sich die Ruinen einer al¬<lb/> ten Beste, „Se^i-l- Li«Koj>" genannt, weil sie bestimmt war, die auf¬<lb/> rührerischen Bischöfe im Zaume zu halten. Bis zur Stadt nur M<lb/> das Flüßchen schiffbar, und als unser Dampfboot anlegte, wurde<lb/> uns bereits freundlich vom Lande zugewinkt. Der Professor sowohl<lb/> als ich, hatten nämlich unsere Ankunft vorher einigen Bekannten<lb/> mitgetheilt, und diese standen, voll schwedischer Artigkeit, unter einer<lb/> Masse von Männern, Weibern und Kindern am Ufer, um uns zu erwarten.</p><lb/> <p xml:id="ID_696" next="#ID_697"> Sie hatten alle Anstalten getroffen, uns die Merkwürdigkeiten<lb/> ihrer Stadt mit Muße zeigen zu können, und wir vereinigten uns<lb/> zu diesem Zweck, wobei es viele Vorstellungen und entsetzlich viele<lb/> Komplimente gab. — Zuerst besahen wir die Stadt selbst. Die<lb/> Häuser sind meistens aus Holzstämmen erbaut, deren Fugen man<lb/> mit Moos verstopft. Da liegen sie, bald groß, bald klein, durchein¬<lb/> ander, doch gibt es auch regelmäßige Straßen in Upsala. Aber grell-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0251]
wo vor Zeiten ein Tempel des gleichnamigen Gottes stand. Als
der Professor sah, daß mir die Mythe desselben fremd sei, nahm er
die Gelegenheit wahr, sich für meine Fabel zu revanchiren, und theilte
mir Folgendes mit:
— Die Asen wechselten, zum Zeichen friedlicher Gesinnung, mit
dem alten Stamm der urwohnenden Banen, Geißeln aus, und die
letzteren wählten Niort dazu, einen herrlichen Jüngling. Er nahm
Stade, die holde Jettentochter, zum Weibe, und Beide, obwohl frem¬
den Geschlechtern angehörend, wurden unter die Asen versetzt. Sie
gebar ihm Frey und Freya, das schönste, edelste Götterpaar, doch
glücklich war ihre Ehe nicht. Verschiedenen Völkerschaften entspros¬
sen, konnten sie sich gegenseitig in die Gewohnheiten des anderen
nicht finden. Wenn Stade bei dem Gatten am Seeufer war, mochte
sie das Geschrei der Möven nicht ertragen, und wenn er zu ihr in
die Berge hinaufstieg, dann kam ihm das Geheul der Wolfe ganz
unleidlich vor. Endlich trennten sie sich: Stade, um ungestört auf
leichten Schneeschuhen über die Fjellen zu gleiten und Wild zu ja¬
gen; Niort, um im schnellen Kahn die bunten Fische zu verfolgen.
Mein norwegischer Freund hatte die kurze Erzählung eben zu
Ende gebracht, da zeigte sich am Horizont Upsala'ö Schloß. Das¬
selbe liegt auf einer Felsenhöhe und bildet eine mächtig ziegelrothe
Front, mit schwarzem Metalldach und zwei starken runden Thürmsn
zur Seite. Hinter dem Gebäude erheben sich die Ruinen einer al¬
ten Beste, „Se^i-l- Li«Koj>" genannt, weil sie bestimmt war, die auf¬
rührerischen Bischöfe im Zaume zu halten. Bis zur Stadt nur M
das Flüßchen schiffbar, und als unser Dampfboot anlegte, wurde
uns bereits freundlich vom Lande zugewinkt. Der Professor sowohl
als ich, hatten nämlich unsere Ankunft vorher einigen Bekannten
mitgetheilt, und diese standen, voll schwedischer Artigkeit, unter einer
Masse von Männern, Weibern und Kindern am Ufer, um uns zu erwarten.
Sie hatten alle Anstalten getroffen, uns die Merkwürdigkeiten
ihrer Stadt mit Muße zeigen zu können, und wir vereinigten uns
zu diesem Zweck, wobei es viele Vorstellungen und entsetzlich viele
Komplimente gab. — Zuerst besahen wir die Stadt selbst. Die
Häuser sind meistens aus Holzstämmen erbaut, deren Fugen man
mit Moos verstopft. Da liegen sie, bald groß, bald klein, durchein¬
ander, doch gibt es auch regelmäßige Straßen in Upsala. Aber grell-
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