Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band.ihm der Schnabel gewachsen war. Freiligrath scheint uns gerade Die politischen Dichter unserer Zeit sind meist nur schöne Instru¬ ihm der Schnabel gewachsen war. Freiligrath scheint uns gerade Die politischen Dichter unserer Zeit sind meist nur schöne Instru¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0180" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/181364"/> <p xml:id="ID_510" prev="#ID_509"> ihm der Schnabel gewachsen war. Freiligrath scheint uns gerade<lb/> durch den Eclat seiner Pensionsrückgabe das GcstAndniß zu machen,<lb/> daß er sich bisher verbunden ^gefühlt, die Wahrheit nicht zu<lb/> sagen..</p><lb/> <p xml:id="ID_511"> Die politischen Dichter unserer Zeit sind meist nur schöne Instru¬<lb/> mente, auf denen die grade herrschende öffentliche Meinung, wie der<lb/> Wind auf der Aeolsharfe, spielt. Sie sind nicht die Seher, die<lb/> des Volkes Schicksal in sich tragen, deren Stimme selber alle Her¬<lb/> zen zu ihren Instrumenten macht und sich wie die Windsbraut er¬<lb/> hebt, um, das Gesumm des Tages überkommt, die Nation zu wecken,<lb/> zu führen, zu strafen oder zu erheben. Die Stimmung, welche auf<lb/> der Harfe: Freiligrath gespielt hat, ist übrigens gar nicht unbedeutend.<lb/> Daß sie einen sonst harmlosen Dichter dahin bringen konnte, den<lb/> König gewissermaßen mit der Partei zu identificiren, die unter dem<lb/> Beifall von ganz Deutschland jetzt allgemein bekämpft wird, das ist<lb/> ein Zeichen der Zeit, welches Beachtung verdient; ein Zeichen, das<lb/> vielleicht selbst den genialen Spötter Heine stutzig machen wird.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0180]
ihm der Schnabel gewachsen war. Freiligrath scheint uns gerade
durch den Eclat seiner Pensionsrückgabe das GcstAndniß zu machen,
daß er sich bisher verbunden ^gefühlt, die Wahrheit nicht zu
sagen..
Die politischen Dichter unserer Zeit sind meist nur schöne Instru¬
mente, auf denen die grade herrschende öffentliche Meinung, wie der
Wind auf der Aeolsharfe, spielt. Sie sind nicht die Seher, die
des Volkes Schicksal in sich tragen, deren Stimme selber alle Her¬
zen zu ihren Instrumenten macht und sich wie die Windsbraut er¬
hebt, um, das Gesumm des Tages überkommt, die Nation zu wecken,
zu führen, zu strafen oder zu erheben. Die Stimmung, welche auf
der Harfe: Freiligrath gespielt hat, ist übrigens gar nicht unbedeutend.
Daß sie einen sonst harmlosen Dichter dahin bringen konnte, den
König gewissermaßen mit der Partei zu identificiren, die unter dem
Beifall von ganz Deutschland jetzt allgemein bekämpft wird, das ist
ein Zeichen der Zeit, welches Beachtung verdient; ein Zeichen, das
vielleicht selbst den genialen Spötter Heine stutzig machen wird.
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