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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band.

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Auf der Berliner Gewerbe-Ausstellung.



Die Eröffnung der Gewerbcausstellung in den Räumen des
Berliner Zeughauses hat den Zeitungöcorrespondenten einmal recht
billig Gelegenheit gegeben, geistreich zu werden. Eine GeWerbeaus¬
stellung in dem von Friedrich dem Großen erbauten Zeughause!
Was läßt sich da nicht alles reden von Mercur und Mars und von
dem Berufe Preußens für eine friedliche Entwickelung unter dem star¬
ken Schutze seiner militärischen Organisation. Die Bericht¬
erstatter reden von einem arkadischen Frieden mit Maschinengeklapper
und sehen nicht ein, daß unsere Industrie nur den Schein des Frie¬
dens vor sich herträgt, während die grausamsten Kämpfe in ihrem
Busen wüthen. Der große Theil des die Ausstellung besuchenden
Publicums und die Mehrzahl unserer Zeitungöcorrespondenten kom¬
men nicht aus dem Erstaunen heraus. Sie lassen sich überwältigen
vom Glänze und Raffinement des industriellen Strebens, sie sind
blind für das Princip, welches sich hinter all diesen Herrlichkeiten
verbirgt, sie sind taub für den schauerlichen Ruf nach Brot und Ar¬
beit, der ihnen in die Ohren tönt.

Aber sie macht auch einen imposanten Eindruck, diese Gewerbc¬
ausstellung! Die Macht der Industrie liegt hier vor Augen, sie
läugnen, hieße mit Blindheit geschlagen sein. Aber die nationalen
und die abstracten Politiker haben im Anschauen dieser Macht leicht
rufen: "Vorwärts mit deutscher Kraft" und in ihr eine Ga¬
rantie für die Zukunft erblicken. Wem die socialen Probleme der
Gegenwart nicht fremd geblieben, wer die eigentliche Indifferenz un-


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Auf der Berliner Gewerbe-Ausstellung.



Die Eröffnung der Gewerbcausstellung in den Räumen des
Berliner Zeughauses hat den Zeitungöcorrespondenten einmal recht
billig Gelegenheit gegeben, geistreich zu werden. Eine GeWerbeaus¬
stellung in dem von Friedrich dem Großen erbauten Zeughause!
Was läßt sich da nicht alles reden von Mercur und Mars und von
dem Berufe Preußens für eine friedliche Entwickelung unter dem star¬
ken Schutze seiner militärischen Organisation. Die Bericht¬
erstatter reden von einem arkadischen Frieden mit Maschinengeklapper
und sehen nicht ein, daß unsere Industrie nur den Schein des Frie¬
dens vor sich herträgt, während die grausamsten Kämpfe in ihrem
Busen wüthen. Der große Theil des die Ausstellung besuchenden
Publicums und die Mehrzahl unserer Zeitungöcorrespondenten kom¬
men nicht aus dem Erstaunen heraus. Sie lassen sich überwältigen
vom Glänze und Raffinement des industriellen Strebens, sie sind
blind für das Princip, welches sich hinter all diesen Herrlichkeiten
verbirgt, sie sind taub für den schauerlichen Ruf nach Brot und Ar¬
beit, der ihnen in die Ohren tönt.

Aber sie macht auch einen imposanten Eindruck, diese Gewerbc¬
ausstellung! Die Macht der Industrie liegt hier vor Augen, sie
läugnen, hieße mit Blindheit geschlagen sein. Aber die nationalen
und die abstracten Politiker haben im Anschauen dieser Macht leicht
rufen: „Vorwärts mit deutscher Kraft" und in ihr eine Ga¬
rantie für die Zukunft erblicken. Wem die socialen Probleme der
Gegenwart nicht fremd geblieben, wer die eigentliche Indifferenz un-


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[0167] Auf der Berliner Gewerbe-Ausstellung. Die Eröffnung der Gewerbcausstellung in den Räumen des Berliner Zeughauses hat den Zeitungöcorrespondenten einmal recht billig Gelegenheit gegeben, geistreich zu werden. Eine GeWerbeaus¬ stellung in dem von Friedrich dem Großen erbauten Zeughause! Was läßt sich da nicht alles reden von Mercur und Mars und von dem Berufe Preußens für eine friedliche Entwickelung unter dem star¬ ken Schutze seiner militärischen Organisation. Die Bericht¬ erstatter reden von einem arkadischen Frieden mit Maschinengeklapper und sehen nicht ein, daß unsere Industrie nur den Schein des Frie¬ dens vor sich herträgt, während die grausamsten Kämpfe in ihrem Busen wüthen. Der große Theil des die Ausstellung besuchenden Publicums und die Mehrzahl unserer Zeitungöcorrespondenten kom¬ men nicht aus dem Erstaunen heraus. Sie lassen sich überwältigen vom Glänze und Raffinement des industriellen Strebens, sie sind blind für das Princip, welches sich hinter all diesen Herrlichkeiten verbirgt, sie sind taub für den schauerlichen Ruf nach Brot und Ar¬ beit, der ihnen in die Ohren tönt. Aber sie macht auch einen imposanten Eindruck, diese Gewerbc¬ ausstellung! Die Macht der Industrie liegt hier vor Augen, sie läugnen, hieße mit Blindheit geschlagen sein. Aber die nationalen und die abstracten Politiker haben im Anschauen dieser Macht leicht rufen: „Vorwärts mit deutscher Kraft" und in ihr eine Ga¬ rantie für die Zukunft erblicken. Wem die socialen Probleme der Gegenwart nicht fremd geblieben, wer die eigentliche Indifferenz un- 21 -i-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_341790/167>, abgerufen am 05.12.2024.