Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band.Der Proceß ward jetzt revidirt, was nach langer Zeit, wo man von "So recht! Du wackrer Ringer,' Sieh kühn Dein tapfer Schwert, Acrbrich den alten Zwinger, Wenn Dir dos Thor verwehrt! Dein strahlendes Panier! Auf Deiner Feinde Fahnen Steht Dunkelheit und Nacht, An Deines Kampfes Bahnen Führt helle Morgenpracht. Sieh! in der Feinde Schaaren ' Stehn Finsterlinge nur, DK Deine Banner wahren,' Die gehn auf lichter Spur. Es muß Dein Banner siegen, Die Wahrheit führt zum Licht, Die Lüge muß erliegen, Wenn sie der Lichtgeist bricht!" , v. Kobbe war gerade mit einer Widerlegung der von Graba in Sa¬ Der Proceß ward jetzt revidirt, was nach langer Zeit, wo man von „So recht! Du wackrer Ringer,' Sieh kühn Dein tapfer Schwert, Acrbrich den alten Zwinger, Wenn Dir dos Thor verwehrt! Dein strahlendes Panier! Auf Deiner Feinde Fahnen Steht Dunkelheit und Nacht, An Deines Kampfes Bahnen Führt helle Morgenpracht. Sieh! in der Feinde Schaaren ' Stehn Finsterlinge nur, DK Deine Banner wahren,' Die gehn auf lichter Spur. Es muß Dein Banner siegen, Die Wahrheit führt zum Licht, Die Lüge muß erliegen, Wenn sie der Lichtgeist bricht!" , v. Kobbe war gerade mit einer Widerlegung der von Graba in Sa¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0147" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/181331"/> <p xml:id="ID_450" prev="#ID_449"> Der Proceß ward jetzt revidirt, was nach langer Zeit, wo man von<lb/> Seiten der Gerichte sich dem Streben v. Kobbe's unverholen abhold<lb/> gezeigt hatte, dahin endigte, daß die Todesstrafe in lebenslängliche<lb/> Zuchthausstrafe umgeändert, v. Kobbe's Behauptung jedoch, der Thä¬<lb/> ter sei bei Vollführung der That wahnsinnig gewesen, durch medici¬<lb/> nisches Gutachten umgestoßen ward. v. Kobbe erntete für seine un¬<lb/> geheuren geistigen und körperlichen Anstrengungen in dieser Sache<lb/> und für Opfer aller Art, wenig Lohn. Die Behörden, die sich in<lb/> ihrem alten zunftmäßigen Schlendrian ungern gestört sahen, legten ihm,<lb/> statt seinem humanen Streben behilflich zu sein, alles mögliche in den Weg,<lb/> und pedantische Fachmenschcn, oder ambitionirende Jünglinge, die sich<lb/> durch Bekämpfung eines Mannes, der es wagte, so offen gegen das<lb/> officielle Verfahren hochgestellter Behörden einzuschreiten, Eingang in<lb/> gewisse hohe Portale zu erfechten glaubten, versuchten es auf jegliche<lb/> Art, ihn als einen phantastischen Schwärmer darzustellen. Doch fehlte<lb/> es v. Kodder auch nicht auf der andern Seite an mancher beistim¬<lb/> menden Ermunterung und es ward ihm mancher Zuruf von seinen<lb/> jungem Landsleuten, die zur „schlechten Presse" zählten. Die Ham¬<lb/> burger Neue Zeitung enthielt unter Andern damals folgende Verse an<lb/> ihn von G. v. Rosen:</p><lb/> <lg xml:id="POEMID_9" type="poem"> <l> „So recht! Du wackrer Ringer,'<lb/> Sieh kühn Dein tapfer Schwert,<lb/><lb/> Acrbrich den alten Zwinger,<lb/> Wenn Dir dos Thor verwehrt!<lb/><lb/> Dein strahlendes Panier!<lb/><lb/> Auf Deiner Feinde Fahnen<lb/> Steht Dunkelheit und Nacht,<lb/><lb/> An Deines Kampfes Bahnen<lb/><lb/> Führt helle Morgenpracht.<lb/> Sieh! in der Feinde Schaaren<lb/> '<lb/><lb/> Stehn Finsterlinge nur,<lb/> DK Deine Banner wahren,'<lb/><lb/> Die gehn auf lichter Spur.<lb/><lb/> Es muß Dein Banner siegen,<lb/><lb/> Die Wahrheit führt zum Licht,<lb/><lb/> Die Lüge muß erliegen,<lb/><lb/> Wenn sie der Lichtgeist bricht!"<lb/></l> </lg><lb/> <p xml:id="ID_451" next="#ID_452"> ,</p><lb/> <p xml:id="ID_452" prev="#ID_451"> v. Kobbe war gerade mit einer Widerlegung der von Graba in Sa¬<lb/> chen des Ranke'schen Processes erschienenen Schrift beschäftigt, als<lb/> ein Blutsturz seinem thätigen, dem Kampf für das Recht geweihten<lb/> Leben, ein Ende machte. Er hinterläßt eine zahlreiche Familie in<lb/> eben nicht glänzenden Umständen. Sein Bruder ist der bekannte<lb/> Theodor von Kobbe, Herausgeber der „Humoristischen Blätter"<lb/><note type="byline"> — n.</note> in Oldenburg. </p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0147]
Der Proceß ward jetzt revidirt, was nach langer Zeit, wo man von
Seiten der Gerichte sich dem Streben v. Kobbe's unverholen abhold
gezeigt hatte, dahin endigte, daß die Todesstrafe in lebenslängliche
Zuchthausstrafe umgeändert, v. Kobbe's Behauptung jedoch, der Thä¬
ter sei bei Vollführung der That wahnsinnig gewesen, durch medici¬
nisches Gutachten umgestoßen ward. v. Kobbe erntete für seine un¬
geheuren geistigen und körperlichen Anstrengungen in dieser Sache
und für Opfer aller Art, wenig Lohn. Die Behörden, die sich in
ihrem alten zunftmäßigen Schlendrian ungern gestört sahen, legten ihm,
statt seinem humanen Streben behilflich zu sein, alles mögliche in den Weg,
und pedantische Fachmenschcn, oder ambitionirende Jünglinge, die sich
durch Bekämpfung eines Mannes, der es wagte, so offen gegen das
officielle Verfahren hochgestellter Behörden einzuschreiten, Eingang in
gewisse hohe Portale zu erfechten glaubten, versuchten es auf jegliche
Art, ihn als einen phantastischen Schwärmer darzustellen. Doch fehlte
es v. Kodder auch nicht auf der andern Seite an mancher beistim¬
menden Ermunterung und es ward ihm mancher Zuruf von seinen
jungem Landsleuten, die zur „schlechten Presse" zählten. Die Ham¬
burger Neue Zeitung enthielt unter Andern damals folgende Verse an
ihn von G. v. Rosen:
„So recht! Du wackrer Ringer,'
Sieh kühn Dein tapfer Schwert,
Acrbrich den alten Zwinger,
Wenn Dir dos Thor verwehrt!
Dein strahlendes Panier!
Auf Deiner Feinde Fahnen
Steht Dunkelheit und Nacht,
An Deines Kampfes Bahnen
Führt helle Morgenpracht.
Sieh! in der Feinde Schaaren
'
Stehn Finsterlinge nur,
DK Deine Banner wahren,'
Die gehn auf lichter Spur.
Es muß Dein Banner siegen,
Die Wahrheit führt zum Licht,
Die Lüge muß erliegen,
Wenn sie der Lichtgeist bricht!"
,
v. Kobbe war gerade mit einer Widerlegung der von Graba in Sa¬
chen des Ranke'schen Processes erschienenen Schrift beschäftigt, als
ein Blutsturz seinem thätigen, dem Kampf für das Recht geweihten
Leben, ein Ende machte. Er hinterläßt eine zahlreiche Familie in
eben nicht glänzenden Umständen. Sein Bruder ist der bekannte
Theodor von Kobbe, Herausgeber der „Humoristischen Blätter"
— n. in Oldenburg.
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