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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band.

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warte. -- Mit diesem Manne der Zukunft ist zugleich ein Mann
der Vergangenheit hiev eingetroffen, und zwar ein Mann, der wie
die Vergangenheit aussieht -- nämlich Herr Spontini. Dieser Gene¬
ral- oder vielmehr Marschallkapellmeister hat sich durchaus vorgesetzt,
die erste Musik in den wiederauferstandenen Opernhause zu dirigiren,
dessen Mauern, wie sein Neubau ergeben haben soll, durch die Am¬
boß- und Kanonenschläge des "Alcioor" und der "Nurmahal" so er¬
schüttert waren, daß sie auch ohne die Feuersbrunst einer Ausbesserung
bedurft hatten. Um nun das Unglück von dem neuen Hause abzu¬
wenden, laßt man die Festouvertüre, die Herr Spontini neu compo-
nirt und mitgebracht, einstweilen in dem alten Schauspielhause pro-
biren, um zu sehen, ob dieses es wohl aushält, während man die
Eröffnung des Opernhauses vom Geburtstage des Königs (15. Octbr.)
auf den Monat December verschoben hat.

Herr Prof. Gubitz hat, wie ich jetzt erst erfahre, auch in seinem
"Gesellschafter" die Berichtigung abdrucken lassen, die er den "Grenz¬
boten" eingesandt, und zwar dort nicht blos wie sie sich in diesem
Blatte befindet, sondern auch wie er sie ursprünglich mit einigen
Schmähungen gegen den Unterzeichneten ausgestattet. Es gehörte
wirklich, außerordentliche Naivetät dazu, Ihnen die Aufnahme solcher
Schmähungen zuzumuthen, und es liefert dies den Lesern des "Ge¬
sellschafters" selbst einen Beweis von dem außerordentlichen Tacte
seines Redacteurs. Was aber hat Herr Gubitz durch seine Erwiede¬
rung -- von den Schmähungen wollen wir aus Achtung vor Ihren
Lesern nicht weiter reden bewiesen? 1) daß er zwar die Zettel des
Königsstadtischcn Theaters gedruckt, sich aber jetzt bei der großen Be¬
schäftigung seiner Offizin Nichts daraus mache, wenn sie nicht mehr
bei ihm gedruckt werden; 2) daß auch die Spener'sche Zeitung das
Spiel des Herrn Nestroy getadelt habe. Herr Gubitz sagt zwar auch
beiläufig, er schreibe die Königsstadtischen Theatcrartikel nicht mehr,
aber er vergißt hinzuzufügen, daß sie unter seiner Anleitung und Re¬
daction abgefaßt sind. Wir unsererseits haben dagegen Nichts weiter
als eine Thatsache gemeldet, die nämlich, daß man es hier sehr un-
gastfreundlicl) gefunden, wie Herr Nestroy in der Vossischen Zeitung,
und zwar dem Anscheine nach aus persönlichen Gründen, die dem ge¬
schätzten Gaste ganz fern liegen, behandelt worden. Wir glaubten
eine solche Erklärung dem wackern fremden Künstler in einem Jour¬
nale schuldig zu sein, das in seiner Heimach viel gelesen wird. An¬
dere Gründe haben uns nicht bestimmt, und wenn der "Gesellschafter"
auf unehrenhafte Motive hindeutet, so weisen wir diese mit Verach¬
Justus. tung zurück.


warte. — Mit diesem Manne der Zukunft ist zugleich ein Mann
der Vergangenheit hiev eingetroffen, und zwar ein Mann, der wie
die Vergangenheit aussieht — nämlich Herr Spontini. Dieser Gene¬
ral- oder vielmehr Marschallkapellmeister hat sich durchaus vorgesetzt,
die erste Musik in den wiederauferstandenen Opernhause zu dirigiren,
dessen Mauern, wie sein Neubau ergeben haben soll, durch die Am¬
boß- und Kanonenschläge des „Alcioor" und der „Nurmahal" so er¬
schüttert waren, daß sie auch ohne die Feuersbrunst einer Ausbesserung
bedurft hatten. Um nun das Unglück von dem neuen Hause abzu¬
wenden, laßt man die Festouvertüre, die Herr Spontini neu compo-
nirt und mitgebracht, einstweilen in dem alten Schauspielhause pro-
biren, um zu sehen, ob dieses es wohl aushält, während man die
Eröffnung des Opernhauses vom Geburtstage des Königs (15. Octbr.)
auf den Monat December verschoben hat.

Herr Prof. Gubitz hat, wie ich jetzt erst erfahre, auch in seinem
„Gesellschafter" die Berichtigung abdrucken lassen, die er den „Grenz¬
boten" eingesandt, und zwar dort nicht blos wie sie sich in diesem
Blatte befindet, sondern auch wie er sie ursprünglich mit einigen
Schmähungen gegen den Unterzeichneten ausgestattet. Es gehörte
wirklich, außerordentliche Naivetät dazu, Ihnen die Aufnahme solcher
Schmähungen zuzumuthen, und es liefert dies den Lesern des „Ge¬
sellschafters" selbst einen Beweis von dem außerordentlichen Tacte
seines Redacteurs. Was aber hat Herr Gubitz durch seine Erwiede¬
rung — von den Schmähungen wollen wir aus Achtung vor Ihren
Lesern nicht weiter reden bewiesen? 1) daß er zwar die Zettel des
Königsstadtischcn Theaters gedruckt, sich aber jetzt bei der großen Be¬
schäftigung seiner Offizin Nichts daraus mache, wenn sie nicht mehr
bei ihm gedruckt werden; 2) daß auch die Spener'sche Zeitung das
Spiel des Herrn Nestroy getadelt habe. Herr Gubitz sagt zwar auch
beiläufig, er schreibe die Königsstadtischen Theatcrartikel nicht mehr,
aber er vergißt hinzuzufügen, daß sie unter seiner Anleitung und Re¬
daction abgefaßt sind. Wir unsererseits haben dagegen Nichts weiter
als eine Thatsache gemeldet, die nämlich, daß man es hier sehr un-
gastfreundlicl) gefunden, wie Herr Nestroy in der Vossischen Zeitung,
und zwar dem Anscheine nach aus persönlichen Gründen, die dem ge¬
schätzten Gaste ganz fern liegen, behandelt worden. Wir glaubten
eine solche Erklärung dem wackern fremden Künstler in einem Jour¬
nale schuldig zu sein, das in seiner Heimach viel gelesen wird. An¬
dere Gründe haben uns nicht bestimmt, und wenn der „Gesellschafter"
auf unehrenhafte Motive hindeutet, so weisen wir diese mit Verach¬
Justus. tung zurück.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_341790/142>, abgerufen am 01.09.2024.