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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.

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teil und Prokuratoren in den großen Besitzungen herrschen, deren
Prachtgebäude die schmutzigen Ruinen Aquilejas überragen.

Diejenigen Glieder der Familie, welche in der Nähe von Villa-
Elisa auf ihren Landsitzen wohnen, sollen zur Gesellschaft ganz un¬
tauglich sein, wie denn überhaupt fast gar keine annehmbare Nach¬
barschaft vorhanden, indem die reichen Gutsherrn der Umgegend:
die Strossaldos, Torrianis, Colloredo u. A. sich kaum zur Jagdzeit
sehen lassen und ihre Revenüen in Wien, Trieft oder Venedig ver¬
zehren !

Ein Canal führt aus dem adriatischen Meere nach Cervignano,
dem Kreishauptort, von welchem Villa-Elisa abhängt, und bildet da¬
selbst einen kleinen Hafen, der Transport- und Commerz-Bequemlich.
ketten darbietet. Cervignano ist kaum eine Stunde Wegs von der
Villa entfernt.

Die Regierung thut ziemlich viel für das Land; besonders ist
der jetzige General-Gouverneur Graf Stadion vom löblichsten Eifer
beseelt, und Schulen und Unterrichts-Anstalten, die bis dahin ganz
fehlten oder doch sich in der traurigsten Verfassung befanden, werden
angelegt und verbessert. Die Prinzessin, mit Stadion befreundet,
trägt viel und thätig dazu bei. Auch Brücken, Dämme und Wege
werden in Ordnung erhalten, was hinsichtlich des nur zu sehr im
Ueberfluß vorhandenen Wassers höchst nöthig ist; namentlich zerstört
der nahe Jsourzo nur allzu häufig wieder, was eben erbaut worden. --

Die physische und intellektuelle Bildung der Bewohner dieses
Landstrichs ist übrigens nicht sehr zu loben; die slavische Race ist
häßlich und ihr Wesen hat viel Träges und Abstoßendes an sich. --

Ausflüge in die Umgegend, auf welchen ich mir Notizen der
Art sammelte, Jagd- und Fischpartien und die interessanteste Unter¬
haltung im Hause hatten meinen Aufenthalt in demselben höchst
angenehm verkürzt, so daß mir der Zeitpunkt der Abreise fast allzu
schnell Keranrückte und ich mit den dankbarsten Gesinnungen von un¬
serer gütigen Wirthin Abschied nahm, die übrigens die Villa auch in
den nächsten Tagen schon wieder verlassen wollte. Angestrengte Bewe¬
gung ist ihr stets ein Mittel, sich von körperlichen Uebeln wieder her¬
zustellen, das ihr gern zu Kopf und Brust steigende Blut zu beruhi¬
gen, und so hatte sie denn rasch den Plan entworfen, ihren Sohn
selbst nach Straßburg, wo er unter Aufsicht eines Hofmeisters seu-


teil und Prokuratoren in den großen Besitzungen herrschen, deren
Prachtgebäude die schmutzigen Ruinen Aquilejas überragen.

Diejenigen Glieder der Familie, welche in der Nähe von Villa-
Elisa auf ihren Landsitzen wohnen, sollen zur Gesellschaft ganz un¬
tauglich sein, wie denn überhaupt fast gar keine annehmbare Nach¬
barschaft vorhanden, indem die reichen Gutsherrn der Umgegend:
die Strossaldos, Torrianis, Colloredo u. A. sich kaum zur Jagdzeit
sehen lassen und ihre Revenüen in Wien, Trieft oder Venedig ver¬
zehren !

Ein Canal führt aus dem adriatischen Meere nach Cervignano,
dem Kreishauptort, von welchem Villa-Elisa abhängt, und bildet da¬
selbst einen kleinen Hafen, der Transport- und Commerz-Bequemlich.
ketten darbietet. Cervignano ist kaum eine Stunde Wegs von der
Villa entfernt.

Die Regierung thut ziemlich viel für das Land; besonders ist
der jetzige General-Gouverneur Graf Stadion vom löblichsten Eifer
beseelt, und Schulen und Unterrichts-Anstalten, die bis dahin ganz
fehlten oder doch sich in der traurigsten Verfassung befanden, werden
angelegt und verbessert. Die Prinzessin, mit Stadion befreundet,
trägt viel und thätig dazu bei. Auch Brücken, Dämme und Wege
werden in Ordnung erhalten, was hinsichtlich des nur zu sehr im
Ueberfluß vorhandenen Wassers höchst nöthig ist; namentlich zerstört
der nahe Jsourzo nur allzu häufig wieder, was eben erbaut worden. —

Die physische und intellektuelle Bildung der Bewohner dieses
Landstrichs ist übrigens nicht sehr zu loben; die slavische Race ist
häßlich und ihr Wesen hat viel Träges und Abstoßendes an sich. —

Ausflüge in die Umgegend, auf welchen ich mir Notizen der
Art sammelte, Jagd- und Fischpartien und die interessanteste Unter¬
haltung im Hause hatten meinen Aufenthalt in demselben höchst
angenehm verkürzt, so daß mir der Zeitpunkt der Abreise fast allzu
schnell Keranrückte und ich mit den dankbarsten Gesinnungen von un¬
serer gütigen Wirthin Abschied nahm, die übrigens die Villa auch in
den nächsten Tagen schon wieder verlassen wollte. Angestrengte Bewe¬
gung ist ihr stets ein Mittel, sich von körperlichen Uebeln wieder her¬
zustellen, das ihr gern zu Kopf und Brust steigende Blut zu beruhi¬
gen, und so hatte sie denn rasch den Plan entworfen, ihren Sohn
selbst nach Straßburg, wo er unter Aufsicht eines Hofmeisters seu-


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[0087] teil und Prokuratoren in den großen Besitzungen herrschen, deren Prachtgebäude die schmutzigen Ruinen Aquilejas überragen. Diejenigen Glieder der Familie, welche in der Nähe von Villa- Elisa auf ihren Landsitzen wohnen, sollen zur Gesellschaft ganz un¬ tauglich sein, wie denn überhaupt fast gar keine annehmbare Nach¬ barschaft vorhanden, indem die reichen Gutsherrn der Umgegend: die Strossaldos, Torrianis, Colloredo u. A. sich kaum zur Jagdzeit sehen lassen und ihre Revenüen in Wien, Trieft oder Venedig ver¬ zehren ! Ein Canal führt aus dem adriatischen Meere nach Cervignano, dem Kreishauptort, von welchem Villa-Elisa abhängt, und bildet da¬ selbst einen kleinen Hafen, der Transport- und Commerz-Bequemlich. ketten darbietet. Cervignano ist kaum eine Stunde Wegs von der Villa entfernt. Die Regierung thut ziemlich viel für das Land; besonders ist der jetzige General-Gouverneur Graf Stadion vom löblichsten Eifer beseelt, und Schulen und Unterrichts-Anstalten, die bis dahin ganz fehlten oder doch sich in der traurigsten Verfassung befanden, werden angelegt und verbessert. Die Prinzessin, mit Stadion befreundet, trägt viel und thätig dazu bei. Auch Brücken, Dämme und Wege werden in Ordnung erhalten, was hinsichtlich des nur zu sehr im Ueberfluß vorhandenen Wassers höchst nöthig ist; namentlich zerstört der nahe Jsourzo nur allzu häufig wieder, was eben erbaut worden. — Die physische und intellektuelle Bildung der Bewohner dieses Landstrichs ist übrigens nicht sehr zu loben; die slavische Race ist häßlich und ihr Wesen hat viel Träges und Abstoßendes an sich. — Ausflüge in die Umgegend, auf welchen ich mir Notizen der Art sammelte, Jagd- und Fischpartien und die interessanteste Unter¬ haltung im Hause hatten meinen Aufenthalt in demselben höchst angenehm verkürzt, so daß mir der Zeitpunkt der Abreise fast allzu schnell Keranrückte und ich mit den dankbarsten Gesinnungen von un¬ serer gütigen Wirthin Abschied nahm, die übrigens die Villa auch in den nächsten Tagen schon wieder verlassen wollte. Angestrengte Bewe¬ gung ist ihr stets ein Mittel, sich von körperlichen Uebeln wieder her¬ zustellen, das ihr gern zu Kopf und Brust steigende Blut zu beruhi¬ gen, und so hatte sie denn rasch den Plan entworfen, ihren Sohn selbst nach Straßburg, wo er unter Aufsicht eines Hofmeisters seu-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_180558/87>, abgerufen am 23.12.2024.