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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.

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Die Düsseldorfer Schule, die durch die Berliner Ausstellungen
ihren ersten Ruf begründet, hat sich ebenfalls wicver, ihren Director
Wilhelm Schadow an der Spitze, in voller Zahl eingestellt, doch ist
von dem berühmtesten Meister derselben, von C. F. Lessing, nur
eine Landschaft, und zwar eine "Flache, sumpfige, einsame Gegend
nach Sonnenuntergang" ausgestellt. Von den übrigen bekannteren
Meistern der Düsseldorfer Schule hat Theodor Hildebrandt einen
Dogen und seine Tochter, Karl Sohn eine Dame mit dem Spie¬
gel, Hermann Stille einen Kaiser Heinrich ni., Adolph
Schröder einen Till Eulenspiegel, I. W. Schirmer ein deutsches
Abendbild mit mehreren anderen Landschaften, Rudolf Jordan
Genrebilder von Friesland, Holland und der Normandie, I. P. Ha¬
senclever Nheinweinprobirer und Damenbrettspieler, zwei treffliche
Charakterbilder, Eduard Wende manu (jetzt in Dresden) das
Bildniß eines Knaben und Julius Hühner ebenfalls, jetzt in
Dresden, eine Melusine geliefert. Unter den hiesigen Professoren hat
sich diesesmal auf ganz unerwartete Weife Karl Kolbe ausgezeich¬
net, der, obwohl nicht mehr ganz jung, sich an neue großartige Ent¬
würfe gemacht und einen Kaiser Karl V. aus der Flucht, sowie einen
Ezzelino ti Romano geliefert hat, welche die Aufmerksamkeit der
Kunstfreunde auf sich ziehen. Von Begas sind wieder einige wahr¬
haft ausgezeichnete Porträts -- namentlich von Schelling und Karl
Ritter -- sowie ein Christus, der die Mühseligen und Beladenen
zu sich ruft, ausgestellt. Wach hat eine große Composttion, der
heilige Otto und die ersten Christenkinder in Pommern, Hensel
einen Kaiser Wenzel und den jungen Prinzen von Wales, Völker
wieder eine treffliche Auswahl von Frucht- und Blumenstücken und
W. Krause eine Anzahl wohlgelungener Mariner geliefert. Im
Ganzen sind die kirchlichen Gegenstande weniger vorherrschend, als
sonst; nur Wilhelm Schadow in Düsseldorf hat in gewohnter
katholischer Weise wieder einige durch Zeichnung und Colorit gleich
anziehende Composttionen eingesandt. Dagegen ist politische Male¬
rei mit einigen sehr gelungenen Versuchen aufgetreten, wir zählen
dazu die schlesischen Weber von Karl Hübner, die beiden trefflichen
Gruppen polnischer Auswanderer von Elisabeth Baumann aus
Warschau in Düsseldorf, sowie die ägyptischen Lager- und Veduinen-
bilder von H. Kretzschmar. Das Ausland ist durch einige Meister
aus Frankreich (Horace Vernet, Lepoittevin, Ar" Scheffer, Bel-
lang6, Mozin :c.), Belgien (de Biefve, Franz Cautaerts -c.)/
Holland (Koekkoek, van Scherbet), die Schweiz (Aurel Robert), -
und Rußland (Hendel, der für die Kaiserin von Rußland die drei
Männer im feurigen Ofen gemalt) vertreten. Die aus Italien
zahlreich eingegangenen Sachen führen wir hier nicht auf, da sie M
sämmtlich von Deutschen herrühren, doch gehört eines derselben, eine


Die Düsseldorfer Schule, die durch die Berliner Ausstellungen
ihren ersten Ruf begründet, hat sich ebenfalls wicver, ihren Director
Wilhelm Schadow an der Spitze, in voller Zahl eingestellt, doch ist
von dem berühmtesten Meister derselben, von C. F. Lessing, nur
eine Landschaft, und zwar eine „Flache, sumpfige, einsame Gegend
nach Sonnenuntergang" ausgestellt. Von den übrigen bekannteren
Meistern der Düsseldorfer Schule hat Theodor Hildebrandt einen
Dogen und seine Tochter, Karl Sohn eine Dame mit dem Spie¬
gel, Hermann Stille einen Kaiser Heinrich ni., Adolph
Schröder einen Till Eulenspiegel, I. W. Schirmer ein deutsches
Abendbild mit mehreren anderen Landschaften, Rudolf Jordan
Genrebilder von Friesland, Holland und der Normandie, I. P. Ha¬
senclever Nheinweinprobirer und Damenbrettspieler, zwei treffliche
Charakterbilder, Eduard Wende manu (jetzt in Dresden) das
Bildniß eines Knaben und Julius Hühner ebenfalls, jetzt in
Dresden, eine Melusine geliefert. Unter den hiesigen Professoren hat
sich diesesmal auf ganz unerwartete Weife Karl Kolbe ausgezeich¬
net, der, obwohl nicht mehr ganz jung, sich an neue großartige Ent¬
würfe gemacht und einen Kaiser Karl V. aus der Flucht, sowie einen
Ezzelino ti Romano geliefert hat, welche die Aufmerksamkeit der
Kunstfreunde auf sich ziehen. Von Begas sind wieder einige wahr¬
haft ausgezeichnete Porträts — namentlich von Schelling und Karl
Ritter — sowie ein Christus, der die Mühseligen und Beladenen
zu sich ruft, ausgestellt. Wach hat eine große Composttion, der
heilige Otto und die ersten Christenkinder in Pommern, Hensel
einen Kaiser Wenzel und den jungen Prinzen von Wales, Völker
wieder eine treffliche Auswahl von Frucht- und Blumenstücken und
W. Krause eine Anzahl wohlgelungener Mariner geliefert. Im
Ganzen sind die kirchlichen Gegenstande weniger vorherrschend, als
sonst; nur Wilhelm Schadow in Düsseldorf hat in gewohnter
katholischer Weise wieder einige durch Zeichnung und Colorit gleich
anziehende Composttionen eingesandt. Dagegen ist politische Male¬
rei mit einigen sehr gelungenen Versuchen aufgetreten, wir zählen
dazu die schlesischen Weber von Karl Hübner, die beiden trefflichen
Gruppen polnischer Auswanderer von Elisabeth Baumann aus
Warschau in Düsseldorf, sowie die ägyptischen Lager- und Veduinen-
bilder von H. Kretzschmar. Das Ausland ist durch einige Meister
aus Frankreich (Horace Vernet, Lepoittevin, Ar» Scheffer, Bel-
lang6, Mozin :c.), Belgien (de Biefve, Franz Cautaerts -c.)/
Holland (Koekkoek, van Scherbet), die Schweiz (Aurel Robert), -
und Rußland (Hendel, der für die Kaiserin von Rußland die drei
Männer im feurigen Ofen gemalt) vertreten. Die aus Italien
zahlreich eingegangenen Sachen führen wir hier nicht auf, da sie M
sämmtlich von Deutschen herrühren, doch gehört eines derselben, eine


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[0614] Die Düsseldorfer Schule, die durch die Berliner Ausstellungen ihren ersten Ruf begründet, hat sich ebenfalls wicver, ihren Director Wilhelm Schadow an der Spitze, in voller Zahl eingestellt, doch ist von dem berühmtesten Meister derselben, von C. F. Lessing, nur eine Landschaft, und zwar eine „Flache, sumpfige, einsame Gegend nach Sonnenuntergang" ausgestellt. Von den übrigen bekannteren Meistern der Düsseldorfer Schule hat Theodor Hildebrandt einen Dogen und seine Tochter, Karl Sohn eine Dame mit dem Spie¬ gel, Hermann Stille einen Kaiser Heinrich ni., Adolph Schröder einen Till Eulenspiegel, I. W. Schirmer ein deutsches Abendbild mit mehreren anderen Landschaften, Rudolf Jordan Genrebilder von Friesland, Holland und der Normandie, I. P. Ha¬ senclever Nheinweinprobirer und Damenbrettspieler, zwei treffliche Charakterbilder, Eduard Wende manu (jetzt in Dresden) das Bildniß eines Knaben und Julius Hühner ebenfalls, jetzt in Dresden, eine Melusine geliefert. Unter den hiesigen Professoren hat sich diesesmal auf ganz unerwartete Weife Karl Kolbe ausgezeich¬ net, der, obwohl nicht mehr ganz jung, sich an neue großartige Ent¬ würfe gemacht und einen Kaiser Karl V. aus der Flucht, sowie einen Ezzelino ti Romano geliefert hat, welche die Aufmerksamkeit der Kunstfreunde auf sich ziehen. Von Begas sind wieder einige wahr¬ haft ausgezeichnete Porträts — namentlich von Schelling und Karl Ritter — sowie ein Christus, der die Mühseligen und Beladenen zu sich ruft, ausgestellt. Wach hat eine große Composttion, der heilige Otto und die ersten Christenkinder in Pommern, Hensel einen Kaiser Wenzel und den jungen Prinzen von Wales, Völker wieder eine treffliche Auswahl von Frucht- und Blumenstücken und W. Krause eine Anzahl wohlgelungener Mariner geliefert. Im Ganzen sind die kirchlichen Gegenstande weniger vorherrschend, als sonst; nur Wilhelm Schadow in Düsseldorf hat in gewohnter katholischer Weise wieder einige durch Zeichnung und Colorit gleich anziehende Composttionen eingesandt. Dagegen ist politische Male¬ rei mit einigen sehr gelungenen Versuchen aufgetreten, wir zählen dazu die schlesischen Weber von Karl Hübner, die beiden trefflichen Gruppen polnischer Auswanderer von Elisabeth Baumann aus Warschau in Düsseldorf, sowie die ägyptischen Lager- und Veduinen- bilder von H. Kretzschmar. Das Ausland ist durch einige Meister aus Frankreich (Horace Vernet, Lepoittevin, Ar» Scheffer, Bel- lang6, Mozin :c.), Belgien (de Biefve, Franz Cautaerts -c.)/ Holland (Koekkoek, van Scherbet), die Schweiz (Aurel Robert), - und Rußland (Hendel, der für die Kaiserin von Rußland die drei Männer im feurigen Ofen gemalt) vertreten. Die aus Italien zahlreich eingegangenen Sachen führen wir hier nicht auf, da sie M sämmtlich von Deutschen herrühren, doch gehört eines derselben, eine

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_180558/614>, abgerufen am 01.07.2024.