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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.

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Geistlicher, Ich habe aber gehört, daß unser Kaiser selbst
Französisch kennen muß!
Apoth. Was fällt Ihnen denn ein, der Kaiser wird sich mit
einer fremden Sprache plagen! Er hat schon seine Leute, die für ihn
sprechen.
(Der Garnisons-Lieutenant, bekannt als ein gefährlicher Mensch,
und ein Jnfantericofsizier erscheinen. Die Gesellschaft wird ruhig.)
'

Major. Was gibts denn Neues in der Welt, Herr Lieute¬
nant? Sie lesen immer Zeitungen, und daher müssen Sie immer et¬
was Neues wissen.
Garnis vns - Lieutenant. Große und wichtige Sachen! Se.
päpstliche Heiligkeit haben die Zahl der Heiligen um fünf vermehrt,
worunter sich auch eine Heilige befindet!
Geistlicher Herr. Mir scheint es, daß Sie schon wieder
anfangen, über die heilige Religion zu spotten. Solche Sachen ge¬
hören nicht in ein Wirthshaus.
Lieutenant. Ich glaube, solche Sachen gehören wohl eher
hierher, als wie Sie. Uebrigens, wer spottet über die Religion, wenn
man Thatsachen anführt? Halten Sie es vielleicht für widersinnig,
daß der Papst einige Heilige ernannt hat? Lesen Sie morgen die
Zeitung, und Sie werden die ganze Beschreibung dieser Feierlichkeit
darin finden mit allen stattgehabten Festen.
Adjutant. Die in Rom stattfanden, versteht sich; denn die
himmlischen Feste, wie die neuen Heiligen unter ihren Kameraden
und von Seiten Gottes sind im Himmel aufgenommen worden, sind
noch nicht beschrieben; aber hoffentlich wird es morgen der "Oester¬
reichische Beobachter" geben.
Major. Und wegen was sind denn diese Heiligen canonisirt
worden?
Garnisous - Lieutenant. Darüber wird nichts Bestimmtes
angegeben. So viel mir scheint, werden selbe nach dem Ancienne-
tätssystem zur Heiligkeit in der Tour gewesen sein.
(zum Geistlichen).
Adjutant Glauben Sie, daß der österrei¬
chische Beobachter die Verdienste und Ursachen angibt, wenn er Stan-
deöerhebungen, Avancements oder Ordensverleihungen publicirt? Es
heißt nur immer schlechtweg: Se. Majestät haben den N. in den
Baronstand, den X. zum Hofrath zu ernennen und dem General W.
76 *
Geistlicher, Ich habe aber gehört, daß unser Kaiser selbst
Französisch kennen muß!
Apoth. Was fällt Ihnen denn ein, der Kaiser wird sich mit
einer fremden Sprache plagen! Er hat schon seine Leute, die für ihn
sprechen.
(Der Garnisons-Lieutenant, bekannt als ein gefährlicher Mensch,
und ein Jnfantericofsizier erscheinen. Die Gesellschaft wird ruhig.)
'

Major. Was gibts denn Neues in der Welt, Herr Lieute¬
nant? Sie lesen immer Zeitungen, und daher müssen Sie immer et¬
was Neues wissen.
Garnis vns - Lieutenant. Große und wichtige Sachen! Se.
päpstliche Heiligkeit haben die Zahl der Heiligen um fünf vermehrt,
worunter sich auch eine Heilige befindet!
Geistlicher Herr. Mir scheint es, daß Sie schon wieder
anfangen, über die heilige Religion zu spotten. Solche Sachen ge¬
hören nicht in ein Wirthshaus.
Lieutenant. Ich glaube, solche Sachen gehören wohl eher
hierher, als wie Sie. Uebrigens, wer spottet über die Religion, wenn
man Thatsachen anführt? Halten Sie es vielleicht für widersinnig,
daß der Papst einige Heilige ernannt hat? Lesen Sie morgen die
Zeitung, und Sie werden die ganze Beschreibung dieser Feierlichkeit
darin finden mit allen stattgehabten Festen.
Adjutant. Die in Rom stattfanden, versteht sich; denn die
himmlischen Feste, wie die neuen Heiligen unter ihren Kameraden
und von Seiten Gottes sind im Himmel aufgenommen worden, sind
noch nicht beschrieben; aber hoffentlich wird es morgen der „Oester¬
reichische Beobachter" geben.
Major. Und wegen was sind denn diese Heiligen canonisirt
worden?
Garnisous - Lieutenant. Darüber wird nichts Bestimmtes
angegeben. So viel mir scheint, werden selbe nach dem Ancienne-
tätssystem zur Heiligkeit in der Tour gewesen sein.
(zum Geistlichen).
Adjutant Glauben Sie, daß der österrei¬
chische Beobachter die Verdienste und Ursachen angibt, wenn er Stan-
deöerhebungen, Avancements oder Ordensverleihungen publicirt? Es
heißt nur immer schlechtweg: Se. Majestät haben den N. in den
Baronstand, den X. zum Hofrath zu ernennen und dem General W.
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[0611] Geistlicher, Ich habe aber gehört, daß unser Kaiser selbst Französisch kennen muß! Apoth. Was fällt Ihnen denn ein, der Kaiser wird sich mit einer fremden Sprache plagen! Er hat schon seine Leute, die für ihn sprechen. (Der Garnisons-Lieutenant, bekannt als ein gefährlicher Mensch, und ein Jnfantericofsizier erscheinen. Die Gesellschaft wird ruhig.) ' Major. Was gibts denn Neues in der Welt, Herr Lieute¬ nant? Sie lesen immer Zeitungen, und daher müssen Sie immer et¬ was Neues wissen. Garnis vns - Lieutenant. Große und wichtige Sachen! Se. päpstliche Heiligkeit haben die Zahl der Heiligen um fünf vermehrt, worunter sich auch eine Heilige befindet! Geistlicher Herr. Mir scheint es, daß Sie schon wieder anfangen, über die heilige Religion zu spotten. Solche Sachen ge¬ hören nicht in ein Wirthshaus. Lieutenant. Ich glaube, solche Sachen gehören wohl eher hierher, als wie Sie. Uebrigens, wer spottet über die Religion, wenn man Thatsachen anführt? Halten Sie es vielleicht für widersinnig, daß der Papst einige Heilige ernannt hat? Lesen Sie morgen die Zeitung, und Sie werden die ganze Beschreibung dieser Feierlichkeit darin finden mit allen stattgehabten Festen. Adjutant. Die in Rom stattfanden, versteht sich; denn die himmlischen Feste, wie die neuen Heiligen unter ihren Kameraden und von Seiten Gottes sind im Himmel aufgenommen worden, sind noch nicht beschrieben; aber hoffentlich wird es morgen der „Oester¬ reichische Beobachter" geben. Major. Und wegen was sind denn diese Heiligen canonisirt worden? Garnisous - Lieutenant. Darüber wird nichts Bestimmtes angegeben. So viel mir scheint, werden selbe nach dem Ancienne- tätssystem zur Heiligkeit in der Tour gewesen sein. (zum Geistlichen). Adjutant Glauben Sie, daß der österrei¬ chische Beobachter die Verdienste und Ursachen angibt, wenn er Stan- deöerhebungen, Avancements oder Ordensverleihungen publicirt? Es heißt nur immer schlechtweg: Se. Majestät haben den N. in den Baronstand, den X. zum Hofrath zu ernennen und dem General W. 76 *

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_180558/611>, abgerufen am 01.10.2024.