Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.ihrem Leben noch keinen gesehen hatten. Die Leute rissen alle die -- Georg! schrien Vater, Mutter, Schwester, ist'S möglich? und -- Ich bin'6, sagte Georg und fiel ihnen um den Hals, und Wie nun der erste Jubel vorbei war, gingen sie zusammen in -- Ach nein! sagte der Alte, der ist nicht zu Haus; es ist der -- Nun, ist's weiter Nichts, sagte Georg lächelnd, und sind Diese Freude hättet Ihr wohl mit ansehen mögen? Christoph und der zehnjährige Hans, der noch in der Wiege Georg blieb über einen Monat mit Laura, der das gemüthliche ihrem Leben noch keinen gesehen hatten. Die Leute rissen alle die — Georg! schrien Vater, Mutter, Schwester, ist'S möglich? und — Ich bin'6, sagte Georg und fiel ihnen um den Hals, und Wie nun der erste Jubel vorbei war, gingen sie zusammen in — Ach nein! sagte der Alte, der ist nicht zu Haus; es ist der — Nun, ist's weiter Nichts, sagte Georg lächelnd, und sind Diese Freude hättet Ihr wohl mit ansehen mögen? Christoph und der zehnjährige Hans, der noch in der Wiege Georg blieb über einen Monat mit Laura, der das gemüthliche <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0597" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/181156"/> <p xml:id="ID_1489" prev="#ID_1488"> ihrem Leben noch keinen gesehen hatten. Die Leute rissen alle die<lb/> Fenster auf und wußten nicht, was das in ihrem abgelegenen Dorfe<lb/> zu bedeuten habe. Der Wagen, von vier stolzen Rappen gezogen,<lb/> rollte heran und hielt vor Georg'S Vaterhaus still. Die Alten wu߬<lb/> ten nicht, was sie denken sollten, Christel mit ihrem Liebsten kam auch<lb/> heraus. Aus dem Wagen stieg ein junger Mann in fremdländischer<lb/> Kleidung von Sammet und Seide, mit Gold gestickt, und hob eine<lb/> junge Dame heraus, über deren Schönheit sich die armen Dorfbe¬<lb/> wohner, die von allen Enden herzuliefen, nicht genug wundern<lb/> konnten. Ein kleiner Bube fragte seine Mutter, die ihn an der Hand<lb/> führre: Mutter, das ist wohl ein Engel? Die beiden Alten standen<lb/> an der Thüre und warteten der Dinge, die da kommen sollten. Der<lb/> junge Mann wandte sich jetzt an den alten Georg und fragte: Kennt<lb/> Ihr mich nicht mehr, Vater?</p><lb/> <p xml:id="ID_1490"> — Georg! schrien Vater, Mutter, Schwester, ist'S möglich? und<lb/> die Freude war grenzenlos.</p><lb/> <p xml:id="ID_1491"> — Ich bin'6, sagte Georg und fiel ihnen um den Hals, und<lb/> das ist meine junge Frau!</p><lb/> <p xml:id="ID_1492"> Wie nun der erste Jubel vorbei war, gingen sie zusammen in<lb/> das Haus, und alle guten Freunde und Bekannten strömten schaaren-<lb/> weis herbei, um das Wunderkind Georg und seine schöne Frau zu<lb/> sehen. Jetzt erst fand Georg seine Schwester Christel heraus und<lb/> fragte, indem er auf Friedrich deutete: Ist das Christoph?</p><lb/> <p xml:id="ID_1493"> — Ach nein! sagte der Alte, der ist nicht zu Haus; es ist der<lb/> Liebhaber der Christel, sein Vater aber will's nicht zugeben, daß sie<lb/> sich nehmen, weil Christel ihm zu arm ist. Er ist der einzige Sohn<lb/> und erbt einmal zweitausend Thaler.</p><lb/> <p xml:id="ID_1494"> — Nun, ist's weiter Nichts, sagte Georg lächelnd, und sind<lb/> sich die Leute wirklich gut, so soll Christel dreitausend haben!</p><lb/> <p xml:id="ID_1495"> Diese Freude hättet Ihr wohl mit ansehen mögen?</p><lb/> <p xml:id="ID_1496"> Christoph und der zehnjährige Hans, der noch in der Wiege<lb/> gelegen hatte, als Georg fortging, machten gar große Augen, wie<lb/> sie vor ihres Vaters Haus den schönen Wagen, den Kutscher und<lb/> Diener sahen, die die herrlichsten Reisegeräthschaften auspackten und<lb/> in das Haus trugen. Noch mehr aber staunten sie, als sie in die<lb/> Stube traten und Alles erfuhren. Es läßt sich denken!</p><lb/> <p xml:id="ID_1497" next="#ID_1498"> Georg blieb über einen Monat mit Laura, der das gemüthliche</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0597]
ihrem Leben noch keinen gesehen hatten. Die Leute rissen alle die
Fenster auf und wußten nicht, was das in ihrem abgelegenen Dorfe
zu bedeuten habe. Der Wagen, von vier stolzen Rappen gezogen,
rollte heran und hielt vor Georg'S Vaterhaus still. Die Alten wu߬
ten nicht, was sie denken sollten, Christel mit ihrem Liebsten kam auch
heraus. Aus dem Wagen stieg ein junger Mann in fremdländischer
Kleidung von Sammet und Seide, mit Gold gestickt, und hob eine
junge Dame heraus, über deren Schönheit sich die armen Dorfbe¬
wohner, die von allen Enden herzuliefen, nicht genug wundern
konnten. Ein kleiner Bube fragte seine Mutter, die ihn an der Hand
führre: Mutter, das ist wohl ein Engel? Die beiden Alten standen
an der Thüre und warteten der Dinge, die da kommen sollten. Der
junge Mann wandte sich jetzt an den alten Georg und fragte: Kennt
Ihr mich nicht mehr, Vater?
— Georg! schrien Vater, Mutter, Schwester, ist'S möglich? und
die Freude war grenzenlos.
— Ich bin'6, sagte Georg und fiel ihnen um den Hals, und
das ist meine junge Frau!
Wie nun der erste Jubel vorbei war, gingen sie zusammen in
das Haus, und alle guten Freunde und Bekannten strömten schaaren-
weis herbei, um das Wunderkind Georg und seine schöne Frau zu
sehen. Jetzt erst fand Georg seine Schwester Christel heraus und
fragte, indem er auf Friedrich deutete: Ist das Christoph?
— Ach nein! sagte der Alte, der ist nicht zu Haus; es ist der
Liebhaber der Christel, sein Vater aber will's nicht zugeben, daß sie
sich nehmen, weil Christel ihm zu arm ist. Er ist der einzige Sohn
und erbt einmal zweitausend Thaler.
— Nun, ist's weiter Nichts, sagte Georg lächelnd, und sind
sich die Leute wirklich gut, so soll Christel dreitausend haben!
Diese Freude hättet Ihr wohl mit ansehen mögen?
Christoph und der zehnjährige Hans, der noch in der Wiege
gelegen hatte, als Georg fortging, machten gar große Augen, wie
sie vor ihres Vaters Haus den schönen Wagen, den Kutscher und
Diener sahen, die die herrlichsten Reisegeräthschaften auspackten und
in das Haus trugen. Noch mehr aber staunten sie, als sie in die
Stube traten und Alles erfuhren. Es läßt sich denken!
Georg blieb über einen Monat mit Laura, der das gemüthliche
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |