Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.M unebner SVizze n. Von Hermann Marggraff. II. Literatur und Literatcn- Die literarische Stallfütterung in Leipzig war in den letzten Jah¬ M unebner SVizze n. Von Hermann Marggraff. II. Literatur und Literatcn- Die literarische Stallfütterung in Leipzig war in den letzten Jah¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0551" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/181110"/> </div> </div> <div n="1"> <head> M unebner SVizze n.<lb/><note type="byline"> Von<lb/> Hermann Marggraff.</note></head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> II.<lb/> Literatur und Literatcn-</head><lb/> <p xml:id="ID_1350"> Die literarische Stallfütterung in Leipzig war in den letzten Jah¬<lb/> ren so überschwenglich reichlich ausgefallen, ich fühlte mich von dein<lb/> Genuß literarischer Bekanntschaften und Discussionen so überfüttert<lb/> und abgespannt, daß ich mich in Bezug ans das Anknüpfen neuer<lb/> literarischer Bekanntschaften absichtlich auf eine strenge Diät setzte. Ich<lb/> habe bisher nur wenige Repräsentanten der Münchner Literatur kennen<lb/> gelernt, nur in flüchtiger Begegnung, wie wenn man mit dem Aer-<lb/> mel an einen Vorübergehenden anstreift. Wenn ich mich durch strenge<lb/> Diät von der Leipziger Uebersättigung hergestellt fühlen werde, hoffe<lb/> ich wohl daS Versäumte nachzuholen. Nicht einmal an der Beschmau-<lb/> sung Oehlenschlägers auf der Menterfchwaige habe ich Theil genom¬<lb/> men, da ich aus früherer Erfahrung weiß, wie selten die reine, ur¬<lb/> sprüngliche Begeisterung daran Theil hat und wie häusig sie bei<lb/> solchen Gelegenheiten im Weihrauchdampf gegenseitiger Betoastung,<lb/> Beräucherung und Ansingung aufgeht; höchstens, daß die Lärmschüsse<lb/> knallender Champagnerpropfen einen Moment erhöhterer Empfindung<lb/> anzeigen. Möglich, daß man in München reiner und ungemischter<lb/> fühlt, obgleich ich dein hiesigen Selbstlob unbercchnender Naivetät<lb/> doch nicht so ganz traue. Auch gehöre ich nicht zu denen, welche<lb/> den hier durchreisenden renommirten Schriftstellern Zschocke, F. von<lb/> Holbein, Deinhardstem u. s. w. die Aufwartung machten, da ich<lb/> aus Erfahrung weiß, wie gering dabei das gegenseitige Vergnügen<lb/> in der Regel ist.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0551]
M unebner SVizze n.
Von
Hermann Marggraff.
II.
Literatur und Literatcn-
Die literarische Stallfütterung in Leipzig war in den letzten Jah¬
ren so überschwenglich reichlich ausgefallen, ich fühlte mich von dein
Genuß literarischer Bekanntschaften und Discussionen so überfüttert
und abgespannt, daß ich mich in Bezug ans das Anknüpfen neuer
literarischer Bekanntschaften absichtlich auf eine strenge Diät setzte. Ich
habe bisher nur wenige Repräsentanten der Münchner Literatur kennen
gelernt, nur in flüchtiger Begegnung, wie wenn man mit dem Aer-
mel an einen Vorübergehenden anstreift. Wenn ich mich durch strenge
Diät von der Leipziger Uebersättigung hergestellt fühlen werde, hoffe
ich wohl daS Versäumte nachzuholen. Nicht einmal an der Beschmau-
sung Oehlenschlägers auf der Menterfchwaige habe ich Theil genom¬
men, da ich aus früherer Erfahrung weiß, wie selten die reine, ur¬
sprüngliche Begeisterung daran Theil hat und wie häusig sie bei
solchen Gelegenheiten im Weihrauchdampf gegenseitiger Betoastung,
Beräucherung und Ansingung aufgeht; höchstens, daß die Lärmschüsse
knallender Champagnerpropfen einen Moment erhöhterer Empfindung
anzeigen. Möglich, daß man in München reiner und ungemischter
fühlt, obgleich ich dein hiesigen Selbstlob unbercchnender Naivetät
doch nicht so ganz traue. Auch gehöre ich nicht zu denen, welche
den hier durchreisenden renommirten Schriftstellern Zschocke, F. von
Holbein, Deinhardstem u. s. w. die Aufwartung machten, da ich
aus Erfahrung weiß, wie gering dabei das gegenseitige Vergnügen
in der Regel ist.
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