Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.nöt.ab b eschlemügte unser gegenwärtiges Verhältniß. Ich verkaufte nöt.ab b eschlemügte unser gegenwärtiges Verhältniß. Ich verkaufte <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0511" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/181070"/> <p xml:id="ID_1195" prev="#ID_1194" next="#ID_1196"> nöt.ab b eschlemügte unser gegenwärtiges Verhältniß. Ich verkaufte<lb/> in aller Hast meine überflüssige Einrichtung. Mein Pauli bezog<lb/> mit seiner Compagnie eine kleine Kaserne, in welcher keine andere<lb/> Truppe lag, und auch wir nebst den übrigen Offiziers untergebracht<lb/> waren. Unter den Letztern war auch ein verheirateter Oberlieute¬<lb/> nant, dessen Frau meine Freundschaft suchte, und sie gefiel mir im<lb/> Anfange so wohl, daß ich ihr nicht nur meine Freundschaft schenkte,<lb/> sondern sie auch zu meiner Vertrauten machte. Diese intime Freund¬<lb/> schaft währte jedoch nicht lange zwischen uns; denn diese Frau Ober,<lb/> lieutenantin hatte die Gewohnheit, mich immer Frau Lieiüencmtin zu<lb/> tituliren, um mich gewissermaßen fühlen zu lassen, daß sie eine höhere<lb/> Charge als ich in der Armee bekleide. Auch erfuhr ich durch meine<lb/> Dienstboten, daß sie immer die Nase rümpfte, wenn von mir die<lb/> Rede war und man mich die Frau Hauptmännin nannte. Ich ver¬<lb/> zieh ihr dieses Alles, obschon ich über diesen Hochmuth innerlich<lb/> grollte. Cs ereignete sich aber bald, daß mein Pauli, ich, dieser<lb/> Oberlieutenant sammt Frau und die übrigen Offiziere übers Land<lb/> fuhren, um uns dort auf gemeinschaftliche Kosten zu unterhalten. Es<lb/> ward ein Diner angeordnet. AIS die Suppe aufgetragen war,<lb/> nahm ich den mir gebührenden Ehren-Platz ein und wollte die Suppe<lb/> austheilen. Statt aber den Platz zu meiner Rechten einzunehmen,<lb/> war die Frau Oberlieutcnantin so impertinent, mir in Gegenwart<lb/> aller Herren in's Gesicht zu sagen: Frau Lieutenantin, Sie haben<lb/> wahrscheinlich vergessen, daß mir der Platz als einer größeren<lb/> Dame gebühret, welchen Sie eingenommen haben. — Mein Pauli<lb/> sah verlegen auf seinen Teller und sagte Nichts! Der Oberlieute-<lb/> »ant , der seine Frau zur Ruhe verwies, fachte nur ihren Zorn an,<lb/> und die übrigen Offiziere lachten. Ich konnte nicht länger meinen<lb/> Zorn mäßigen, und indem ich diese anmaßende Figur verächtlich an¬<lb/> sah, sagte ich zu ihr: Wer sind denn Sie, daß Sie sich unterstehen,<lb/> so mit mir zu reden und sich eines Ranges anmaßen, der Ihnen<lb/> nicht gebührt? Ich bin nicht nur Offiziersfrau wie Sie, sondern<lb/> mein Pauli ist der Commandant, und Ihr Gemahl ist sein Unter¬<lb/> gebener; folglich gebührt mir der erste Platz! — Der Oberlieutenant,<lb/> der sich bisher sehr bemühte, dem Streite durch Besänftigung seiner<lb/> F>an ein Ende zu machen, fand sich durch meine Worte beleidigt<lb/> und sagte in einem zornigen Tone: Sie sollten als eine Concubine</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0511]
nöt.ab b eschlemügte unser gegenwärtiges Verhältniß. Ich verkaufte
in aller Hast meine überflüssige Einrichtung. Mein Pauli bezog
mit seiner Compagnie eine kleine Kaserne, in welcher keine andere
Truppe lag, und auch wir nebst den übrigen Offiziers untergebracht
waren. Unter den Letztern war auch ein verheirateter Oberlieute¬
nant, dessen Frau meine Freundschaft suchte, und sie gefiel mir im
Anfange so wohl, daß ich ihr nicht nur meine Freundschaft schenkte,
sondern sie auch zu meiner Vertrauten machte. Diese intime Freund¬
schaft währte jedoch nicht lange zwischen uns; denn diese Frau Ober,
lieutenantin hatte die Gewohnheit, mich immer Frau Lieiüencmtin zu
tituliren, um mich gewissermaßen fühlen zu lassen, daß sie eine höhere
Charge als ich in der Armee bekleide. Auch erfuhr ich durch meine
Dienstboten, daß sie immer die Nase rümpfte, wenn von mir die
Rede war und man mich die Frau Hauptmännin nannte. Ich ver¬
zieh ihr dieses Alles, obschon ich über diesen Hochmuth innerlich
grollte. Cs ereignete sich aber bald, daß mein Pauli, ich, dieser
Oberlieutenant sammt Frau und die übrigen Offiziere übers Land
fuhren, um uns dort auf gemeinschaftliche Kosten zu unterhalten. Es
ward ein Diner angeordnet. AIS die Suppe aufgetragen war,
nahm ich den mir gebührenden Ehren-Platz ein und wollte die Suppe
austheilen. Statt aber den Platz zu meiner Rechten einzunehmen,
war die Frau Oberlieutcnantin so impertinent, mir in Gegenwart
aller Herren in's Gesicht zu sagen: Frau Lieutenantin, Sie haben
wahrscheinlich vergessen, daß mir der Platz als einer größeren
Dame gebühret, welchen Sie eingenommen haben. — Mein Pauli
sah verlegen auf seinen Teller und sagte Nichts! Der Oberlieute-
»ant , der seine Frau zur Ruhe verwies, fachte nur ihren Zorn an,
und die übrigen Offiziere lachten. Ich konnte nicht länger meinen
Zorn mäßigen, und indem ich diese anmaßende Figur verächtlich an¬
sah, sagte ich zu ihr: Wer sind denn Sie, daß Sie sich unterstehen,
so mit mir zu reden und sich eines Ranges anmaßen, der Ihnen
nicht gebührt? Ich bin nicht nur Offiziersfrau wie Sie, sondern
mein Pauli ist der Commandant, und Ihr Gemahl ist sein Unter¬
gebener; folglich gebührt mir der erste Platz! — Der Oberlieutenant,
der sich bisher sehr bemühte, dem Streite durch Besänftigung seiner
F>an ein Ende zu machen, fand sich durch meine Worte beleidigt
und sagte in einem zornigen Tone: Sie sollten als eine Concubine
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