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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.

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indem er außer den gewöhnlichen mechanischen Fertigkeiten sich auch
eine wirklich umfassende Sachkenntniß erwarb, wird bei bestehenden
Verhältnissen und ausdauerndem Fleiße die Ordnung seines Haus¬
wesens und den Ruhm eines ehrlichen Mannes vielleicht noch zu
erhalten im Stande sein, besonders wenn er von Haus aus die noth¬
wendigen Mittel besaß, dem verschiedenartigsten Begehr des Fabri¬
kanten durch veränderte Einrichtung des Webstuhles und Lieferung
künstlicherer Waaren zu entsprechen. Allein die Zahl solcher Männer
ist nicht groß, wohl aber die derjenigen Subjecte, welche nur die
oberflächlichste GewerbSkenntniß besitzen. Bei diesen stellt sich, unter
verbürgter Nichtigkeit, heraus, daß durchschnittlich der kleine Häusler
nach Abzug der laufenden Aus- und Abgaben einundvierzig Thaler
zu seiner und seiner Familie jährlichen Unterhaltung übrig behält,
während bei dem zur Miethe wohnenden Weber sich diese kleine
Summe auf achtundzwanzig Thaler, eilf Silbergroschen reducirt. Es
ist dabei vorausgesetzt, daß fortdauernde Beschäftigung stattfand. Wer
diesen beiden Classen und Stufen des Erwerbs sich noch beizählen
kann, hat sich glücklich zu preisen, denn es wohnen zerstreut in den
Thälern um die Eule Tausende von Häuslern, welche zwei volle
Dritttheile der Löhnung entbehren, bei der die angegebenen Summen
als reines Unterhaltögeld verbleiben. Daß die Existenz dieser Leute
noch möglich ist, erklärt sich aus zwei unrechtmäßigen und einem
mindestens tramigen Aushilfsmittel: aus dem Raffinement, mit dem
sie die Fabrikherren um einen kleinen Theil des ihnen anvertrauten
Garnes zu betrügen wissen; aus ihren kecken häufigen Holzdiebstäh¬
len in den nahen Forsten und in dem Bettelertrage ihrer Kinder,
welche schaarenweis die Dörfer durchziehen. Aendern sich indeß bin¬
nen zehn Jahren die Verhältnisse des Handels und insbesondere der
Bevölkerung nicht, so möchten auch die reichsten Communen der dor¬
tigen Gegend dann außer Stand gesetzt sein, ihre Verarmten zu un¬
terstützen und zu unterhalten.

Fassen wir nun die geschichtliche Uebersicht der Weberzustände
am Eulengebirge in den einzelnen Punkten scharf in's Auge, so er¬
gibt sich daraus, daß an dem dortigen allgemeinen Elende die Ueber¬
füllung des gesunkenen Erwerbszweiges mit Arbeiterhänden die Grund¬
ursache ist, indem sie den Fabrikherren die härteste Lohnbedrückung
möglich machte. Diese Ueberfüllung entstand aus der Leichtigkeit, mit


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indem er außer den gewöhnlichen mechanischen Fertigkeiten sich auch
eine wirklich umfassende Sachkenntniß erwarb, wird bei bestehenden
Verhältnissen und ausdauerndem Fleiße die Ordnung seines Haus¬
wesens und den Ruhm eines ehrlichen Mannes vielleicht noch zu
erhalten im Stande sein, besonders wenn er von Haus aus die noth¬
wendigen Mittel besaß, dem verschiedenartigsten Begehr des Fabri¬
kanten durch veränderte Einrichtung des Webstuhles und Lieferung
künstlicherer Waaren zu entsprechen. Allein die Zahl solcher Männer
ist nicht groß, wohl aber die derjenigen Subjecte, welche nur die
oberflächlichste GewerbSkenntniß besitzen. Bei diesen stellt sich, unter
verbürgter Nichtigkeit, heraus, daß durchschnittlich der kleine Häusler
nach Abzug der laufenden Aus- und Abgaben einundvierzig Thaler
zu seiner und seiner Familie jährlichen Unterhaltung übrig behält,
während bei dem zur Miethe wohnenden Weber sich diese kleine
Summe auf achtundzwanzig Thaler, eilf Silbergroschen reducirt. Es
ist dabei vorausgesetzt, daß fortdauernde Beschäftigung stattfand. Wer
diesen beiden Classen und Stufen des Erwerbs sich noch beizählen
kann, hat sich glücklich zu preisen, denn es wohnen zerstreut in den
Thälern um die Eule Tausende von Häuslern, welche zwei volle
Dritttheile der Löhnung entbehren, bei der die angegebenen Summen
als reines Unterhaltögeld verbleiben. Daß die Existenz dieser Leute
noch möglich ist, erklärt sich aus zwei unrechtmäßigen und einem
mindestens tramigen Aushilfsmittel: aus dem Raffinement, mit dem
sie die Fabrikherren um einen kleinen Theil des ihnen anvertrauten
Garnes zu betrügen wissen; aus ihren kecken häufigen Holzdiebstäh¬
len in den nahen Forsten und in dem Bettelertrage ihrer Kinder,
welche schaarenweis die Dörfer durchziehen. Aendern sich indeß bin¬
nen zehn Jahren die Verhältnisse des Handels und insbesondere der
Bevölkerung nicht, so möchten auch die reichsten Communen der dor¬
tigen Gegend dann außer Stand gesetzt sein, ihre Verarmten zu un¬
terstützen und zu unterhalten.

Fassen wir nun die geschichtliche Uebersicht der Weberzustände
am Eulengebirge in den einzelnen Punkten scharf in's Auge, so er¬
gibt sich daraus, daß an dem dortigen allgemeinen Elende die Ueber¬
füllung des gesunkenen Erwerbszweiges mit Arbeiterhänden die Grund¬
ursache ist, indem sie den Fabrikherren die härteste Lohnbedrückung
möglich machte. Diese Ueberfüllung entstand aus der Leichtigkeit, mit


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_180558/459>, abgerufen am 23.12.2024.