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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.

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Monopolarnkel mit dem Hause Sina. Nach späteren Ergebnissen
soll sich diese Finanz-Operation, wenn gleich nutzbringend, doch nicht
ganz zum Vortheil des Gouvernements vindicirt haben; sie hatte
übrigens- nur kurze Zeit vor dem Austritt des vorigen Ministers statt.

Eben so fand die Abfassung des neuen Stempelpatents, welches
in jenem Aussatz der jetzigen Verwaltung zugeschrieben wird, noch
unter der vorigen statt, wenn gleich weder die eine noch die andere
dahin gestellt war, unmittelbar darauf einzuwirken. Es ist bekannt,
daß dieses Patent einer vielfältigen Kritik heimgefallen ist und all¬
gemein nicht befriedigt hat, ja daß selbst ganze Provinzen gegen
dessen Einführung Vorstellungen unterbreitet hatten. Dabei hat es,
wenigstens in den ersteren Jahren, einen den früheren Ertrag um
die Hälfte übersteigenden Ausfall veranlaßt.

Beispielsweise seien nur einige Mißgriffe erwähnt. Der höchste
Stempelansatz ward von hundert Fi. auf zwanzig Fi. herabgesetzt,
wiewohl mit dem hierdurch bewirkten fühlbaren Nachtheil für den
Kammerbeutel eine durchaus nicht adequate Erleichterung der in sol¬
chem Falle zur Steuerpflicht Berufenen bewirkt ward; der Wechsel¬
stempel ward nur um Geringes erhöht und nicht, wie es ander¬
weitiger Vorgang vielfach gerechtfertigt hät:e, classenmäßig bemessen;
endlich verbreitete zwar die Anordnung, daß alle Noten unter und
von den Kaufleuten mit zehn Kreutzer gestempelt werden sollten, un¬
ter allen Handclsclassen Schrecken und Bestürzung, veranlaßte sie
aber nur, die Maßregel, die allzu drückend schien, um ausgeführt wer¬
den zu können, auf systematische Weise zu umgehen. Es ging da¬
mit, wie es mit hohen Eingangözöllen geht, die Nichts bewirken, als
dem Schmuggel die Thüre zu öffnen, während man vielleicht bei
dem kleinmoglichsten Stempelsatz für kaufmännische Zusicherungen
und Bestätigungen seinen Zweck erreicht hätte, wenn gleich jede Er¬
schwerung des Handelsverkehrs ein Bedenkliches bleibt.

Werfen wir nun noch einen Blick auf die Bank, dieses mit
den österreichischen Finanzen so innig verwebte Institut, daß es füg¬
lich als das Palladium des Staatscrcdits betrachtet werden kann.
Ja nun, dieses befand sich allerdings unter, der vorigen Verwaltung
in gewisser Art sehr gut. Wenigstens stiegen die Dividenden der
Actionäre, denn außer dem ungemessenen Anwachö des Bankporte-
fcuilleö, nahm auch die Kammerverwaltung nicht unbedeutende Sum-


Monopolarnkel mit dem Hause Sina. Nach späteren Ergebnissen
soll sich diese Finanz-Operation, wenn gleich nutzbringend, doch nicht
ganz zum Vortheil des Gouvernements vindicirt haben; sie hatte
übrigens- nur kurze Zeit vor dem Austritt des vorigen Ministers statt.

Eben so fand die Abfassung des neuen Stempelpatents, welches
in jenem Aussatz der jetzigen Verwaltung zugeschrieben wird, noch
unter der vorigen statt, wenn gleich weder die eine noch die andere
dahin gestellt war, unmittelbar darauf einzuwirken. Es ist bekannt,
daß dieses Patent einer vielfältigen Kritik heimgefallen ist und all¬
gemein nicht befriedigt hat, ja daß selbst ganze Provinzen gegen
dessen Einführung Vorstellungen unterbreitet hatten. Dabei hat es,
wenigstens in den ersteren Jahren, einen den früheren Ertrag um
die Hälfte übersteigenden Ausfall veranlaßt.

Beispielsweise seien nur einige Mißgriffe erwähnt. Der höchste
Stempelansatz ward von hundert Fi. auf zwanzig Fi. herabgesetzt,
wiewohl mit dem hierdurch bewirkten fühlbaren Nachtheil für den
Kammerbeutel eine durchaus nicht adequate Erleichterung der in sol¬
chem Falle zur Steuerpflicht Berufenen bewirkt ward; der Wechsel¬
stempel ward nur um Geringes erhöht und nicht, wie es ander¬
weitiger Vorgang vielfach gerechtfertigt hät:e, classenmäßig bemessen;
endlich verbreitete zwar die Anordnung, daß alle Noten unter und
von den Kaufleuten mit zehn Kreutzer gestempelt werden sollten, un¬
ter allen Handclsclassen Schrecken und Bestürzung, veranlaßte sie
aber nur, die Maßregel, die allzu drückend schien, um ausgeführt wer¬
den zu können, auf systematische Weise zu umgehen. Es ging da¬
mit, wie es mit hohen Eingangözöllen geht, die Nichts bewirken, als
dem Schmuggel die Thüre zu öffnen, während man vielleicht bei
dem kleinmoglichsten Stempelsatz für kaufmännische Zusicherungen
und Bestätigungen seinen Zweck erreicht hätte, wenn gleich jede Er¬
schwerung des Handelsverkehrs ein Bedenkliches bleibt.

Werfen wir nun noch einen Blick auf die Bank, dieses mit
den österreichischen Finanzen so innig verwebte Institut, daß es füg¬
lich als das Palladium des Staatscrcdits betrachtet werden kann.
Ja nun, dieses befand sich allerdings unter, der vorigen Verwaltung
in gewisser Art sehr gut. Wenigstens stiegen die Dividenden der
Actionäre, denn außer dem ungemessenen Anwachö des Bankporte-
fcuilleö, nahm auch die Kammerverwaltung nicht unbedeutende Sum-


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[0416] Monopolarnkel mit dem Hause Sina. Nach späteren Ergebnissen soll sich diese Finanz-Operation, wenn gleich nutzbringend, doch nicht ganz zum Vortheil des Gouvernements vindicirt haben; sie hatte übrigens- nur kurze Zeit vor dem Austritt des vorigen Ministers statt. Eben so fand die Abfassung des neuen Stempelpatents, welches in jenem Aussatz der jetzigen Verwaltung zugeschrieben wird, noch unter der vorigen statt, wenn gleich weder die eine noch die andere dahin gestellt war, unmittelbar darauf einzuwirken. Es ist bekannt, daß dieses Patent einer vielfältigen Kritik heimgefallen ist und all¬ gemein nicht befriedigt hat, ja daß selbst ganze Provinzen gegen dessen Einführung Vorstellungen unterbreitet hatten. Dabei hat es, wenigstens in den ersteren Jahren, einen den früheren Ertrag um die Hälfte übersteigenden Ausfall veranlaßt. Beispielsweise seien nur einige Mißgriffe erwähnt. Der höchste Stempelansatz ward von hundert Fi. auf zwanzig Fi. herabgesetzt, wiewohl mit dem hierdurch bewirkten fühlbaren Nachtheil für den Kammerbeutel eine durchaus nicht adequate Erleichterung der in sol¬ chem Falle zur Steuerpflicht Berufenen bewirkt ward; der Wechsel¬ stempel ward nur um Geringes erhöht und nicht, wie es ander¬ weitiger Vorgang vielfach gerechtfertigt hät:e, classenmäßig bemessen; endlich verbreitete zwar die Anordnung, daß alle Noten unter und von den Kaufleuten mit zehn Kreutzer gestempelt werden sollten, un¬ ter allen Handclsclassen Schrecken und Bestürzung, veranlaßte sie aber nur, die Maßregel, die allzu drückend schien, um ausgeführt wer¬ den zu können, auf systematische Weise zu umgehen. Es ging da¬ mit, wie es mit hohen Eingangözöllen geht, die Nichts bewirken, als dem Schmuggel die Thüre zu öffnen, während man vielleicht bei dem kleinmoglichsten Stempelsatz für kaufmännische Zusicherungen und Bestätigungen seinen Zweck erreicht hätte, wenn gleich jede Er¬ schwerung des Handelsverkehrs ein Bedenkliches bleibt. Werfen wir nun noch einen Blick auf die Bank, dieses mit den österreichischen Finanzen so innig verwebte Institut, daß es füg¬ lich als das Palladium des Staatscrcdits betrachtet werden kann. Ja nun, dieses befand sich allerdings unter, der vorigen Verwaltung in gewisser Art sehr gut. Wenigstens stiegen die Dividenden der Actionäre, denn außer dem ungemessenen Anwachö des Bankporte- fcuilleö, nahm auch die Kammerverwaltung nicht unbedeutende Sum-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_180558/416>, abgerufen am 23.07.2024.