Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.Cin Besuch beiLinnv. Das nördlichste Ziel meiner Reise war glücklich erreicht. Nach¬ Diese Stadt gewährt dem Reisenden ein vielseitiges Interesse. Von allen sonstigen Schätzen der Stadt hatte das älteste und Ärcnzbotcn II. 4se
Cin Besuch beiLinnv. Das nördlichste Ziel meiner Reise war glücklich erreicht. Nach¬ Diese Stadt gewährt dem Reisenden ein vielseitiges Interesse. Von allen sonstigen Schätzen der Stadt hatte das älteste und Ärcnzbotcn II. 4se
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Cin Besuch beiLinnv.
Das nördlichste Ziel meiner Reise war glücklich erreicht. Nach¬
dem in der unvergleichlich schönen Felsenstadt am dunkelblauen Mä-
lar meine Sehnsucht nach dem Herzen Schwedens gestillt und zuletzt
noch der Geburtstag meines geliebten Königs gefeiert war, nachdem
ich hierauf in Sigtuna, der alten Residenz des Götterkönigs Odin,
die ältesten Ueberreste der berühmten Heidenzeit, die Ruinen ihrer
Tempel besucht und in ihnen von den Tagen der Vorzeit und dem
jugendlichen Walhalla geschwärmt hatte: — war ich in Gesellschaft
eines sehr gebildeten und lebendigen isländischen Doctors G. an
einem schönen Sommerabende in der ehrwürdigen Universitätsstadt
Upsala eingetroffen.
Diese Stadt gewährt dem Reisenden ein vielseitiges Interesse.
Ich war froh, in einem sehr gemüthlichen, liebenswürdigen jungen
Manne, Professor M. aus Wärmaland, einen freundlichen und höchst
gebildeten Führer zu finden, welcher unermüdlich war, mir die Schätze
der Stadt zu zeigen und mich mit einigen Einwohnern, namentlich
mit Professoren bekannt zu machen, unter denen besonders der be¬
rühmte Dichter und Historiker Geyer und der bekannte Botaniker
Afzelius, der letzte Schüler Linn^'s, einen sehr wohlthätigen Ein¬
druck auf mich machten.
Von allen sonstigen Schätzen der Stadt hatte das älteste und
berühmteste Denkmal der deutschen Literatur, das Original des Ulfi-
las, mich im höchsten Grade interessirt. Dies wäre schon allein im
Stande gewesen, so hoch nach Norden eine Reise zu lenken, zumal
für denjenigen, dem deutsche Sprache und Sprachforschung am Her¬
zen liegt. — Es hatte also Mfilas bereits mehr Zeit in Anspruch
genommen, als ich früher gedacht; und so war, unerwartet schnell,
der letzte Tag herangekommen, den ich mir für den Aufenthalt in
Ärcnzbotcn II. 4se
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