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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.

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Gin Ausflug nach Skandinavien.
Von
Eduard Boas.



III.
Stockhol in.

Als ein wundervolles Pleorama entfaltet sich die Stadt. Hier
kommt ein Felsenrücken hervor, mit Gebäuden bedeckt; dort sieht man
eine Thurmspitze, noch eine, und ein zweiter Stadttheil rollt sich mit
seinen schneeweißen Kirchen und Häusern amphitheatralisch auf. Zwi¬
schen beiden fluthet die See, doch die Jnselberge rücken auseinander,
tiefer wird die Bucht, und im Hintergrunde baut es sich von Neuem
licht und schön empor -- eine dritte Stadt. Hier und drüben, vor
und hinter uns, überall terrassenförmige Berge und darauf die Me¬
tropole von Schweden hingelagert. Groß, prächtig und malerisch ist
der Anblick; das viele Wasser gibt ihm Durchsichtigkeit, der breite
Mastenwald bringt Leben in das Bild.

Wir legten an und mußten beinahe noch ein Stündchen auf die
Zollbeamten warten, die unsere Sachen visitiren sollten. Draußen
am Quai stand, trotz des frühen Morgens, schon ein großer Kreis
von Leuten, befreundete Passagiere zu empfangen, die auf dem Svi-
thiod mitgekommen waren. Liebesgrüße flogen hin und zurück --
endlich sank die trennende Barriere, und viele von unseren Gefährten
eilten hastig treuen Armen entgegen. Mich erwartete in der weiten
Stadt Niemand. Ich war hier fremd, verlassen . . . dies schmerzliche
Gefühl drängte sich mir unabweisbar auf. So lange man zur See
ist, merkt man davon Nichts, denn dort bilden alle Reisenden eine ein¬
zige Familie; das große tiefe Meer ist ihr gemeinsames Vaterland.


Gin Ausflug nach Skandinavien.
Von
Eduard Boas.



III.
Stockhol in.

Als ein wundervolles Pleorama entfaltet sich die Stadt. Hier
kommt ein Felsenrücken hervor, mit Gebäuden bedeckt; dort sieht man
eine Thurmspitze, noch eine, und ein zweiter Stadttheil rollt sich mit
seinen schneeweißen Kirchen und Häusern amphitheatralisch auf. Zwi¬
schen beiden fluthet die See, doch die Jnselberge rücken auseinander,
tiefer wird die Bucht, und im Hintergrunde baut es sich von Neuem
licht und schön empor — eine dritte Stadt. Hier und drüben, vor
und hinter uns, überall terrassenförmige Berge und darauf die Me¬
tropole von Schweden hingelagert. Groß, prächtig und malerisch ist
der Anblick; das viele Wasser gibt ihm Durchsichtigkeit, der breite
Mastenwald bringt Leben in das Bild.

Wir legten an und mußten beinahe noch ein Stündchen auf die
Zollbeamten warten, die unsere Sachen visitiren sollten. Draußen
am Quai stand, trotz des frühen Morgens, schon ein großer Kreis
von Leuten, befreundete Passagiere zu empfangen, die auf dem Svi-
thiod mitgekommen waren. Liebesgrüße flogen hin und zurück —
endlich sank die trennende Barriere, und viele von unseren Gefährten
eilten hastig treuen Armen entgegen. Mich erwartete in der weiten
Stadt Niemand. Ich war hier fremd, verlassen . . . dies schmerzliche
Gefühl drängte sich mir unabweisbar auf. So lange man zur See
ist, merkt man davon Nichts, denn dort bilden alle Reisenden eine ein¬
zige Familie; das große tiefe Meer ist ihr gemeinsames Vaterland.


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[0262] Gin Ausflug nach Skandinavien. Von Eduard Boas. III. Stockhol in. Als ein wundervolles Pleorama entfaltet sich die Stadt. Hier kommt ein Felsenrücken hervor, mit Gebäuden bedeckt; dort sieht man eine Thurmspitze, noch eine, und ein zweiter Stadttheil rollt sich mit seinen schneeweißen Kirchen und Häusern amphitheatralisch auf. Zwi¬ schen beiden fluthet die See, doch die Jnselberge rücken auseinander, tiefer wird die Bucht, und im Hintergrunde baut es sich von Neuem licht und schön empor — eine dritte Stadt. Hier und drüben, vor und hinter uns, überall terrassenförmige Berge und darauf die Me¬ tropole von Schweden hingelagert. Groß, prächtig und malerisch ist der Anblick; das viele Wasser gibt ihm Durchsichtigkeit, der breite Mastenwald bringt Leben in das Bild. Wir legten an und mußten beinahe noch ein Stündchen auf die Zollbeamten warten, die unsere Sachen visitiren sollten. Draußen am Quai stand, trotz des frühen Morgens, schon ein großer Kreis von Leuten, befreundete Passagiere zu empfangen, die auf dem Svi- thiod mitgekommen waren. Liebesgrüße flogen hin und zurück — endlich sank die trennende Barriere, und viele von unseren Gefährten eilten hastig treuen Armen entgegen. Mich erwartete in der weiten Stadt Niemand. Ich war hier fremd, verlassen . . . dies schmerzliche Gefühl drängte sich mir unabweisbar auf. So lange man zur See ist, merkt man davon Nichts, denn dort bilden alle Reisenden eine ein¬ zige Familie; das große tiefe Meer ist ihr gemeinsames Vaterland.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_180558/262>, abgerufen am 22.12.2024.