Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.Laune, nicht hätte einen sehr huldvoller Blick schenken sollen. Wir Fürst Thomas Martini, das Oberhaupt des Hauses, ist der Im Anfange der sonderbaren Ehe mochte die arme neue Für- Laune, nicht hätte einen sehr huldvoller Blick schenken sollen. Wir Fürst Thomas Martini, das Oberhaupt des Hauses, ist der Im Anfange der sonderbaren Ehe mochte die arme neue Für- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0254" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/180813"/> <p xml:id="ID_582" prev="#ID_581"> Laune, nicht hätte einen sehr huldvoller Blick schenken sollen. Wir<lb/> aber überlassen die beiden Frauen darauf ihrer sich um Canaans und<lb/> Modejournale drehenden Unterhaltung, bei welcher jedoch unsere Für¬<lb/> stin dies Mal sehr zerstreut erschien, und benützen die Zeit, um uns<lb/> indeß etwas näher die Verhältnisse der Familie anzuschauen.</p><lb/> <p xml:id="ID_583"> Fürst Thomas Martini, das Oberhaupt des Hauses, ist der<lb/> Typus eines italienischen Kr-in^ sol^neur der nun fast verschollenen<lb/> Zeit, unumschränkter Herr, ja Tyrann in seinem Pa.last, wie in sei¬<lb/> ner ganzen Familie; er beherrscht sie Alle, selbst seinen jüngeren Bru¬<lb/> der, obgleich derselbe die Stelle eines Premierministers bekleidet.<lb/> Neben Stolz und Herrschsucht bildet Geldliebe, um nicht Geiz zu<lb/> sagen, einen seiner Hanptcharakterzüge, doch bedarf er des Geldes<lb/> auch, um den Glanz deö Hauses aufrecht zu halten, welches er die<lb/> Aufgabe seines Lebens nennt, und spart eS wenigstens da nie, wo<lb/> er es für nöthig erachtet, ihn zu zeigen; wie er denn in diesem Sinne<lb/> eben sowohl Opfer bringt, als er sie von den Seinen fordert. —<lb/> Zwar wird in Italien die Ebenbürtigkeit der Frau überhaupt nicht<lb/> sonderlich berücksichtigt, dennoch aber hätte es der stolze Fürst, als er<lb/> — bereits in hohem Alter — noch zu einer zweiten Ehe schritt, wohl<lb/> sehr erwünscht gefunden, wenn seine Gemahlin zugleich Rang und<lb/> Reichthum besessen; die Reiche triumphirte jedoch jedenfalls bei seiner<lb/> Wahl über die Vornehme, und so wurde die Tochter eines Kauf¬<lb/> manns aus Odessa Fürstin von Martini. Nach dem Tode ihrer<lb/> Eltern, als eine schon etwas überreife Jungfrau eine Reise nach<lb/> Italien unternehmend, hatte sie sich des ihr zusagenden Klimas we¬<lb/> gen längere Zeit in Florenz aufgehalten, dort die Bekanntschaft des<lb/> Fürsten gemacht, seinen Antrag erhalten und — allerdings Specula-<lb/> tion gegen Spekulation setzend — ihn angenommen. Frau und Für¬<lb/> stin, ja die erste Dame in Stadt und Land zu werden, schien ihr<lb/> eben so wünschenswert!), als demjenigen, der sie dazu machen konnte,<lb/> ihre Reichthümer, und während er bei dem Zählen der Goldstücke<lb/> den Mangel an Ahnen übersah, berechnete sie nicht, daß er bereits<lb/> siebenzig Jahre zählte. Auch war der alte Herr in der That noch<lb/> eine ganz stattliche Erscheinung und ein förmlicher ni-alt-öl>.l>t, ^»»v<lb/> eterna« zu nennen; würdevoller Repräsentant eines der edelsten Ge¬<lb/> schlechter sowohl, als auch sein und galant von Manieren.</p><lb/> <p xml:id="ID_584" next="#ID_585"> Im Anfange der sonderbaren Ehe mochte die arme neue Für-</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0254]
Laune, nicht hätte einen sehr huldvoller Blick schenken sollen. Wir
aber überlassen die beiden Frauen darauf ihrer sich um Canaans und
Modejournale drehenden Unterhaltung, bei welcher jedoch unsere Für¬
stin dies Mal sehr zerstreut erschien, und benützen die Zeit, um uns
indeß etwas näher die Verhältnisse der Familie anzuschauen.
Fürst Thomas Martini, das Oberhaupt des Hauses, ist der
Typus eines italienischen Kr-in^ sol^neur der nun fast verschollenen
Zeit, unumschränkter Herr, ja Tyrann in seinem Pa.last, wie in sei¬
ner ganzen Familie; er beherrscht sie Alle, selbst seinen jüngeren Bru¬
der, obgleich derselbe die Stelle eines Premierministers bekleidet.
Neben Stolz und Herrschsucht bildet Geldliebe, um nicht Geiz zu
sagen, einen seiner Hanptcharakterzüge, doch bedarf er des Geldes
auch, um den Glanz deö Hauses aufrecht zu halten, welches er die
Aufgabe seines Lebens nennt, und spart eS wenigstens da nie, wo
er es für nöthig erachtet, ihn zu zeigen; wie er denn in diesem Sinne
eben sowohl Opfer bringt, als er sie von den Seinen fordert. —
Zwar wird in Italien die Ebenbürtigkeit der Frau überhaupt nicht
sonderlich berücksichtigt, dennoch aber hätte es der stolze Fürst, als er
— bereits in hohem Alter — noch zu einer zweiten Ehe schritt, wohl
sehr erwünscht gefunden, wenn seine Gemahlin zugleich Rang und
Reichthum besessen; die Reiche triumphirte jedoch jedenfalls bei seiner
Wahl über die Vornehme, und so wurde die Tochter eines Kauf¬
manns aus Odessa Fürstin von Martini. Nach dem Tode ihrer
Eltern, als eine schon etwas überreife Jungfrau eine Reise nach
Italien unternehmend, hatte sie sich des ihr zusagenden Klimas we¬
gen längere Zeit in Florenz aufgehalten, dort die Bekanntschaft des
Fürsten gemacht, seinen Antrag erhalten und — allerdings Specula-
tion gegen Spekulation setzend — ihn angenommen. Frau und Für¬
stin, ja die erste Dame in Stadt und Land zu werden, schien ihr
eben so wünschenswert!), als demjenigen, der sie dazu machen konnte,
ihre Reichthümer, und während er bei dem Zählen der Goldstücke
den Mangel an Ahnen übersah, berechnete sie nicht, daß er bereits
siebenzig Jahre zählte. Auch war der alte Herr in der That noch
eine ganz stattliche Erscheinung und ein förmlicher ni-alt-öl>.l>t, ^»»v
eterna« zu nennen; würdevoller Repräsentant eines der edelsten Ge¬
schlechter sowohl, als auch sein und galant von Manieren.
Im Anfange der sonderbaren Ehe mochte die arme neue Für-
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