Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.Ungeduldig fragte der Wächter schon zum zweiten Male, und wir Wir begegneten einem schönen Kriegsdampfschiff, das die schwe¬ So gings denn weiter, und eine Stunde später erschien uns Ungeduldig fragte der Wächter schon zum zweiten Male, und wir Wir begegneten einem schönen Kriegsdampfschiff, das die schwe¬ So gings denn weiter, und eine Stunde später erschien uns <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0186" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/180745"/> <p xml:id="ID_434" prev="#ID_433"> Ungeduldig fragte der Wächter schon zum zweiten Male, und wir<lb/> schwebten in der Doppelgefahr, entweder mit jenem Boote zusammen¬<lb/> zustoßen, oder aus der Festung eine Kugel in die Planken zu erhal¬<lb/> ten. Denn man versteht auf Warbolm keinen Spaß, wie das noch<lb/> vor Kurzem das kaiserlich russische Dampffahrzeug „Jschora", dessen<lb/> Führer nicht antworten mochte, zu seinem Nachtheil erfahren hat.<lb/> Schnell rief unser Eapitän nun die geforderte Auskunft nach dem<lb/> Castell hinüber und gab seinen Leuten die nöthigen Befehle.</p><lb/> <p xml:id="ID_435"> Wir begegneten einem schönen Kriegsdampfschiff, das die schwe¬<lb/> dische Flagge führte und den Kronprinzen Oskar — den Enkel<lb/> eines Advocaten und eines Seidenhändlers — mit seiner Gemahlin<lb/> nach Deutschland trug. Er hatte Stockholm in stiller Nacht verlas»<lb/> sen, um allen Förmlichkeiten, allem öffentlichen Geräusch zu entgehen.<lb/> Auch in Warholm sahen sie jetzt das Boot, und eine Schaar Artil¬<lb/> leristen kam eilig auf den Wall empor, um die Salve zu geben.<lb/> Rothe Feuerblume» entfalteten sich, graue Rauchmassen wirbelten, und<lb/> ihnen folgte ein Donner, der aus den vielen Felsenbuchten im hun¬<lb/> dertfachen Echo zurückrollte. Je mehr wir uns entfernten, desto län¬<lb/> ger wurden die Pausen zwischen Blitz und Knall, aber den letztern<lb/> hörten wir noch, als Fort und Schiff unseren Blicken längst ent¬<lb/> schwunden waren.<lb/> '</p><lb/> <p xml:id="ID_436"> So gings denn weiter, und eine Stunde später erschien uns<lb/> Stockholm.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0186]
Ungeduldig fragte der Wächter schon zum zweiten Male, und wir
schwebten in der Doppelgefahr, entweder mit jenem Boote zusammen¬
zustoßen, oder aus der Festung eine Kugel in die Planken zu erhal¬
ten. Denn man versteht auf Warbolm keinen Spaß, wie das noch
vor Kurzem das kaiserlich russische Dampffahrzeug „Jschora", dessen
Führer nicht antworten mochte, zu seinem Nachtheil erfahren hat.
Schnell rief unser Eapitän nun die geforderte Auskunft nach dem
Castell hinüber und gab seinen Leuten die nöthigen Befehle.
Wir begegneten einem schönen Kriegsdampfschiff, das die schwe¬
dische Flagge führte und den Kronprinzen Oskar — den Enkel
eines Advocaten und eines Seidenhändlers — mit seiner Gemahlin
nach Deutschland trug. Er hatte Stockholm in stiller Nacht verlas»
sen, um allen Förmlichkeiten, allem öffentlichen Geräusch zu entgehen.
Auch in Warholm sahen sie jetzt das Boot, und eine Schaar Artil¬
leristen kam eilig auf den Wall empor, um die Salve zu geben.
Rothe Feuerblume» entfalteten sich, graue Rauchmassen wirbelten, und
ihnen folgte ein Donner, der aus den vielen Felsenbuchten im hun¬
dertfachen Echo zurückrollte. Je mehr wir uns entfernten, desto län¬
ger wurden die Pausen zwischen Blitz und Knall, aber den letztern
hörten wir noch, als Fort und Schiff unseren Blicken längst ent¬
schwunden waren.
'
So gings denn weiter, und eine Stunde später erschien uns
Stockholm.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |