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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.

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den Journalen und im Publicum hervorgerufen haben, und kann sich
somit selbst eine Ansicht bilden von der Energie und der unermüd¬
lichen Thätigkeit, womit Baron Kübeck sein Ressort besorgt. Die
Regulirung des Briefportos, die Post-Verträge mit den mei¬
sten Staaten Europas, das neue Stcmpelpatent, die Organisirung
der Finanzwache aus den beiden Bestandtheilen der früheren Grcnz-
und Gefällenwache und so manche Erleichterung des inländischen
Gewerbsfleißes, wozu erst neulich wieder die Herabsetzung des Salz¬
preises von sieben Gulden auf zwei Gulden per Centner für alle
Fabrikanten, welche Salz in größeren Quantitäten zum Betrieb ih¬
res Geschäftes bedürfen, wie z. B. zur Darstellung von Salzsäure,
Glaubersalz und verschiedenen Chlorverbindungen, gekommen ist. Diese
letzte Erleichterung scheint man hauptsächlich dem, wie wir glauben,
auch in öffentlichen Blättern erwähnten fiskalischen Prozeß gegen den
Hofzuckerbäcker Herrn Dehne zu verdanke", der viele Jahre
hindurch das in seinem Geschäfte bei der Eisbereitung verwendete
Salz durch chemische Mittel wenigstens zum Theil wieder gewann
und sodann heimlich an Private verkaufte, wobei er sich auf die
Voraussetzung stützte, dieses Verfahren könne ihm nicht verwehrt wer¬
den, weil er das verkaufte Salz nicht ursprünglich selbst erzeugt habe,
was allerdings eine Verletzung des Staatsmonopols wäre, sondern
es vorschriftsmäßig vom Staate bezogen und richtig bezahlt habe.

Wir kennen alle Einwürfe, welche gegen die beregten Neuerun¬
gen gemacht worden sind, und haben jene zahllosen Artikel fleißig
gelesen, in denen die deutsche Presse (außer einigen Broschüren vor¬
züglich Biedermann's deutsche Monatsschrift, die sächsischen Vater-
landsblätter, die Kölnische Zeitung, die Deutsche Allgemeine Zeitung,
Wöniger's Staat und Bülow-Cummerow) den Verwaltungsgang deö
österreichischen Necker, wie man den österreichischen Finanzminister zu
nennen beliebte, beleuchtet hat, und erinnern uns jenes finanziellen
Sturmes, den die von ihm verfügte Creditbcschränkung der Wiener
Banquiers bei der Nationalbank hervorbrachte und dessen Hauch die
scheinbar festen Häuser Geymüller und Steiner umwarf. Allein es
scheint uns außerhalb der Tendenz dieses Artikels zu liegen, der sich
mehr mit der äußeren Physiognomie der Hofkammer in Wien be¬
schäftigen soll, hier in staatswirthschaftliche Erörterungen einzugehen,
wozu sich vielleicht bald eine schicklichere Gelegenheit finden dürfte,


den Journalen und im Publicum hervorgerufen haben, und kann sich
somit selbst eine Ansicht bilden von der Energie und der unermüd¬
lichen Thätigkeit, womit Baron Kübeck sein Ressort besorgt. Die
Regulirung des Briefportos, die Post-Verträge mit den mei¬
sten Staaten Europas, das neue Stcmpelpatent, die Organisirung
der Finanzwache aus den beiden Bestandtheilen der früheren Grcnz-
und Gefällenwache und so manche Erleichterung des inländischen
Gewerbsfleißes, wozu erst neulich wieder die Herabsetzung des Salz¬
preises von sieben Gulden auf zwei Gulden per Centner für alle
Fabrikanten, welche Salz in größeren Quantitäten zum Betrieb ih¬
res Geschäftes bedürfen, wie z. B. zur Darstellung von Salzsäure,
Glaubersalz und verschiedenen Chlorverbindungen, gekommen ist. Diese
letzte Erleichterung scheint man hauptsächlich dem, wie wir glauben,
auch in öffentlichen Blättern erwähnten fiskalischen Prozeß gegen den
Hofzuckerbäcker Herrn Dehne zu verdanke», der viele Jahre
hindurch das in seinem Geschäfte bei der Eisbereitung verwendete
Salz durch chemische Mittel wenigstens zum Theil wieder gewann
und sodann heimlich an Private verkaufte, wobei er sich auf die
Voraussetzung stützte, dieses Verfahren könne ihm nicht verwehrt wer¬
den, weil er das verkaufte Salz nicht ursprünglich selbst erzeugt habe,
was allerdings eine Verletzung des Staatsmonopols wäre, sondern
es vorschriftsmäßig vom Staate bezogen und richtig bezahlt habe.

Wir kennen alle Einwürfe, welche gegen die beregten Neuerun¬
gen gemacht worden sind, und haben jene zahllosen Artikel fleißig
gelesen, in denen die deutsche Presse (außer einigen Broschüren vor¬
züglich Biedermann's deutsche Monatsschrift, die sächsischen Vater-
landsblätter, die Kölnische Zeitung, die Deutsche Allgemeine Zeitung,
Wöniger's Staat und Bülow-Cummerow) den Verwaltungsgang deö
österreichischen Necker, wie man den österreichischen Finanzminister zu
nennen beliebte, beleuchtet hat, und erinnern uns jenes finanziellen
Sturmes, den die von ihm verfügte Creditbcschränkung der Wiener
Banquiers bei der Nationalbank hervorbrachte und dessen Hauch die
scheinbar festen Häuser Geymüller und Steiner umwarf. Allein es
scheint uns außerhalb der Tendenz dieses Artikels zu liegen, der sich
mehr mit der äußeren Physiognomie der Hofkammer in Wien be¬
schäftigen soll, hier in staatswirthschaftliche Erörterungen einzugehen,
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[0170] den Journalen und im Publicum hervorgerufen haben, und kann sich somit selbst eine Ansicht bilden von der Energie und der unermüd¬ lichen Thätigkeit, womit Baron Kübeck sein Ressort besorgt. Die Regulirung des Briefportos, die Post-Verträge mit den mei¬ sten Staaten Europas, das neue Stcmpelpatent, die Organisirung der Finanzwache aus den beiden Bestandtheilen der früheren Grcnz- und Gefällenwache und so manche Erleichterung des inländischen Gewerbsfleißes, wozu erst neulich wieder die Herabsetzung des Salz¬ preises von sieben Gulden auf zwei Gulden per Centner für alle Fabrikanten, welche Salz in größeren Quantitäten zum Betrieb ih¬ res Geschäftes bedürfen, wie z. B. zur Darstellung von Salzsäure, Glaubersalz und verschiedenen Chlorverbindungen, gekommen ist. Diese letzte Erleichterung scheint man hauptsächlich dem, wie wir glauben, auch in öffentlichen Blättern erwähnten fiskalischen Prozeß gegen den Hofzuckerbäcker Herrn Dehne zu verdanke», der viele Jahre hindurch das in seinem Geschäfte bei der Eisbereitung verwendete Salz durch chemische Mittel wenigstens zum Theil wieder gewann und sodann heimlich an Private verkaufte, wobei er sich auf die Voraussetzung stützte, dieses Verfahren könne ihm nicht verwehrt wer¬ den, weil er das verkaufte Salz nicht ursprünglich selbst erzeugt habe, was allerdings eine Verletzung des Staatsmonopols wäre, sondern es vorschriftsmäßig vom Staate bezogen und richtig bezahlt habe. Wir kennen alle Einwürfe, welche gegen die beregten Neuerun¬ gen gemacht worden sind, und haben jene zahllosen Artikel fleißig gelesen, in denen die deutsche Presse (außer einigen Broschüren vor¬ züglich Biedermann's deutsche Monatsschrift, die sächsischen Vater- landsblätter, die Kölnische Zeitung, die Deutsche Allgemeine Zeitung, Wöniger's Staat und Bülow-Cummerow) den Verwaltungsgang deö österreichischen Necker, wie man den österreichischen Finanzminister zu nennen beliebte, beleuchtet hat, und erinnern uns jenes finanziellen Sturmes, den die von ihm verfügte Creditbcschränkung der Wiener Banquiers bei der Nationalbank hervorbrachte und dessen Hauch die scheinbar festen Häuser Geymüller und Steiner umwarf. Allein es scheint uns außerhalb der Tendenz dieses Artikels zu liegen, der sich mehr mit der äußeren Physiognomie der Hofkammer in Wien be¬ schäftigen soll, hier in staatswirthschaftliche Erörterungen einzugehen, wozu sich vielleicht bald eine schicklichere Gelegenheit finden dürfte,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_180558/170>, abgerufen am 23.07.2024.