Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester.

Bild:
<< vorherige Seite

Fort Rosas gebracht und hatte auf den Pontons von Palamos alle
Leiden der Gefangenschaft auszustehen. Unterdessen hatte der Dey,
als er die Verletzung seiner Flagge erfuhr, darauf gedrungen, daß
die ganze Equipage in Freiheit gesetzt werde, und man gab endlich
seinen Forderungen Gehör. Der junge Gelehrte schifft sich von Neuem
nach Marseille ein und glaubt jetzt, am Ende seiner Leiden zu sein.
Aber ein fürchterlicher Nordoststurm überfällt das Schiff und wirft
es an die sardinische Küste. Hier droht den Passagieren eine neue
Gefahr. Sardinien und Algier waren damals im Krieg mit einander
begriffen. Landen hieß sich freiwillig in eine neue Gefangenschaft
begeben. Um das Unglück ihrer Lage noch zu vergrößern, hat das
Schiff einen beträchtlichen Leck. Endlich entschließt man sich, zu ver-.
suchen, die afrikanische Küste zu gewinnen und das Schiff erreicht
noch zur rechten Zeit, dem Sinken nahe und entmastet, den Hafen
von Bugia, drei Tagereisen von Algier.

Hier erfährt Arago, daß der Dey, der ihn so gut empfangen
hatte, in einem Aufstand getödtet worden sei; die Barbaresken durch-
suchen das Schiff und bemächtigen sich der Kisten, in welchen seine
Instrumente aufbewahrt sind, in der Meinung, Geld darin zu fin-
den. Nach vergeblichen Reclamationen entschließt sich der unglück-
liche Reisende, nach Algier zu gehen, um den Schutz des Deys in
Anspruch zu nehmen. Er verkleidet sich als Beduine und übersteigt
von einem Marabout begleitet, zu Fuß den Atlas. Der neue Dey
aber, weit entfernt, auf die Reclamationen des Franzosen Rücksicht
zu nehmen, läßt ihn auf die Liste der Sklaven eintragen und benutzt
ihn als Dolmetscher.

Die dringenden Verwendungen des Consuls verschaffen Arago
endlich die Freiheit und seine Instrumente wieder, und er reist zum
dritten Male, diesmal mit einem Kriegsschiff, nach Marseille ab.
Aber ein anderes Hinderniß legt sich der Vollendung seiner Reise
jetzt in den Weg. Eine englische Fregatte versperrt den Eingang
in den Hasen von Marseille und will das französische Schiff zwin-
gen, sich nach Minorca zu begeben. Der Capitain aber, ermuntert
durch Arago, der die Aussicht auf eine neue Gefangenschaft nicht
tröstlich fand, stellt sich zwar, als wolle er dem Befehl gehorchen,
wendet aber plötzlich und fährt, einen günstigen Wind benutzend,
mit vollen Segeln in den Hafen von Marseille.


Fort Rosas gebracht und hatte auf den Pontons von Palamos alle
Leiden der Gefangenschaft auszustehen. Unterdessen hatte der Dey,
als er die Verletzung seiner Flagge erfuhr, darauf gedrungen, daß
die ganze Equipage in Freiheit gesetzt werde, und man gab endlich
seinen Forderungen Gehör. Der junge Gelehrte schifft sich von Neuem
nach Marseille ein und glaubt jetzt, am Ende seiner Leiden zu sein.
Aber ein fürchterlicher Nordoststurm überfällt das Schiff und wirft
es an die sardinische Küste. Hier droht den Passagieren eine neue
Gefahr. Sardinien und Algier waren damals im Krieg mit einander
begriffen. Landen hieß sich freiwillig in eine neue Gefangenschaft
begeben. Um das Unglück ihrer Lage noch zu vergrößern, hat das
Schiff einen beträchtlichen Leck. Endlich entschließt man sich, zu ver-.
suchen, die afrikanische Küste zu gewinnen und das Schiff erreicht
noch zur rechten Zeit, dem Sinken nahe und entmastet, den Hafen
von Bugia, drei Tagereisen von Algier.

Hier erfährt Arago, daß der Dey, der ihn so gut empfangen
hatte, in einem Aufstand getödtet worden sei; die Barbaresken durch-
suchen das Schiff und bemächtigen sich der Kisten, in welchen seine
Instrumente aufbewahrt sind, in der Meinung, Geld darin zu fin-
den. Nach vergeblichen Reclamationen entschließt sich der unglück-
liche Reisende, nach Algier zu gehen, um den Schutz des Deys in
Anspruch zu nehmen. Er verkleidet sich als Beduine und übersteigt
von einem Marabout begleitet, zu Fuß den Atlas. Der neue Dey
aber, weit entfernt, auf die Reclamationen des Franzosen Rücksicht
zu nehmen, läßt ihn auf die Liste der Sklaven eintragen und benutzt
ihn als Dolmetscher.

Die dringenden Verwendungen des Consuls verschaffen Arago
endlich die Freiheit und seine Instrumente wieder, und er reist zum
dritten Male, diesmal mit einem Kriegsschiff, nach Marseille ab.
Aber ein anderes Hinderniß legt sich der Vollendung seiner Reise
jetzt in den Weg. Eine englische Fregatte versperrt den Eingang
in den Hasen von Marseille und will das französische Schiff zwin-
gen, sich nach Minorca zu begeben. Der Capitain aber, ermuntert
durch Arago, der die Aussicht auf eine neue Gefangenschaft nicht
tröstlich fand, stellt sich zwar, als wolle er dem Befehl gehorchen,
wendet aber plötzlich und fährt, einen günstigen Wind benutzend,
mit vollen Segeln in den Hafen von Marseille.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0088" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/179801"/>
          <p xml:id="ID_258" prev="#ID_257"> Fort Rosas gebracht und hatte auf den Pontons von Palamos alle<lb/>
Leiden der Gefangenschaft auszustehen. Unterdessen hatte der Dey,<lb/>
als er die Verletzung seiner Flagge erfuhr, darauf gedrungen, daß<lb/>
die ganze Equipage in Freiheit gesetzt werde, und man gab endlich<lb/>
seinen Forderungen Gehör. Der junge Gelehrte schifft sich von Neuem<lb/>
nach Marseille ein und glaubt jetzt, am Ende seiner Leiden zu sein.<lb/>
Aber ein fürchterlicher Nordoststurm überfällt das Schiff und wirft<lb/>
es an die sardinische Küste. Hier droht den Passagieren eine neue<lb/>
Gefahr. Sardinien und Algier waren damals im Krieg mit einander<lb/>
begriffen. Landen hieß sich freiwillig in eine neue Gefangenschaft<lb/>
begeben. Um das Unglück ihrer Lage noch zu vergrößern, hat das<lb/>
Schiff einen beträchtlichen Leck. Endlich entschließt man sich, zu ver-.<lb/>
suchen, die afrikanische Küste zu gewinnen und das Schiff erreicht<lb/>
noch zur rechten Zeit, dem Sinken nahe und entmastet, den Hafen<lb/>
von Bugia, drei Tagereisen von Algier.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_259"> Hier erfährt Arago, daß der Dey, der ihn so gut empfangen<lb/>
hatte, in einem Aufstand getödtet worden sei; die Barbaresken durch-<lb/>
suchen das Schiff und bemächtigen sich der Kisten, in welchen seine<lb/>
Instrumente aufbewahrt sind, in der Meinung, Geld darin zu fin-<lb/>
den. Nach vergeblichen Reclamationen entschließt sich der unglück-<lb/>
liche Reisende, nach Algier zu gehen, um den Schutz des Deys in<lb/>
Anspruch zu nehmen. Er verkleidet sich als Beduine und übersteigt<lb/>
von einem Marabout begleitet, zu Fuß den Atlas. Der neue Dey<lb/>
aber, weit entfernt, auf die Reclamationen des Franzosen Rücksicht<lb/>
zu nehmen, läßt ihn auf die Liste der Sklaven eintragen und benutzt<lb/>
ihn als Dolmetscher.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_260"> Die dringenden Verwendungen des Consuls verschaffen Arago<lb/>
endlich die Freiheit und seine Instrumente wieder, und er reist zum<lb/>
dritten Male, diesmal mit einem Kriegsschiff, nach Marseille ab.<lb/>
Aber ein anderes Hinderniß legt sich der Vollendung seiner Reise<lb/>
jetzt in den Weg. Eine englische Fregatte versperrt den Eingang<lb/>
in den Hasen von Marseille und will das französische Schiff zwin-<lb/>
gen, sich nach Minorca zu begeben. Der Capitain aber, ermuntert<lb/>
durch Arago, der die Aussicht auf eine neue Gefangenschaft nicht<lb/>
tröstlich fand, stellt sich zwar, als wolle er dem Befehl gehorchen,<lb/>
wendet aber plötzlich und fährt, einen günstigen Wind benutzend,<lb/>
mit vollen Segeln in den Hafen von Marseille.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0088] Fort Rosas gebracht und hatte auf den Pontons von Palamos alle Leiden der Gefangenschaft auszustehen. Unterdessen hatte der Dey, als er die Verletzung seiner Flagge erfuhr, darauf gedrungen, daß die ganze Equipage in Freiheit gesetzt werde, und man gab endlich seinen Forderungen Gehör. Der junge Gelehrte schifft sich von Neuem nach Marseille ein und glaubt jetzt, am Ende seiner Leiden zu sein. Aber ein fürchterlicher Nordoststurm überfällt das Schiff und wirft es an die sardinische Küste. Hier droht den Passagieren eine neue Gefahr. Sardinien und Algier waren damals im Krieg mit einander begriffen. Landen hieß sich freiwillig in eine neue Gefangenschaft begeben. Um das Unglück ihrer Lage noch zu vergrößern, hat das Schiff einen beträchtlichen Leck. Endlich entschließt man sich, zu ver-. suchen, die afrikanische Küste zu gewinnen und das Schiff erreicht noch zur rechten Zeit, dem Sinken nahe und entmastet, den Hafen von Bugia, drei Tagereisen von Algier. Hier erfährt Arago, daß der Dey, der ihn so gut empfangen hatte, in einem Aufstand getödtet worden sei; die Barbaresken durch- suchen das Schiff und bemächtigen sich der Kisten, in welchen seine Instrumente aufbewahrt sind, in der Meinung, Geld darin zu fin- den. Nach vergeblichen Reclamationen entschließt sich der unglück- liche Reisende, nach Algier zu gehen, um den Schutz des Deys in Anspruch zu nehmen. Er verkleidet sich als Beduine und übersteigt von einem Marabout begleitet, zu Fuß den Atlas. Der neue Dey aber, weit entfernt, auf die Reclamationen des Franzosen Rücksicht zu nehmen, läßt ihn auf die Liste der Sklaven eintragen und benutzt ihn als Dolmetscher. Die dringenden Verwendungen des Consuls verschaffen Arago endlich die Freiheit und seine Instrumente wieder, und er reist zum dritten Male, diesmal mit einem Kriegsschiff, nach Marseille ab. Aber ein anderes Hinderniß legt sich der Vollendung seiner Reise jetzt in den Weg. Eine englische Fregatte versperrt den Eingang in den Hasen von Marseille und will das französische Schiff zwin- gen, sich nach Minorca zu begeben. Der Capitain aber, ermuntert durch Arago, der die Aussicht auf eine neue Gefangenschaft nicht tröstlich fand, stellt sich zwar, als wolle er dem Befehl gehorchen, wendet aber plötzlich und fährt, einen günstigen Wind benutzend, mit vollen Segeln in den Hafen von Marseille.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712/88
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712/88>, abgerufen am 23.12.2024.