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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester.

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druckerei eine eigene Verlagsbuchhandlung beizugeben, um die Bildung
der Beamten zu befördern. Bisher nämlich bezogen die Buchhänd¬
ler der Monarchie allen Bedarf an Gesetzbüchern aus der erwähnten
Staatsdruckerei. Da diese jedoch keinen Rabatt gibt, so schlagen die
Sortimentsbuchhandlungen einige Procenre darauf, wodurch das Buch
theurer wird und der Zweck der Regierung, ihren Beamten und an¬
deren Rechtsforschenden die Belehrungsmittel wohlfeil zu geben, ver¬
loren geht. Der Antrag des Direccors Auer, der viele Thätigkeit und
Einsicht bei der Leitung der Staatsdruckerei entwickelt, geht dahin,
der Staatsdruckerei die Facultät zu geben, die gewöhnlichen Buchhänd¬
ler-Rabatte bewilligen zu können, damit ihre Artikel dem Privaten
wenigstens im Normalpreis geliefert werden können. Die Staats¬
druckerei ist übrigens wohl das größte typographische Institut der
Monarchie*). Sie beschäftigt sieben Dampfpressen, achtundzwanzig
Handpressen und mehrere lithographische Pressen, nebst den nöthigen
Schriftgießereien **). Letztere zeichnen sich namentlich durch ihre Lei¬
stungen in Bezug auf orientalische Lettern aus. Fürst Metternich
hat die Herausgabe einer Reihe von Tractaten zwischen Oesterreich
und der Pforte anbefohlen. Diese werden in tückischer, französischer
und deutscher Sprache gedruckt und die Publication zählt wohl zu
den schönsten Leistungen moderner Typographie. Auch die Bestellun¬
gen, die der Kaiser und die Erzherzoge bisweilen machen, werden mit
einer Pracht ausgestattet, die von der königlichen Druckerei in Paris
nicht übertroffen wird. -- Auf dem Burgtheater gastirten Baison
aus Frankfurt und Emil Devrient aus Dresden. Unser etwas
stark alternder Ludwig Löwe fürchtete sich sehr vor dem großen
Rufe, den Letzterer in neuerer Zeit gewonnen, kam aber mit einem
blauen Auge davon. Emil Devrient hat sehr gefallen; aber doch nicht
in dem Maße, wie er es verdiente, namentlich im Vergleich mit Löwe.
Baison hatte einen nicht minder glücklichen Erfolg; es heißt, er
werde engagirt. Zu wünschen wäre es; denn unser Burgtheater hat
mehr Liebhaber im Publicum als unten seinen Mitgliedern. -- Bei
der Notiz, die ein anderer Ihrer Eorresponoenten über Deinhardstein's
--'




Die Red.
*) Sollten die Gebrüder ^..ase in Prag nicht mit ihrem Institute eben
Die Red. so weit sein?
**) Die Buchdruckerei des Herrn Brockhaus in Leipzig beschäftigt neun
Dampf- und dreißig Handpressen, besitzt jedoch keine lithographischen Pres¬
sen, da sie sich mit Lithographie nicht beschäftigt. An Druckern, Schriftgießern
und Setzern beschäftigt sie gegen 250 Menschen; ihr zahlreicher Bedarf an
Lettern beläuft sich auf I8VV Centner. Die stärksten Auflagen, die sie macht,
sind die des Konversationslexikons (30,000 Exemplare stereotyp) und die Jl-
lustrirte Zeitung (1V,0V0 Exemplare stereotyp). Es verlohnte sich wohl der
Mühe einer ausführlichen Beschreibung dieses großartigen deutschen Instituts.

druckerei eine eigene Verlagsbuchhandlung beizugeben, um die Bildung
der Beamten zu befördern. Bisher nämlich bezogen die Buchhänd¬
ler der Monarchie allen Bedarf an Gesetzbüchern aus der erwähnten
Staatsdruckerei. Da diese jedoch keinen Rabatt gibt, so schlagen die
Sortimentsbuchhandlungen einige Procenre darauf, wodurch das Buch
theurer wird und der Zweck der Regierung, ihren Beamten und an¬
deren Rechtsforschenden die Belehrungsmittel wohlfeil zu geben, ver¬
loren geht. Der Antrag des Direccors Auer, der viele Thätigkeit und
Einsicht bei der Leitung der Staatsdruckerei entwickelt, geht dahin,
der Staatsdruckerei die Facultät zu geben, die gewöhnlichen Buchhänd¬
ler-Rabatte bewilligen zu können, damit ihre Artikel dem Privaten
wenigstens im Normalpreis geliefert werden können. Die Staats¬
druckerei ist übrigens wohl das größte typographische Institut der
Monarchie*). Sie beschäftigt sieben Dampfpressen, achtundzwanzig
Handpressen und mehrere lithographische Pressen, nebst den nöthigen
Schriftgießereien **). Letztere zeichnen sich namentlich durch ihre Lei¬
stungen in Bezug auf orientalische Lettern aus. Fürst Metternich
hat die Herausgabe einer Reihe von Tractaten zwischen Oesterreich
und der Pforte anbefohlen. Diese werden in tückischer, französischer
und deutscher Sprache gedruckt und die Publication zählt wohl zu
den schönsten Leistungen moderner Typographie. Auch die Bestellun¬
gen, die der Kaiser und die Erzherzoge bisweilen machen, werden mit
einer Pracht ausgestattet, die von der königlichen Druckerei in Paris
nicht übertroffen wird. — Auf dem Burgtheater gastirten Baison
aus Frankfurt und Emil Devrient aus Dresden. Unser etwas
stark alternder Ludwig Löwe fürchtete sich sehr vor dem großen
Rufe, den Letzterer in neuerer Zeit gewonnen, kam aber mit einem
blauen Auge davon. Emil Devrient hat sehr gefallen; aber doch nicht
in dem Maße, wie er es verdiente, namentlich im Vergleich mit Löwe.
Baison hatte einen nicht minder glücklichen Erfolg; es heißt, er
werde engagirt. Zu wünschen wäre es; denn unser Burgtheater hat
mehr Liebhaber im Publicum als unten seinen Mitgliedern. — Bei
der Notiz, die ein anderer Ihrer Eorresponoenten über Deinhardstein's
--'




Die Red.
*) Sollten die Gebrüder ^..ase in Prag nicht mit ihrem Institute eben
Die Red. so weit sein?
**) Die Buchdruckerei des Herrn Brockhaus in Leipzig beschäftigt neun
Dampf- und dreißig Handpressen, besitzt jedoch keine lithographischen Pres¬
sen, da sie sich mit Lithographie nicht beschäftigt. An Druckern, Schriftgießern
und Setzern beschäftigt sie gegen 250 Menschen; ihr zahlreicher Bedarf an
Lettern beläuft sich auf I8VV Centner. Die stärksten Auflagen, die sie macht,
sind die des Konversationslexikons (30,000 Exemplare stereotyp) und die Jl-
lustrirte Zeitung (1V,0V0 Exemplare stereotyp). Es verlohnte sich wohl der
Mühe einer ausführlichen Beschreibung dieses großartigen deutschen Instituts.
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[0802] druckerei eine eigene Verlagsbuchhandlung beizugeben, um die Bildung der Beamten zu befördern. Bisher nämlich bezogen die Buchhänd¬ ler der Monarchie allen Bedarf an Gesetzbüchern aus der erwähnten Staatsdruckerei. Da diese jedoch keinen Rabatt gibt, so schlagen die Sortimentsbuchhandlungen einige Procenre darauf, wodurch das Buch theurer wird und der Zweck der Regierung, ihren Beamten und an¬ deren Rechtsforschenden die Belehrungsmittel wohlfeil zu geben, ver¬ loren geht. Der Antrag des Direccors Auer, der viele Thätigkeit und Einsicht bei der Leitung der Staatsdruckerei entwickelt, geht dahin, der Staatsdruckerei die Facultät zu geben, die gewöhnlichen Buchhänd¬ ler-Rabatte bewilligen zu können, damit ihre Artikel dem Privaten wenigstens im Normalpreis geliefert werden können. Die Staats¬ druckerei ist übrigens wohl das größte typographische Institut der Monarchie*). Sie beschäftigt sieben Dampfpressen, achtundzwanzig Handpressen und mehrere lithographische Pressen, nebst den nöthigen Schriftgießereien **). Letztere zeichnen sich namentlich durch ihre Lei¬ stungen in Bezug auf orientalische Lettern aus. Fürst Metternich hat die Herausgabe einer Reihe von Tractaten zwischen Oesterreich und der Pforte anbefohlen. Diese werden in tückischer, französischer und deutscher Sprache gedruckt und die Publication zählt wohl zu den schönsten Leistungen moderner Typographie. Auch die Bestellun¬ gen, die der Kaiser und die Erzherzoge bisweilen machen, werden mit einer Pracht ausgestattet, die von der königlichen Druckerei in Paris nicht übertroffen wird. — Auf dem Burgtheater gastirten Baison aus Frankfurt und Emil Devrient aus Dresden. Unser etwas stark alternder Ludwig Löwe fürchtete sich sehr vor dem großen Rufe, den Letzterer in neuerer Zeit gewonnen, kam aber mit einem blauen Auge davon. Emil Devrient hat sehr gefallen; aber doch nicht in dem Maße, wie er es verdiente, namentlich im Vergleich mit Löwe. Baison hatte einen nicht minder glücklichen Erfolg; es heißt, er werde engagirt. Zu wünschen wäre es; denn unser Burgtheater hat mehr Liebhaber im Publicum als unten seinen Mitgliedern. — Bei der Notiz, die ein anderer Ihrer Eorresponoenten über Deinhardstein's --' Die Red. *) Sollten die Gebrüder ^..ase in Prag nicht mit ihrem Institute eben Die Red. so weit sein? **) Die Buchdruckerei des Herrn Brockhaus in Leipzig beschäftigt neun Dampf- und dreißig Handpressen, besitzt jedoch keine lithographischen Pres¬ sen, da sie sich mit Lithographie nicht beschäftigt. An Druckern, Schriftgießern und Setzern beschäftigt sie gegen 250 Menschen; ihr zahlreicher Bedarf an Lettern beläuft sich auf I8VV Centner. Die stärksten Auflagen, die sie macht, sind die des Konversationslexikons (30,000 Exemplare stereotyp) und die Jl- lustrirte Zeitung (1V,0V0 Exemplare stereotyp). Es verlohnte sich wohl der Mühe einer ausführlichen Beschreibung dieses großartigen deutschen Instituts.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712/802>, abgerufen am 22.12.2024.