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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester.

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Gefühl rühmt man, daß Euer Antheil sei
Drum kostet wohl Verstand Euch Ueberwindung --
Doch als Ihr todtschlugt die Empfindelei,
Traf mancher harte Schlag auch die Empfindung.
Und statt Gefühl, womit Ihr auch begabt,
Flut' ich Euch kalt in holperichten Reimen,
Wo nur Gedanken, die man längst gehabt,
Zum Harlekin sich an einander leimen.
Ein Volk von Denkern? Und sprecht plappernd nach,
Was Ihr gehört von nicht'gen Unterweisern,
Gervinus, Menzel stehen wie zur Wach',
Bald abgelöst, in engen Schilderhausern.
Was scole gut, weicht Morgen schon vom Platz,
So Billigung als Urtheil ohne Stärke,
Ihr lebt von heut. Euch häuft sich nie ein Schatz,
Ihr habt nur Bücher, aber keine Werke.
Wo ist dann deutsche Art? Auf, zeigt mir sie,
Statt Launen, immer bumer und vertrakter;
Und fordert ihr ihn von der Poesie,
So habt vor Allem selber erst Eharakter.
Allein Ihr Möchtet sein, was Ihr nicht seid, ......
Geht in die Schule denn und lernt zu leben,
Und seid Ihr zum Empfangen erst bereit.
Wird Euch die Dichtkunst das Gemäße geben.



l, IM pi
Macht nur nicht so ernste Gesichter,
Am End' ist ja viel doch nur Spaß,
Ihr seid nicht Geschworne noch Richter,
Und war's auch, was hindert uns das?
Seht nur Eure Nachbarn, die Franken,
Den Briten, das wandelnde Faß,
Sie richten und streiten und zanken,
Drauf heben sie lustig das Glas..1'

Gefühl rühmt man, daß Euer Antheil sei
Drum kostet wohl Verstand Euch Ueberwindung —
Doch als Ihr todtschlugt die Empfindelei,
Traf mancher harte Schlag auch die Empfindung.
Und statt Gefühl, womit Ihr auch begabt,
Flut' ich Euch kalt in holperichten Reimen,
Wo nur Gedanken, die man längst gehabt,
Zum Harlekin sich an einander leimen.
Ein Volk von Denkern? Und sprecht plappernd nach,
Was Ihr gehört von nicht'gen Unterweisern,
Gervinus, Menzel stehen wie zur Wach',
Bald abgelöst, in engen Schilderhausern.
Was scole gut, weicht Morgen schon vom Platz,
So Billigung als Urtheil ohne Stärke,
Ihr lebt von heut. Euch häuft sich nie ein Schatz,
Ihr habt nur Bücher, aber keine Werke.
Wo ist dann deutsche Art? Auf, zeigt mir sie,
Statt Launen, immer bumer und vertrakter;
Und fordert ihr ihn von der Poesie,
So habt vor Allem selber erst Eharakter.
Allein Ihr Möchtet sein, was Ihr nicht seid, ......
Geht in die Schule denn und lernt zu leben,
Und seid Ihr zum Empfangen erst bereit.
Wird Euch die Dichtkunst das Gemäße geben.



l, IM pi
Macht nur nicht so ernste Gesichter,
Am End' ist ja viel doch nur Spaß,
Ihr seid nicht Geschworne noch Richter,
Und war's auch, was hindert uns das?
Seht nur Eure Nachbarn, die Franken,
Den Briten, das wandelnde Faß,
Sie richten und streiten und zanken,
Drauf heben sie lustig das Glas..1'

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[0794] Gefühl rühmt man, daß Euer Antheil sei Drum kostet wohl Verstand Euch Ueberwindung — Doch als Ihr todtschlugt die Empfindelei, Traf mancher harte Schlag auch die Empfindung. Und statt Gefühl, womit Ihr auch begabt, Flut' ich Euch kalt in holperichten Reimen, Wo nur Gedanken, die man längst gehabt, Zum Harlekin sich an einander leimen. Ein Volk von Denkern? Und sprecht plappernd nach, Was Ihr gehört von nicht'gen Unterweisern, Gervinus, Menzel stehen wie zur Wach', Bald abgelöst, in engen Schilderhausern. Was scole gut, weicht Morgen schon vom Platz, So Billigung als Urtheil ohne Stärke, Ihr lebt von heut. Euch häuft sich nie ein Schatz, Ihr habt nur Bücher, aber keine Werke. Wo ist dann deutsche Art? Auf, zeigt mir sie, Statt Launen, immer bumer und vertrakter; Und fordert ihr ihn von der Poesie, So habt vor Allem selber erst Eharakter. Allein Ihr Möchtet sein, was Ihr nicht seid, ...... Geht in die Schule denn und lernt zu leben, Und seid Ihr zum Empfangen erst bereit. Wird Euch die Dichtkunst das Gemäße geben. l, IM pi Macht nur nicht so ernste Gesichter, Am End' ist ja viel doch nur Spaß, Ihr seid nicht Geschworne noch Richter, Und war's auch, was hindert uns das? Seht nur Eure Nachbarn, die Franken, Den Briten, das wandelnde Faß, Sie richten und streiten und zanken, Drauf heben sie lustig das Glas..1'

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712/794>, abgerufen am 03.07.2024.