goldene Träume werden zu bitteren Täuschungen. Trotzdem rekru- tirt das Beispiel des großen Glückes einzelner Autoren und der Reiz gewisser Beziehungen, die jungen und glühende-, Köpfen gefallen, unaufhörlich das Corps der dramatischen Schriftsteller, und genau genommen, ist das Theater von allen den Carrieren, welche Leuten von Phantasie offen stehen, noch eine von denen, welche die^ meisten Hilfsquellen darbietet.
Seit Ende des vorigen Jahrhunderts und auf Antrieb Beau¬ marchais' zeigten die Autoren eine Neigung, sich zur Aufrechthaltung ihrer Rechte als Corporation zu constituiren. Ein erster Gesellschafts¬ vertrag vereinigte 1794 die Namen Mehul, Cherubini, Sedaine, Picard und einige andere minder einflußreiche Schriftsteller. 1801 wurde der Contract erneuert und faßte fünfundneunzig Unterschriften; ähnliche, zu verschiedenen Zeiten gestiftete Gesellschaften verschmolzen sich 1829 zu der Association Avrier-die ach imteur8, welche eine sehr große Bedeutung gewonnen hat. Ihr Zweck ist den Statuten zufolge: 1) gegenseitige Vertheidigung der Mitglieder den Theater- vcrwaltungen oder Personen gegenüber, welche in Beziehung zu den Interessen der Autoren stehen; 2) die Erhebung der Autorantheile mit geringeren Kosten und Stiftung einer gemeinschaftlichen Kasse von einem Theile der Antheile; 3) die Stiftung eines Unterstützungs¬ fonds zu Gunsten der Mitglieder, ihrer Wittwen, Erben oder Eltern; 4) Stiftung eines gemeinschaftlichen Fonds zur Theilung des dar¬ aus erwachsenden Gewinnes. Diese Gesellschaft, welche 1837 er¬ neuert und mit neuen Statuten versehen wurde, ist jetzt noch in voller Thätigkeit. Vierhundert und zwanzig Auroren etwa haben sich ihr angeschlossen, eine Commission, welche in der Generalversamm¬ lung erwählt wird, verwaltet und repräsentirt die Gesellschaftsinteres- sen; sie hat stets die ersten dramatischen Schriftsteller in ihren Reihen und an ihrer Spitze gesehen. Die Dienste, welche sie den Autoren geleistet, sind unbestreitbar und zahlreich: die Betrügereien, welche von mehreren Theaterdirectionen begangen wurden, sind abgestellt und bestraft, die Erhebung der Autorantheile ist regelmäßiger und weniger kostspielig geworden, die Interessen Aller wurden mit Eifer vertheidigt, Alles beweist die Ersprießlichkeit der Vermittlung dieser Gesellschaft. Der Unterstützungsfonds hat zahlreichem Mißgeschicke abgeholfen, von 1819 bis 1843 sind beinahe siebzigtausend Francs
goldene Träume werden zu bitteren Täuschungen. Trotzdem rekru- tirt das Beispiel des großen Glückes einzelner Autoren und der Reiz gewisser Beziehungen, die jungen und glühende-, Köpfen gefallen, unaufhörlich das Corps der dramatischen Schriftsteller, und genau genommen, ist das Theater von allen den Carrieren, welche Leuten von Phantasie offen stehen, noch eine von denen, welche die^ meisten Hilfsquellen darbietet.
Seit Ende des vorigen Jahrhunderts und auf Antrieb Beau¬ marchais' zeigten die Autoren eine Neigung, sich zur Aufrechthaltung ihrer Rechte als Corporation zu constituiren. Ein erster Gesellschafts¬ vertrag vereinigte 1794 die Namen Mehul, Cherubini, Sedaine, Picard und einige andere minder einflußreiche Schriftsteller. 1801 wurde der Contract erneuert und faßte fünfundneunzig Unterschriften; ähnliche, zu verschiedenen Zeiten gestiftete Gesellschaften verschmolzen sich 1829 zu der Association Avrier-die ach imteur8, welche eine sehr große Bedeutung gewonnen hat. Ihr Zweck ist den Statuten zufolge: 1) gegenseitige Vertheidigung der Mitglieder den Theater- vcrwaltungen oder Personen gegenüber, welche in Beziehung zu den Interessen der Autoren stehen; 2) die Erhebung der Autorantheile mit geringeren Kosten und Stiftung einer gemeinschaftlichen Kasse von einem Theile der Antheile; 3) die Stiftung eines Unterstützungs¬ fonds zu Gunsten der Mitglieder, ihrer Wittwen, Erben oder Eltern; 4) Stiftung eines gemeinschaftlichen Fonds zur Theilung des dar¬ aus erwachsenden Gewinnes. Diese Gesellschaft, welche 1837 er¬ neuert und mit neuen Statuten versehen wurde, ist jetzt noch in voller Thätigkeit. Vierhundert und zwanzig Auroren etwa haben sich ihr angeschlossen, eine Commission, welche in der Generalversamm¬ lung erwählt wird, verwaltet und repräsentirt die Gesellschaftsinteres- sen; sie hat stets die ersten dramatischen Schriftsteller in ihren Reihen und an ihrer Spitze gesehen. Die Dienste, welche sie den Autoren geleistet, sind unbestreitbar und zahlreich: die Betrügereien, welche von mehreren Theaterdirectionen begangen wurden, sind abgestellt und bestraft, die Erhebung der Autorantheile ist regelmäßiger und weniger kostspielig geworden, die Interessen Aller wurden mit Eifer vertheidigt, Alles beweist die Ersprießlichkeit der Vermittlung dieser Gesellschaft. Der Unterstützungsfonds hat zahlreichem Mißgeschicke abgeholfen, von 1819 bis 1843 sind beinahe siebzigtausend Francs
<TEI><text><body><div><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0789"corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/180502"/><pxml:id="ID_2037"prev="#ID_2036"> goldene Träume werden zu bitteren Täuschungen. Trotzdem rekru-<lb/>
tirt das Beispiel des großen Glückes einzelner Autoren und der Reiz<lb/>
gewisser Beziehungen, die jungen und glühende-, Köpfen gefallen,<lb/>
unaufhörlich das Corps der dramatischen Schriftsteller, und genau<lb/>
genommen, ist das Theater von allen den Carrieren, welche Leuten<lb/>
von Phantasie offen stehen, noch eine von denen, welche die^ meisten<lb/>
Hilfsquellen darbietet.</p><lb/><pxml:id="ID_2038"next="#ID_2039"> Seit Ende des vorigen Jahrhunderts und auf Antrieb Beau¬<lb/>
marchais' zeigten die Autoren eine Neigung, sich zur Aufrechthaltung<lb/>
ihrer Rechte als Corporation zu constituiren. Ein erster Gesellschafts¬<lb/>
vertrag vereinigte 1794 die Namen Mehul, Cherubini, Sedaine,<lb/>
Picard und einige andere minder einflußreiche Schriftsteller. 1801<lb/>
wurde der Contract erneuert und faßte fünfundneunzig Unterschriften;<lb/>
ähnliche, zu verschiedenen Zeiten gestiftete Gesellschaften verschmolzen<lb/>
sich 1829 zu der Association Avrier-die ach imteur8, welche eine<lb/>
sehr große Bedeutung gewonnen hat. Ihr Zweck ist den Statuten<lb/>
zufolge: 1) gegenseitige Vertheidigung der Mitglieder den Theater-<lb/>
vcrwaltungen oder Personen gegenüber, welche in Beziehung zu den<lb/>
Interessen der Autoren stehen; 2) die Erhebung der Autorantheile<lb/>
mit geringeren Kosten und Stiftung einer gemeinschaftlichen Kasse<lb/>
von einem Theile der Antheile; 3) die Stiftung eines Unterstützungs¬<lb/>
fonds zu Gunsten der Mitglieder, ihrer Wittwen, Erben oder Eltern;<lb/>
4) Stiftung eines gemeinschaftlichen Fonds zur Theilung des dar¬<lb/>
aus erwachsenden Gewinnes. Diese Gesellschaft, welche 1837 er¬<lb/>
neuert und mit neuen Statuten versehen wurde, ist jetzt noch in<lb/>
voller Thätigkeit. Vierhundert und zwanzig Auroren etwa haben sich<lb/>
ihr angeschlossen, eine Commission, welche in der Generalversamm¬<lb/>
lung erwählt wird, verwaltet und repräsentirt die Gesellschaftsinteres-<lb/>
sen; sie hat stets die ersten dramatischen Schriftsteller in ihren Reihen<lb/>
und an ihrer Spitze gesehen. Die Dienste, welche sie den Autoren<lb/>
geleistet, sind unbestreitbar und zahlreich: die Betrügereien, welche<lb/>
von mehreren Theaterdirectionen begangen wurden, sind abgestellt<lb/>
und bestraft, die Erhebung der Autorantheile ist regelmäßiger und<lb/>
weniger kostspielig geworden, die Interessen Aller wurden mit Eifer<lb/>
vertheidigt, Alles beweist die Ersprießlichkeit der Vermittlung dieser<lb/>
Gesellschaft. Der Unterstützungsfonds hat zahlreichem Mißgeschicke<lb/>
abgeholfen, von 1819 bis 1843 sind beinahe siebzigtausend Francs</p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[0789]
goldene Träume werden zu bitteren Täuschungen. Trotzdem rekru-
tirt das Beispiel des großen Glückes einzelner Autoren und der Reiz
gewisser Beziehungen, die jungen und glühende-, Köpfen gefallen,
unaufhörlich das Corps der dramatischen Schriftsteller, und genau
genommen, ist das Theater von allen den Carrieren, welche Leuten
von Phantasie offen stehen, noch eine von denen, welche die^ meisten
Hilfsquellen darbietet.
Seit Ende des vorigen Jahrhunderts und auf Antrieb Beau¬
marchais' zeigten die Autoren eine Neigung, sich zur Aufrechthaltung
ihrer Rechte als Corporation zu constituiren. Ein erster Gesellschafts¬
vertrag vereinigte 1794 die Namen Mehul, Cherubini, Sedaine,
Picard und einige andere minder einflußreiche Schriftsteller. 1801
wurde der Contract erneuert und faßte fünfundneunzig Unterschriften;
ähnliche, zu verschiedenen Zeiten gestiftete Gesellschaften verschmolzen
sich 1829 zu der Association Avrier-die ach imteur8, welche eine
sehr große Bedeutung gewonnen hat. Ihr Zweck ist den Statuten
zufolge: 1) gegenseitige Vertheidigung der Mitglieder den Theater-
vcrwaltungen oder Personen gegenüber, welche in Beziehung zu den
Interessen der Autoren stehen; 2) die Erhebung der Autorantheile
mit geringeren Kosten und Stiftung einer gemeinschaftlichen Kasse
von einem Theile der Antheile; 3) die Stiftung eines Unterstützungs¬
fonds zu Gunsten der Mitglieder, ihrer Wittwen, Erben oder Eltern;
4) Stiftung eines gemeinschaftlichen Fonds zur Theilung des dar¬
aus erwachsenden Gewinnes. Diese Gesellschaft, welche 1837 er¬
neuert und mit neuen Statuten versehen wurde, ist jetzt noch in
voller Thätigkeit. Vierhundert und zwanzig Auroren etwa haben sich
ihr angeschlossen, eine Commission, welche in der Generalversamm¬
lung erwählt wird, verwaltet und repräsentirt die Gesellschaftsinteres-
sen; sie hat stets die ersten dramatischen Schriftsteller in ihren Reihen
und an ihrer Spitze gesehen. Die Dienste, welche sie den Autoren
geleistet, sind unbestreitbar und zahlreich: die Betrügereien, welche
von mehreren Theaterdirectionen begangen wurden, sind abgestellt
und bestraft, die Erhebung der Autorantheile ist regelmäßiger und
weniger kostspielig geworden, die Interessen Aller wurden mit Eifer
vertheidigt, Alles beweist die Ersprießlichkeit der Vermittlung dieser
Gesellschaft. Der Unterstützungsfonds hat zahlreichem Mißgeschicke
abgeholfen, von 1819 bis 1843 sind beinahe siebzigtausend Francs
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:
Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.
Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;
Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712/789>, abgerufen am 23.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.