bessern, ist sie unter dem Einflüsse gewisser Vorurtheile, welche täglich tiefer wurzeln, kritischer geworden. Ihre Entmuthigung schimmert durch ihre Aussagen hindurch. Wer etwas Anderes thun kann, sagt Ma- cready, wirst sich nicht in die undankbare Theaterlaufbahn. Während die großen Schauspieler Gesetze vorschreiben, müssen die mittelmäßigen sie sich vorschreiben lassen. Um die ersten Nollenspieler streitet man sich und die zweiten geben sich mit Rabatt fort, eine doppelte Folge der übertriebenen Concurrenz. Die Theater, welche überall eröffnet werden, degradiren nach der Aussage eines der Schauspieler die Profession; sie versehen sich mit einem Eliteschauspieler, welchen sie ihren Stern (for) nennen, und der Rest der Truppe ist elend. Die Schauspieler der großen Theater haben nicht das Recht, auf Bühnen zweiten Ranges zu spielen; sie sind gehalten, sich dazu mit einer spe¬ ziellen Erlaubniß zu versehen, welche ihnen übrigens gewöhnlich er¬ theilt wird. Es hat eines Befehles des Lordkämmerers bedurft, da¬ mit Coventgarden und Drurylane gezwungen würden, ihre Schau¬ spieler während ihrer Ferien vom 3l). Juni bis 30. September auf Haymarket spielen zu lassen. Die beiden patentirter Theater waren übereingekommen, daß sie die Schauspieler, welche ihre respectiven Truppen verlassen, nicht früher engagiren wollten, als eine season nach ihrem Abgange. Außerdem hatten sie sich auch verbündet, um die Gehalte zu limitiren, aber Drurylane hat zuerst diese Verpflich¬ tung verletzt.
Ueber die gewöhnlichen Einkünfte der Schauspieler haben sich keine genauen Schätzungen ergeben. Ein Regisseur behauptet, daß alle bei den großen Theatern angestellten, wenn sie ihre Ausgaben regelten, wenn auch nicht sich bereichern, doch wenigstens ein unab¬ hängiges Vermögen sich erwerben können; aber er hat keine genauen Thatsachen angegeben und zur Unterstützung dieser unbestimmten Be¬ hauptung keine Berechnung mitgetheilt. Die Schauspieler werden im Allgemeinen wöchentlich bezahlt, einige für die einzelnen Borstellun¬ gen. Kean hat zwei Jahre in Haymarket für fünfzig Pfund die Woche gespielt; ein anderes Jahr bekam er nicht mehr als dreiund- dreißig ein drittel Pfund und im vierten nur dreißig Pfund. Das Coburgtheater gab damals sechzig Pfund für die Vorstellung an sei¬ nen besten Schauspieler. In der Provinz ist indessen die Lage der Schauspieler noch trauriger, als in der Hauptstadt, Ihr höchstes
bessern, ist sie unter dem Einflüsse gewisser Vorurtheile, welche täglich tiefer wurzeln, kritischer geworden. Ihre Entmuthigung schimmert durch ihre Aussagen hindurch. Wer etwas Anderes thun kann, sagt Ma- cready, wirst sich nicht in die undankbare Theaterlaufbahn. Während die großen Schauspieler Gesetze vorschreiben, müssen die mittelmäßigen sie sich vorschreiben lassen. Um die ersten Nollenspieler streitet man sich und die zweiten geben sich mit Rabatt fort, eine doppelte Folge der übertriebenen Concurrenz. Die Theater, welche überall eröffnet werden, degradiren nach der Aussage eines der Schauspieler die Profession; sie versehen sich mit einem Eliteschauspieler, welchen sie ihren Stern (for) nennen, und der Rest der Truppe ist elend. Die Schauspieler der großen Theater haben nicht das Recht, auf Bühnen zweiten Ranges zu spielen; sie sind gehalten, sich dazu mit einer spe¬ ziellen Erlaubniß zu versehen, welche ihnen übrigens gewöhnlich er¬ theilt wird. Es hat eines Befehles des Lordkämmerers bedurft, da¬ mit Coventgarden und Drurylane gezwungen würden, ihre Schau¬ spieler während ihrer Ferien vom 3l). Juni bis 30. September auf Haymarket spielen zu lassen. Die beiden patentirter Theater waren übereingekommen, daß sie die Schauspieler, welche ihre respectiven Truppen verlassen, nicht früher engagiren wollten, als eine season nach ihrem Abgange. Außerdem hatten sie sich auch verbündet, um die Gehalte zu limitiren, aber Drurylane hat zuerst diese Verpflich¬ tung verletzt.
Ueber die gewöhnlichen Einkünfte der Schauspieler haben sich keine genauen Schätzungen ergeben. Ein Regisseur behauptet, daß alle bei den großen Theatern angestellten, wenn sie ihre Ausgaben regelten, wenn auch nicht sich bereichern, doch wenigstens ein unab¬ hängiges Vermögen sich erwerben können; aber er hat keine genauen Thatsachen angegeben und zur Unterstützung dieser unbestimmten Be¬ hauptung keine Berechnung mitgetheilt. Die Schauspieler werden im Allgemeinen wöchentlich bezahlt, einige für die einzelnen Borstellun¬ gen. Kean hat zwei Jahre in Haymarket für fünfzig Pfund die Woche gespielt; ein anderes Jahr bekam er nicht mehr als dreiund- dreißig ein drittel Pfund und im vierten nur dreißig Pfund. Das Coburgtheater gab damals sechzig Pfund für die Vorstellung an sei¬ nen besten Schauspieler. In der Provinz ist indessen die Lage der Schauspieler noch trauriger, als in der Hauptstadt, Ihr höchstes
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ihre Aussagen hindurch. Wer etwas Anderes thun kann, sagt Ma-
cready, wirst sich nicht in die undankbare Theaterlaufbahn. Während
die großen Schauspieler Gesetze vorschreiben, müssen die mittelmäßigen
sie sich vorschreiben lassen. Um die ersten Nollenspieler streitet man
sich und die zweiten geben sich mit Rabatt fort, eine doppelte Folge
der übertriebenen Concurrenz. Die Theater, welche überall eröffnet
werden, degradiren nach der Aussage eines der Schauspieler die
Profession; sie versehen sich mit einem Eliteschauspieler, welchen sie
ihren Stern (for) nennen, und der Rest der Truppe ist elend. Die
Schauspieler der großen Theater haben nicht das Recht, auf Bühnen
zweiten Ranges zu spielen; sie sind gehalten, sich dazu mit einer spe¬
ziellen Erlaubniß zu versehen, welche ihnen übrigens gewöhnlich er¬
theilt wird. Es hat eines Befehles des Lordkämmerers bedurft, da¬
mit Coventgarden und Drurylane gezwungen würden, ihre Schau¬
spieler während ihrer Ferien vom 3l). Juni bis 30. September auf
Haymarket spielen zu lassen. Die beiden patentirter Theater waren
übereingekommen, daß sie die Schauspieler, welche ihre respectiven
Truppen verlassen, nicht früher engagiren wollten, als eine season
nach ihrem Abgange. Außerdem hatten sie sich auch verbündet, um
die Gehalte zu limitiren, aber Drurylane hat zuerst diese Verpflich¬
tung verletzt.
Ueber die gewöhnlichen Einkünfte der Schauspieler haben sich
keine genauen Schätzungen ergeben. Ein Regisseur behauptet, daß
alle bei den großen Theatern angestellten, wenn sie ihre Ausgaben
regelten, wenn auch nicht sich bereichern, doch wenigstens ein unab¬
hängiges Vermögen sich erwerben können; aber er hat keine genauen
Thatsachen angegeben und zur Unterstützung dieser unbestimmten Be¬
hauptung keine Berechnung mitgetheilt. Die Schauspieler werden im
Allgemeinen wöchentlich bezahlt, einige für die einzelnen Borstellun¬
gen. Kean hat zwei Jahre in Haymarket für fünfzig Pfund die
Woche gespielt; ein anderes Jahr bekam er nicht mehr als dreiund-
dreißig ein drittel Pfund und im vierten nur dreißig Pfund. Das
Coburgtheater gab damals sechzig Pfund für die Vorstellung an sei¬
nen besten Schauspieler. In der Provinz ist indessen die Lage der
Schauspieler noch trauriger, als in der Hauptstadt, Ihr höchstes
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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712/768>, abgerufen am 23.12.2024.
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