uns nicht, daß man in Deutschland diesen Gegenstand ans einen, ähnlichen Gesichtspunkt behandelt hätte, und erwarteten daher, daß die deutschen Journale sich schnell dieses eben so interessanten als lehr¬ reichen Artikels bemächtigen würden. Indessen scheinen unsere belle- tristischen Blätter lieber den Feuilletons von Alexander Dumas und Charles de Bernard die Ehre der Uebersetzung angedeihen zu lassen, während man andererseits an die politischen Journale nicht die Ansprüche machen kann, daß sie die wichtigen Mittheilungen und Aufschlüsse, mit denen sie uns jeden Tag überraschen, einen Augen¬ blick unterbrechen sollten, um von solchen untergeordneten Gegenstän¬ den zu sprechen. So halten wir es denn in unserer Mittelstellung zwischen Politik und Literatur für eine diesen Blättern angemessene Aufgabe, jenen Artikel dem deutschen Publicum vorzuführen.
Die Theater, sagt Herr Violen, in welchen die Menge Zer¬ streuung und Vergnügen sucht, bieten dem Staatsmanne, dem ad¬ ministrativen Kopfe, überhaupt jedem Geiste, der fähig ist, ihren Einfluß auf die Sitten, auf die Kunst und den literarischen Ruhm eines Landes zu würdigen, einen Gegenstand sehr ernster Betrachtung dar. Sie können, je nach der Beschaffenheit des "Gesetzes, wel¬ chem sie unterworfen sind, die Herzen läutern oder verderben, den Geschmack bilden oder irre leiten, dem öffentlichen Wohle nützliche Hilfsquellen darbieten, oder den Steuerpflichtigen zur drückenden Last werden. Gewichtige und sehr verschiedenartige Interessen sind bei ihrer Ausbeutung in Betracht zu ziehen.
Vor zehn Jahren wurde die Aufmerksamkeit des Hauses der Gemeinen von England auf diese Frage gerichtet, und dem Gebrauche gemäß ein Verfahren eröffnet, um Thatsachen festzustellen, die Be¬ dürfnisse zu bezeichnen und Vorschläge zu etwa nothwendigen Refor¬ men zu machen. Während zwölf Sitzungen hatten neununddreißig Zeugen, welche die verschiedenen dabei in'S Spiel kommenden Inter¬ essen vertraten, auf mehr als vier Tausend Fragen zu antworten. Die Theaterunternehmer hatten sieben Eigenthümer, sechs Regisseure oder Directoren von London und zwei Provinzial-Speculanten zu Organen, von welchen letzteren der eine Director von sechs Theatern, der andere Pächter von dreien war. Die Schauspieler wurden durch sechs aus ihrer Mitte vertreten, die aus den verschiedenen Kategorien von Kean und Macready herab bis zu den Mimen der secundären
uns nicht, daß man in Deutschland diesen Gegenstand ans einen, ähnlichen Gesichtspunkt behandelt hätte, und erwarteten daher, daß die deutschen Journale sich schnell dieses eben so interessanten als lehr¬ reichen Artikels bemächtigen würden. Indessen scheinen unsere belle- tristischen Blätter lieber den Feuilletons von Alexander Dumas und Charles de Bernard die Ehre der Uebersetzung angedeihen zu lassen, während man andererseits an die politischen Journale nicht die Ansprüche machen kann, daß sie die wichtigen Mittheilungen und Aufschlüsse, mit denen sie uns jeden Tag überraschen, einen Augen¬ blick unterbrechen sollten, um von solchen untergeordneten Gegenstän¬ den zu sprechen. So halten wir es denn in unserer Mittelstellung zwischen Politik und Literatur für eine diesen Blättern angemessene Aufgabe, jenen Artikel dem deutschen Publicum vorzuführen.
Die Theater, sagt Herr Violen, in welchen die Menge Zer¬ streuung und Vergnügen sucht, bieten dem Staatsmanne, dem ad¬ ministrativen Kopfe, überhaupt jedem Geiste, der fähig ist, ihren Einfluß auf die Sitten, auf die Kunst und den literarischen Ruhm eines Landes zu würdigen, einen Gegenstand sehr ernster Betrachtung dar. Sie können, je nach der Beschaffenheit des »Gesetzes, wel¬ chem sie unterworfen sind, die Herzen läutern oder verderben, den Geschmack bilden oder irre leiten, dem öffentlichen Wohle nützliche Hilfsquellen darbieten, oder den Steuerpflichtigen zur drückenden Last werden. Gewichtige und sehr verschiedenartige Interessen sind bei ihrer Ausbeutung in Betracht zu ziehen.
Vor zehn Jahren wurde die Aufmerksamkeit des Hauses der Gemeinen von England auf diese Frage gerichtet, und dem Gebrauche gemäß ein Verfahren eröffnet, um Thatsachen festzustellen, die Be¬ dürfnisse zu bezeichnen und Vorschläge zu etwa nothwendigen Refor¬ men zu machen. Während zwölf Sitzungen hatten neununddreißig Zeugen, welche die verschiedenen dabei in'S Spiel kommenden Inter¬ essen vertraten, auf mehr als vier Tausend Fragen zu antworten. Die Theaterunternehmer hatten sieben Eigenthümer, sechs Regisseure oder Directoren von London und zwei Provinzial-Speculanten zu Organen, von welchen letzteren der eine Director von sechs Theatern, der andere Pächter von dreien war. Die Schauspieler wurden durch sechs aus ihrer Mitte vertreten, die aus den verschiedenen Kategorien von Kean und Macready herab bis zu den Mimen der secundären
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uns nicht, daß man in Deutschland diesen Gegenstand ans einen,
ähnlichen Gesichtspunkt behandelt hätte, und erwarteten daher, daß die
deutschen Journale sich schnell dieses eben so interessanten als lehr¬
reichen Artikels bemächtigen würden. Indessen scheinen unsere belle-
tristischen Blätter lieber den Feuilletons von Alexander Dumas und
Charles de Bernard die Ehre der Uebersetzung angedeihen zu lassen,
während man andererseits an die politischen Journale nicht die
Ansprüche machen kann, daß sie die wichtigen Mittheilungen und
Aufschlüsse, mit denen sie uns jeden Tag überraschen, einen Augen¬
blick unterbrechen sollten, um von solchen untergeordneten Gegenstän¬
den zu sprechen. So halten wir es denn in unserer Mittelstellung
zwischen Politik und Literatur für eine diesen Blättern angemessene
Aufgabe, jenen Artikel dem deutschen Publicum vorzuführen.
Die Theater, sagt Herr Violen, in welchen die Menge Zer¬
streuung und Vergnügen sucht, bieten dem Staatsmanne, dem ad¬
ministrativen Kopfe, überhaupt jedem Geiste, der fähig ist, ihren
Einfluß auf die Sitten, auf die Kunst und den literarischen Ruhm
eines Landes zu würdigen, einen Gegenstand sehr ernster Betrachtung
dar. Sie können, je nach der Beschaffenheit des »Gesetzes, wel¬
chem sie unterworfen sind, die Herzen läutern oder verderben, den
Geschmack bilden oder irre leiten, dem öffentlichen Wohle nützliche
Hilfsquellen darbieten, oder den Steuerpflichtigen zur drückenden Last
werden. Gewichtige und sehr verschiedenartige Interessen sind bei
ihrer Ausbeutung in Betracht zu ziehen.
Vor zehn Jahren wurde die Aufmerksamkeit des Hauses der
Gemeinen von England auf diese Frage gerichtet, und dem Gebrauche
gemäß ein Verfahren eröffnet, um Thatsachen festzustellen, die Be¬
dürfnisse zu bezeichnen und Vorschläge zu etwa nothwendigen Refor¬
men zu machen. Während zwölf Sitzungen hatten neununddreißig
Zeugen, welche die verschiedenen dabei in'S Spiel kommenden Inter¬
essen vertraten, auf mehr als vier Tausend Fragen zu antworten.
Die Theaterunternehmer hatten sieben Eigenthümer, sechs Regisseure
oder Directoren von London und zwei Provinzial-Speculanten zu
Organen, von welchen letzteren der eine Director von sechs Theatern,
der andere Pächter von dreien war. Die Schauspieler wurden durch
sechs aus ihrer Mitte vertreten, die aus den verschiedenen Kategorien
von Kean und Macready herab bis zu den Mimen der secundären
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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712/754>, abgerufen am 22.12.2024.
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