Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester.Es überkommt mich hier das Andenken an Karl Beck. Vor Es überkommt mich hier das Andenken an Karl Beck. Vor <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0075" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/179788"/> <p xml:id="ID_228"> Es überkommt mich hier das Andenken an Karl Beck. Vor<lb/> lauter tobender und stiller Musik konnte Beck eben so wenig die<lb/> Linien seiner Zeichnung festhalten, zu Ende führen und füllen. Man<lb/> wird sagen: Mangel an epischem, plastischem Talent! Ja, eben aus<lb/> zuviel innerer Musik. Und das ist in deutschen Naturen nicht so<lb/> selten! Unschuld ist freilich nicht mehx in diesex Schwelgerei des<lb/> Empfindens. Unschuld ist ohne Harmonie dex Kräfte nicht möglich.<lb/> Erst der vollendete Mensch, der Dichter im Vollgefühl seiner fertigen<lb/> Bildung, gewinnt wieder, was der werdende Mensch, das Kind, verlor.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0075]
Es überkommt mich hier das Andenken an Karl Beck. Vor
lauter tobender und stiller Musik konnte Beck eben so wenig die
Linien seiner Zeichnung festhalten, zu Ende führen und füllen. Man
wird sagen: Mangel an epischem, plastischem Talent! Ja, eben aus
zuviel innerer Musik. Und das ist in deutschen Naturen nicht so
selten! Unschuld ist freilich nicht mehx in diesex Schwelgerei des
Empfindens. Unschuld ist ohne Harmonie dex Kräfte nicht möglich.
Erst der vollendete Mensch, der Dichter im Vollgefühl seiner fertigen
Bildung, gewinnt wieder, was der werdende Mensch, das Kind, verlor.
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