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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester.

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seien erwarb er sich, durch seinen persönlichen Heldenmut!) in diesem
homerischen Kampfe, wo die carlistischen und englischen Truppen
hauptsächlich mit dem Bajonette fochten, und die beiderseitigen Feld¬
herrn, den Degen in der Faust, sich beinahe persönlich gegenüber-
standen, selbst die Bewunderung des Feindes. Diese glänzende Tapfer¬
keit wurde aber noch durch seine ritterliche Gesinnung, seine edle
Haltung, sein uneigennütziges, anspruchsloses, ja mildes Benehmen
erhöht. Von zahlreichen, mitunter gefährlichen Wunden genesen, ward
er zum ersten Generaladjutanten des General se adeo des Don
Sebastian ernannt. Allgemein, von Freund und Feind, hochgeschätzt,
in den Provinzen allgeliebt, von den Truppen angebetet, war Villa¬
real ein Charakter, in welchem sich der wackere Soldat und der
spanische Ritter verschmolzen hatten. Später zum Chef des Gencral-
stabcs beim Infanten Don Sebastian ernannt, begleitete er diesen und
nahm den wesentlichsten Antheil an dem Siege von Oriamendi und
den glänzenden Vortheilen, welche die königlichen Schaaren errangen,
bis der unglückliche Ausgang der Erpedition nach Madrid, bei wel¬
cher er ebenfalls dem Infanten zur Seite stand, dem Siegeslauf der
Carlisten ein, Ziel setzte. Don Carlos kehrte in die Provinzen zurück,
um, wie man sagte, die Verräther zu richten und zu strafen; wer
aber hätte vermuthet, daß unter dieser Benennung die ausgezeichnet¬
sten, tapfersten, erprobtesten Führer der Nordprovinzen verstanden
seien? Die in diesem blutigen Drama mit den glänzendsten, unbe¬
strittensten Lorbeeren geschmückten Namen standen auf der Anklage¬
liste 5), und Villareal, Simon Torre, Gomez, Zariateguy, Ello
Urbistondo, Vargas wurden, als üblen Willens oder militärischer
Pflichtvergessenheit beinzichtigt, in Verhaft genommen. Monate, Jahre
lang schmachteten sie theils im Kerker, theils in schmählicher Verban¬
nung, und Maroto erst bestand darauf, diese Untersuchungen nieder¬
zuschlagen und diese Generale ihrer Haft zu entlassen, vermuthlich in
der Absicht, durch ihren Beitritt seine Partei am Hofe und im Heere
mächtig zu verstärken, ja unüberwindlich zu machen. Bei einigen er-



Urbistondo, Grand von Katalonien, wurde für eigenmächtiges Ver¬
lassen seines Postens von der königlichen Person entfernt gehalten, nicht aber
angeklagt, -- Gomez schon nach Rückkehr seiner Expedition (October I83K)
eingekerkert; Villareal und de la Torre nur relegirt, nicht in Anklage gestellt,
Vargas rieth später für J>"ralvertheidigung.

seien erwarb er sich, durch seinen persönlichen Heldenmut!) in diesem
homerischen Kampfe, wo die carlistischen und englischen Truppen
hauptsächlich mit dem Bajonette fochten, und die beiderseitigen Feld¬
herrn, den Degen in der Faust, sich beinahe persönlich gegenüber-
standen, selbst die Bewunderung des Feindes. Diese glänzende Tapfer¬
keit wurde aber noch durch seine ritterliche Gesinnung, seine edle
Haltung, sein uneigennütziges, anspruchsloses, ja mildes Benehmen
erhöht. Von zahlreichen, mitunter gefährlichen Wunden genesen, ward
er zum ersten Generaladjutanten des General se adeo des Don
Sebastian ernannt. Allgemein, von Freund und Feind, hochgeschätzt,
in den Provinzen allgeliebt, von den Truppen angebetet, war Villa¬
real ein Charakter, in welchem sich der wackere Soldat und der
spanische Ritter verschmolzen hatten. Später zum Chef des Gencral-
stabcs beim Infanten Don Sebastian ernannt, begleitete er diesen und
nahm den wesentlichsten Antheil an dem Siege von Oriamendi und
den glänzenden Vortheilen, welche die königlichen Schaaren errangen,
bis der unglückliche Ausgang der Erpedition nach Madrid, bei wel¬
cher er ebenfalls dem Infanten zur Seite stand, dem Siegeslauf der
Carlisten ein, Ziel setzte. Don Carlos kehrte in die Provinzen zurück,
um, wie man sagte, die Verräther zu richten und zu strafen; wer
aber hätte vermuthet, daß unter dieser Benennung die ausgezeichnet¬
sten, tapfersten, erprobtesten Führer der Nordprovinzen verstanden
seien? Die in diesem blutigen Drama mit den glänzendsten, unbe¬
strittensten Lorbeeren geschmückten Namen standen auf der Anklage¬
liste 5), und Villareal, Simon Torre, Gomez, Zariateguy, Ello
Urbistondo, Vargas wurden, als üblen Willens oder militärischer
Pflichtvergessenheit beinzichtigt, in Verhaft genommen. Monate, Jahre
lang schmachteten sie theils im Kerker, theils in schmählicher Verban¬
nung, und Maroto erst bestand darauf, diese Untersuchungen nieder¬
zuschlagen und diese Generale ihrer Haft zu entlassen, vermuthlich in
der Absicht, durch ihren Beitritt seine Partei am Hofe und im Heere
mächtig zu verstärken, ja unüberwindlich zu machen. Bei einigen er-



Urbistondo, Grand von Katalonien, wurde für eigenmächtiges Ver¬
lassen seines Postens von der königlichen Person entfernt gehalten, nicht aber
angeklagt, — Gomez schon nach Rückkehr seiner Expedition (October I83K)
eingekerkert; Villareal und de la Torre nur relegirt, nicht in Anklage gestellt,
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[0692] seien erwarb er sich, durch seinen persönlichen Heldenmut!) in diesem homerischen Kampfe, wo die carlistischen und englischen Truppen hauptsächlich mit dem Bajonette fochten, und die beiderseitigen Feld¬ herrn, den Degen in der Faust, sich beinahe persönlich gegenüber- standen, selbst die Bewunderung des Feindes. Diese glänzende Tapfer¬ keit wurde aber noch durch seine ritterliche Gesinnung, seine edle Haltung, sein uneigennütziges, anspruchsloses, ja mildes Benehmen erhöht. Von zahlreichen, mitunter gefährlichen Wunden genesen, ward er zum ersten Generaladjutanten des General se adeo des Don Sebastian ernannt. Allgemein, von Freund und Feind, hochgeschätzt, in den Provinzen allgeliebt, von den Truppen angebetet, war Villa¬ real ein Charakter, in welchem sich der wackere Soldat und der spanische Ritter verschmolzen hatten. Später zum Chef des Gencral- stabcs beim Infanten Don Sebastian ernannt, begleitete er diesen und nahm den wesentlichsten Antheil an dem Siege von Oriamendi und den glänzenden Vortheilen, welche die königlichen Schaaren errangen, bis der unglückliche Ausgang der Erpedition nach Madrid, bei wel¬ cher er ebenfalls dem Infanten zur Seite stand, dem Siegeslauf der Carlisten ein, Ziel setzte. Don Carlos kehrte in die Provinzen zurück, um, wie man sagte, die Verräther zu richten und zu strafen; wer aber hätte vermuthet, daß unter dieser Benennung die ausgezeichnet¬ sten, tapfersten, erprobtesten Führer der Nordprovinzen verstanden seien? Die in diesem blutigen Drama mit den glänzendsten, unbe¬ strittensten Lorbeeren geschmückten Namen standen auf der Anklage¬ liste 5), und Villareal, Simon Torre, Gomez, Zariateguy, Ello Urbistondo, Vargas wurden, als üblen Willens oder militärischer Pflichtvergessenheit beinzichtigt, in Verhaft genommen. Monate, Jahre lang schmachteten sie theils im Kerker, theils in schmählicher Verban¬ nung, und Maroto erst bestand darauf, diese Untersuchungen nieder¬ zuschlagen und diese Generale ihrer Haft zu entlassen, vermuthlich in der Absicht, durch ihren Beitritt seine Partei am Hofe und im Heere mächtig zu verstärken, ja unüberwindlich zu machen. Bei einigen er- Urbistondo, Grand von Katalonien, wurde für eigenmächtiges Ver¬ lassen seines Postens von der königlichen Person entfernt gehalten, nicht aber angeklagt, — Gomez schon nach Rückkehr seiner Expedition (October I83K) eingekerkert; Villareal und de la Torre nur relegirt, nicht in Anklage gestellt, Vargas rieth später für J>»ralvertheidigung.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712/692>, abgerufen am 01.07.2024.