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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester.

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Dann aber schlage die Nachtigall
Die süßesten Weisen
Im Gezweige,
Von dem Erquickung
In großen Tropfen niederschauert,
Amen!"



"Eine große Sendung ward,
Du edles Metall,
Auf Deine glänzende Stirne gedrückt.
Wann donet die Stunde?
Wann führst Du sie aus?
Doch schlauer als die Feuergeister
In ihren märchenvollen Tiefen,
Bewachen Dich über der Erde
Die nüchternen Zwerge.
Du schlummerst bewußtlos
In Königskronen,
In Kirchen und Klöstern,
In Kisten und Kasten,
In eitlem augenergötzendem Tand.
Wenn Mächtige sich befehden,
Wenn ihnen die Menschheit ein Forst,
In dem sie Schwarzwild jagen, .
In schrillender Waidmannslust,
Mit ihren scheckigen Treibern
Die Aecker verwüsten;
Wenn der kalte Wucherer,
Deß Gruß und Handschlag
Entehren sollte,
Wie einst des Henkers trauliche Berührun
Deß goldnes Töchterlein
Kein edler Jüngling freien sollte --
Wenn er in bangen Hungersnöthen
Sein aufgespeichertes Korn
Zu schreienden Preisen verschachert:

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Dann aber schlage die Nachtigall
Die süßesten Weisen
Im Gezweige,
Von dem Erquickung
In großen Tropfen niederschauert,
Amen!"



„Eine große Sendung ward,
Du edles Metall,
Auf Deine glänzende Stirne gedrückt.
Wann donet die Stunde?
Wann führst Du sie aus?
Doch schlauer als die Feuergeister
In ihren märchenvollen Tiefen,
Bewachen Dich über der Erde
Die nüchternen Zwerge.
Du schlummerst bewußtlos
In Königskronen,
In Kirchen und Klöstern,
In Kisten und Kasten,
In eitlem augenergötzendem Tand.
Wenn Mächtige sich befehden,
Wenn ihnen die Menschheit ein Forst,
In dem sie Schwarzwild jagen, .
In schrillender Waidmannslust,
Mit ihren scheckigen Treibern
Die Aecker verwüsten;
Wenn der kalte Wucherer,
Deß Gruß und Handschlag
Entehren sollte,
Wie einst des Henkers trauliche Berührun
Deß goldnes Töchterlein
Kein edler Jüngling freien sollte —
Wenn er in bangen Hungersnöthen
Sein aufgespeichertes Korn
Zu schreienden Preisen verschachert:

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[0631] Dann aber schlage die Nachtigall Die süßesten Weisen Im Gezweige, Von dem Erquickung In großen Tropfen niederschauert, Amen!" „Eine große Sendung ward, Du edles Metall, Auf Deine glänzende Stirne gedrückt. Wann donet die Stunde? Wann führst Du sie aus? Doch schlauer als die Feuergeister In ihren märchenvollen Tiefen, Bewachen Dich über der Erde Die nüchternen Zwerge. Du schlummerst bewußtlos In Königskronen, In Kirchen und Klöstern, In Kisten und Kasten, In eitlem augenergötzendem Tand. Wenn Mächtige sich befehden, Wenn ihnen die Menschheit ein Forst, In dem sie Schwarzwild jagen, . In schrillender Waidmannslust, Mit ihren scheckigen Treibern Die Aecker verwüsten; Wenn der kalte Wucherer, Deß Gruß und Handschlag Entehren sollte, Wie einst des Henkers trauliche Berührun Deß goldnes Töchterlein Kein edler Jüngling freien sollte — Wenn er in bangen Hungersnöthen Sein aufgespeichertes Korn Zu schreienden Preisen verschachert: g, 81 »

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712/631>, abgerufen am 29.06.2024.