Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester.

Bild:
<< vorherige Seite

verstanden, so hat er sie im "Laienevangelium" erfüllt und damit der
Lyrik, dem begeisterten Ausdruck individueller Entwickelung, eine Bahn
vorgezeichnet, die sie nicht nur gehen soll, sondern nach den Fort¬
bewegungen der Zeit nothwendig wird gehen müssen. Der arme
Sattel! Er ist gestorben, ehe es ihm vergönnt war, in seiner Nation
zu leben; als er fertig war und die Welt überwunden hatte, mußte
auch sein irdisches Theil sie verlassen. "Es war vollbracht!"


"Sein ganzes Leben, um des Geistes Hort
War's eine rasche, heiße Siegerschlachl,
Und eine Bölkerzukunft jedes Wort!" (Laienevangelium.)

Noch machen ihm ein Herwegh, ein Prutz sein heiliges Recht
auf die Gesammtanerkennung der Nation streitig und erst, bis diese
zum Bewußtsein gekommen sein wird, daß ihr Heil nicht von den
unreifen Deklamationen unserer sogenannten politischen Dichter aus¬
gehen wird, sondern von Jenen, deren reinigende Gedankenflammen
aus dem tiefsten Schacht einer schon auf Erden zu Gott heimgekehr-
ten Seele hervorbrechen, wird Sattel mit Allen, die ihm zur Seite
stehen werden und wie er nach dem, was ewig ist, gerungen haben,
durch sein Volk schreiten und die Zukunft der deutschen Lyrik
wird zur Gegenwart geworden sein!


Hieronymus Lorm.


verstanden, so hat er sie im „Laienevangelium" erfüllt und damit der
Lyrik, dem begeisterten Ausdruck individueller Entwickelung, eine Bahn
vorgezeichnet, die sie nicht nur gehen soll, sondern nach den Fort¬
bewegungen der Zeit nothwendig wird gehen müssen. Der arme
Sattel! Er ist gestorben, ehe es ihm vergönnt war, in seiner Nation
zu leben; als er fertig war und die Welt überwunden hatte, mußte
auch sein irdisches Theil sie verlassen. „Es war vollbracht!"


„Sein ganzes Leben, um des Geistes Hort
War's eine rasche, heiße Siegerschlachl,
Und eine Bölkerzukunft jedes Wort!" (Laienevangelium.)

Noch machen ihm ein Herwegh, ein Prutz sein heiliges Recht
auf die Gesammtanerkennung der Nation streitig und erst, bis diese
zum Bewußtsein gekommen sein wird, daß ihr Heil nicht von den
unreifen Deklamationen unserer sogenannten politischen Dichter aus¬
gehen wird, sondern von Jenen, deren reinigende Gedankenflammen
aus dem tiefsten Schacht einer schon auf Erden zu Gott heimgekehr-
ten Seele hervorbrechen, wird Sattel mit Allen, die ihm zur Seite
stehen werden und wie er nach dem, was ewig ist, gerungen haben,
durch sein Volk schreiten und die Zukunft der deutschen Lyrik
wird zur Gegenwart geworden sein!


Hieronymus Lorm.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0593" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/180306"/>
          <p xml:id="ID_1566" prev="#ID_1565"> verstanden, so hat er sie im &#x201E;Laienevangelium" erfüllt und damit der<lb/>
Lyrik, dem begeisterten Ausdruck individueller Entwickelung, eine Bahn<lb/>
vorgezeichnet, die sie nicht nur gehen soll, sondern nach den Fort¬<lb/>
bewegungen der Zeit nothwendig wird gehen müssen. Der arme<lb/>
Sattel! Er ist gestorben, ehe es ihm vergönnt war, in seiner Nation<lb/>
zu leben; als er fertig war und die Welt überwunden hatte, mußte<lb/>
auch sein irdisches Theil sie verlassen. &#x201E;Es war vollbracht!"</p><lb/>
          <quote> &#x201E;Sein ganzes Leben, um des Geistes Hort<lb/>
War's eine rasche, heiße Siegerschlachl,<lb/>
Und eine Bölkerzukunft jedes Wort!"<bibl> (Laienevangelium.)</bibl></quote><lb/>
          <p xml:id="ID_1567"> Noch machen ihm ein Herwegh, ein Prutz sein heiliges Recht<lb/>
auf die Gesammtanerkennung der Nation streitig und erst, bis diese<lb/>
zum Bewußtsein gekommen sein wird, daß ihr Heil nicht von den<lb/>
unreifen Deklamationen unserer sogenannten politischen Dichter aus¬<lb/>
gehen wird, sondern von Jenen, deren reinigende Gedankenflammen<lb/>
aus dem tiefsten Schacht einer schon auf Erden zu Gott heimgekehr-<lb/>
ten Seele hervorbrechen, wird Sattel mit Allen, die ihm zur Seite<lb/>
stehen werden und wie er nach dem, was ewig ist, gerungen haben,<lb/>
durch sein Volk schreiten und die Zukunft der deutschen Lyrik<lb/>
wird zur Gegenwart geworden sein!</p><lb/>
          <note type="byline"> Hieronymus Lorm.</note><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0593] verstanden, so hat er sie im „Laienevangelium" erfüllt und damit der Lyrik, dem begeisterten Ausdruck individueller Entwickelung, eine Bahn vorgezeichnet, die sie nicht nur gehen soll, sondern nach den Fort¬ bewegungen der Zeit nothwendig wird gehen müssen. Der arme Sattel! Er ist gestorben, ehe es ihm vergönnt war, in seiner Nation zu leben; als er fertig war und die Welt überwunden hatte, mußte auch sein irdisches Theil sie verlassen. „Es war vollbracht!" „Sein ganzes Leben, um des Geistes Hort War's eine rasche, heiße Siegerschlachl, Und eine Bölkerzukunft jedes Wort!" (Laienevangelium.) Noch machen ihm ein Herwegh, ein Prutz sein heiliges Recht auf die Gesammtanerkennung der Nation streitig und erst, bis diese zum Bewußtsein gekommen sein wird, daß ihr Heil nicht von den unreifen Deklamationen unserer sogenannten politischen Dichter aus¬ gehen wird, sondern von Jenen, deren reinigende Gedankenflammen aus dem tiefsten Schacht einer schon auf Erden zu Gott heimgekehr- ten Seele hervorbrechen, wird Sattel mit Allen, die ihm zur Seite stehen werden und wie er nach dem, was ewig ist, gerungen haben, durch sein Volk schreiten und die Zukunft der deutschen Lyrik wird zur Gegenwart geworden sein! Hieronymus Lorm.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712/593
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712/593>, abgerufen am 29.06.2024.