Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester.

Bild:
<< vorherige Seite
Gine Stimme für das alte Studententhum.
Bon Wilhelm Falckenheiner.



"^mliatnr et iUtera p^rs."

Es ist in neuester Zeit viel gegen das deutsche Studenthum ge¬
schrieben worden. Die leichten Plänkeleien des Humors, die uns
den deutschen Studenten stets als modernen Don Quirote vor¬
führten, bezeichneten nur das Vorspiel des Kampfes, dessen sich
bald der wissenschaftliche Ernst der Kritik bemächtigte, um ihn zu
einem schnelleren und gewisseren Ende zu führen. Der das Stu¬
dententhum bisher umgebende Nimbus war bereits vor dem Hu¬
mor verschwunden, und in dichten Colonnen rückten von allen Seiten
die Gegner heran; leichtes und schweres Geschütz begann sein Spiel;
plumpe "bischöfliche" und andere Geschütze (vor Allem die scharfe
Dialektik der Hegelianer) versuchten jetzt, -- freilich mit ^verschie¬
denem Erfolge -- in die Bollwerke der feindlichen Burg Bresche zu
schießen. Man kann nicht läugnen, mögen auch hier wie gewöhnlich
manche Unberufene mit in die große Kriegstrompete gestoßen haben,
-- viele frische Kräfte, die des Terrains wohl kundig waren, kämpf¬
ten unter den Fahnen des anrückenden Feindes. Bald glaubte man
hier, bald da die wahre Achillesferse an dem deutschen Studenten
ausgespäht zu haben. Je weniger Vertheidiger auf dem Kampfplätze
reschienen, um so weiter drang die unerbittliche Kritik, ihren leichten
Sieg verfolgend, vor, und sprach es zuletzt aus, das verhängnißvolle


Grenzboten 1844. I. 64
Gine Stimme für das alte Studententhum.
Bon Wilhelm Falckenheiner.



„^mliatnr et iUtera p^rs."

Es ist in neuester Zeit viel gegen das deutsche Studenthum ge¬
schrieben worden. Die leichten Plänkeleien des Humors, die uns
den deutschen Studenten stets als modernen Don Quirote vor¬
führten, bezeichneten nur das Vorspiel des Kampfes, dessen sich
bald der wissenschaftliche Ernst der Kritik bemächtigte, um ihn zu
einem schnelleren und gewisseren Ende zu führen. Der das Stu¬
dententhum bisher umgebende Nimbus war bereits vor dem Hu¬
mor verschwunden, und in dichten Colonnen rückten von allen Seiten
die Gegner heran; leichtes und schweres Geschütz begann sein Spiel;
plumpe „bischöfliche" und andere Geschütze (vor Allem die scharfe
Dialektik der Hegelianer) versuchten jetzt, — freilich mit ^verschie¬
denem Erfolge — in die Bollwerke der feindlichen Burg Bresche zu
schießen. Man kann nicht läugnen, mögen auch hier wie gewöhnlich
manche Unberufene mit in die große Kriegstrompete gestoßen haben,
— viele frische Kräfte, die des Terrains wohl kundig waren, kämpf¬
ten unter den Fahnen des anrückenden Feindes. Bald glaubte man
hier, bald da die wahre Achillesferse an dem deutschen Studenten
ausgespäht zu haben. Je weniger Vertheidiger auf dem Kampfplätze
reschienen, um so weiter drang die unerbittliche Kritik, ihren leichten
Sieg verfolgend, vor, und sprach es zuletzt aus, das verhängnißvolle


Grenzboten 1844. I. 64
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0497" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/180210"/>
          </div>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Gine Stimme für das alte Studententhum.<lb/><note type="byline"> Bon Wilhelm Falckenheiner.</note></head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <quote type="epigraph"> &#x201E;^mliatnr et iUtera p^rs."</quote><lb/>
          <p xml:id="ID_1340" next="#ID_1341"> Es ist in neuester Zeit viel gegen das deutsche Studenthum ge¬<lb/>
schrieben worden. Die leichten Plänkeleien des Humors, die uns<lb/>
den deutschen Studenten stets als modernen Don Quirote vor¬<lb/>
führten, bezeichneten nur das Vorspiel des Kampfes, dessen sich<lb/>
bald der wissenschaftliche Ernst der Kritik bemächtigte, um ihn zu<lb/>
einem schnelleren und gewisseren Ende zu führen. Der das Stu¬<lb/>
dententhum bisher umgebende Nimbus war bereits vor dem Hu¬<lb/>
mor verschwunden, und in dichten Colonnen rückten von allen Seiten<lb/>
die Gegner heran; leichtes und schweres Geschütz begann sein Spiel;<lb/>
plumpe &#x201E;bischöfliche" und andere Geschütze (vor Allem die scharfe<lb/>
Dialektik der Hegelianer) versuchten jetzt, &#x2014; freilich mit ^verschie¬<lb/>
denem Erfolge &#x2014; in die Bollwerke der feindlichen Burg Bresche zu<lb/>
schießen. Man kann nicht läugnen, mögen auch hier wie gewöhnlich<lb/>
manche Unberufene mit in die große Kriegstrompete gestoßen haben,<lb/>
&#x2014; viele frische Kräfte, die des Terrains wohl kundig waren, kämpf¬<lb/>
ten unter den Fahnen des anrückenden Feindes. Bald glaubte man<lb/>
hier, bald da die wahre Achillesferse an dem deutschen Studenten<lb/>
ausgespäht zu haben. Je weniger Vertheidiger auf dem Kampfplätze<lb/>
reschienen, um so weiter drang die unerbittliche Kritik, ihren leichten<lb/>
Sieg verfolgend, vor, und sprach es zuletzt aus, das verhängnißvolle</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig"> Grenzboten 1844. I. 64</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0497] Gine Stimme für das alte Studententhum. Bon Wilhelm Falckenheiner. „^mliatnr et iUtera p^rs." Es ist in neuester Zeit viel gegen das deutsche Studenthum ge¬ schrieben worden. Die leichten Plänkeleien des Humors, die uns den deutschen Studenten stets als modernen Don Quirote vor¬ führten, bezeichneten nur das Vorspiel des Kampfes, dessen sich bald der wissenschaftliche Ernst der Kritik bemächtigte, um ihn zu einem schnelleren und gewisseren Ende zu führen. Der das Stu¬ dententhum bisher umgebende Nimbus war bereits vor dem Hu¬ mor verschwunden, und in dichten Colonnen rückten von allen Seiten die Gegner heran; leichtes und schweres Geschütz begann sein Spiel; plumpe „bischöfliche" und andere Geschütze (vor Allem die scharfe Dialektik der Hegelianer) versuchten jetzt, — freilich mit ^verschie¬ denem Erfolge — in die Bollwerke der feindlichen Burg Bresche zu schießen. Man kann nicht läugnen, mögen auch hier wie gewöhnlich manche Unberufene mit in die große Kriegstrompete gestoßen haben, — viele frische Kräfte, die des Terrains wohl kundig waren, kämpf¬ ten unter den Fahnen des anrückenden Feindes. Bald glaubte man hier, bald da die wahre Achillesferse an dem deutschen Studenten ausgespäht zu haben. Je weniger Vertheidiger auf dem Kampfplätze reschienen, um so weiter drang die unerbittliche Kritik, ihren leichten Sieg verfolgend, vor, und sprach es zuletzt aus, das verhängnißvolle Grenzboten 1844. I. 64

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712/497
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712/497>, abgerufen am 22.12.2024.