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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester.

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heißt auf deutsch Fleischhauer) -- Ein beifälliges Murmeln über die¬
ses populäre Calembourg ging durch die Reihen. -- "Gut also,
ich, der Meister, werde (Such führen; Ihr, die Gesellen, werdet nach¬
helfen; hundert Prügel Dem, dessen Säbel früher blutig ist als der
meine!"

Damit wollte er das Vorprellen verbieten, deö Nachreitens war
er gewiß. Manche andere Truppe hätte diese Warnung entbehren
können, mancher andere Oberst sich aber wohl gehütet, sie zu geben.
Die Oberstlieutenants erste Eskadron (Rittmeister später F. M. L.
Geringer) desselben Regiments nahm bei Famers die feindlichen
Schanzeir ein, indem sie bei der Kehle einritt. In demselben Feld¬
zuge erhielten drei Eskadrons-Commandanten dieser Eskadron das
Theresienkreuz.

Keine Truppe ist so innig ihrem Offizier anhänglich, wenn er
mit ihr umzugehen versteht, als der Hußar. Nirgends aber ist der¬
selbe, sowohl im Feld, als im Friedensdienst, einer schärferen Kritik
unterworfen.

Bon Feinden respectirt er am meisten den preußischen Husaren
und den französischen Kürassier. Jeden Kürassier nennt er v""""
nometli, "einen eisernen (gepanzerten) Deutschen" -- so wie jeden
Fremden "einen Schwaben".

Der commandirende General ließ bei der Campagne 1812 in
Rußland eine Schwadron von Kaiser-Hußaren in Plänkler auflösen,
um einige Gefangene zu machen, von denen man in Erfahrung brin¬
gen könnte, welches Corps man gegenüber habe, und sonstige Aus¬
künfte erhielte. Bald brachte ein alter, mit der silbernen Tapferkeit^
Medaille gezierter Hußar einen jungen Kosakenoffizier am Zügel ge¬
führt. Der commandirende General, welcher dazu befugt war, befahl
den Mann für die goldene Medaille vorzumerken, war aber, bei dem
bekannten Ehrgeize dieser Truppe, als der alte Hußar sich äußerte,
lieber für diese That eine kleine Geldbelohnung oder auch sonst nur
eine Belobung zu empfangen, darüber unangenehm betroffen, und
höchlich erstaunt äußerte der commandirende General seine Verwun¬
derung und sein Mißfallen. Der Hußar aber sagte, als man ihn
um den Grund seines Benehmens fragte: "Ich habe die silberne
Medaille bei Aspern empfangen, weil ich einen französischen Kürassier-
Rittmeister gefangen einbrachte. Man hat mich belohnt, weil ich el-


heißt auf deutsch Fleischhauer) — Ein beifälliges Murmeln über die¬
ses populäre Calembourg ging durch die Reihen. — „Gut also,
ich, der Meister, werde (Such führen; Ihr, die Gesellen, werdet nach¬
helfen; hundert Prügel Dem, dessen Säbel früher blutig ist als der
meine!"

Damit wollte er das Vorprellen verbieten, deö Nachreitens war
er gewiß. Manche andere Truppe hätte diese Warnung entbehren
können, mancher andere Oberst sich aber wohl gehütet, sie zu geben.
Die Oberstlieutenants erste Eskadron (Rittmeister später F. M. L.
Geringer) desselben Regiments nahm bei Famers die feindlichen
Schanzeir ein, indem sie bei der Kehle einritt. In demselben Feld¬
zuge erhielten drei Eskadrons-Commandanten dieser Eskadron das
Theresienkreuz.

Keine Truppe ist so innig ihrem Offizier anhänglich, wenn er
mit ihr umzugehen versteht, als der Hußar. Nirgends aber ist der¬
selbe, sowohl im Feld, als im Friedensdienst, einer schärferen Kritik
unterworfen.

Bon Feinden respectirt er am meisten den preußischen Husaren
und den französischen Kürassier. Jeden Kürassier nennt er v»»»»
nometli, „einen eisernen (gepanzerten) Deutschen" — so wie jeden
Fremden „einen Schwaben".

Der commandirende General ließ bei der Campagne 1812 in
Rußland eine Schwadron von Kaiser-Hußaren in Plänkler auflösen,
um einige Gefangene zu machen, von denen man in Erfahrung brin¬
gen könnte, welches Corps man gegenüber habe, und sonstige Aus¬
künfte erhielte. Bald brachte ein alter, mit der silbernen Tapferkeit^
Medaille gezierter Hußar einen jungen Kosakenoffizier am Zügel ge¬
führt. Der commandirende General, welcher dazu befugt war, befahl
den Mann für die goldene Medaille vorzumerken, war aber, bei dem
bekannten Ehrgeize dieser Truppe, als der alte Hußar sich äußerte,
lieber für diese That eine kleine Geldbelohnung oder auch sonst nur
eine Belobung zu empfangen, darüber unangenehm betroffen, und
höchlich erstaunt äußerte der commandirende General seine Verwun¬
derung und sein Mißfallen. Der Hußar aber sagte, als man ihn
um den Grund seines Benehmens fragte: „Ich habe die silberne
Medaille bei Aspern empfangen, weil ich einen französischen Kürassier-
Rittmeister gefangen einbrachte. Man hat mich belohnt, weil ich el-


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[0437] heißt auf deutsch Fleischhauer) — Ein beifälliges Murmeln über die¬ ses populäre Calembourg ging durch die Reihen. — „Gut also, ich, der Meister, werde (Such führen; Ihr, die Gesellen, werdet nach¬ helfen; hundert Prügel Dem, dessen Säbel früher blutig ist als der meine!" Damit wollte er das Vorprellen verbieten, deö Nachreitens war er gewiß. Manche andere Truppe hätte diese Warnung entbehren können, mancher andere Oberst sich aber wohl gehütet, sie zu geben. Die Oberstlieutenants erste Eskadron (Rittmeister später F. M. L. Geringer) desselben Regiments nahm bei Famers die feindlichen Schanzeir ein, indem sie bei der Kehle einritt. In demselben Feld¬ zuge erhielten drei Eskadrons-Commandanten dieser Eskadron das Theresienkreuz. Keine Truppe ist so innig ihrem Offizier anhänglich, wenn er mit ihr umzugehen versteht, als der Hußar. Nirgends aber ist der¬ selbe, sowohl im Feld, als im Friedensdienst, einer schärferen Kritik unterworfen. Bon Feinden respectirt er am meisten den preußischen Husaren und den französischen Kürassier. Jeden Kürassier nennt er v»»»» nometli, „einen eisernen (gepanzerten) Deutschen" — so wie jeden Fremden „einen Schwaben". Der commandirende General ließ bei der Campagne 1812 in Rußland eine Schwadron von Kaiser-Hußaren in Plänkler auflösen, um einige Gefangene zu machen, von denen man in Erfahrung brin¬ gen könnte, welches Corps man gegenüber habe, und sonstige Aus¬ künfte erhielte. Bald brachte ein alter, mit der silbernen Tapferkeit^ Medaille gezierter Hußar einen jungen Kosakenoffizier am Zügel ge¬ führt. Der commandirende General, welcher dazu befugt war, befahl den Mann für die goldene Medaille vorzumerken, war aber, bei dem bekannten Ehrgeize dieser Truppe, als der alte Hußar sich äußerte, lieber für diese That eine kleine Geldbelohnung oder auch sonst nur eine Belobung zu empfangen, darüber unangenehm betroffen, und höchlich erstaunt äußerte der commandirende General seine Verwun¬ derung und sein Mißfallen. Der Hußar aber sagte, als man ihn um den Grund seines Benehmens fragte: „Ich habe die silberne Medaille bei Aspern empfangen, weil ich einen französischen Kürassier- Rittmeister gefangen einbrachte. Man hat mich belohnt, weil ich el-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712/437>, abgerufen am 26.06.2024.