Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester.Napoleon? Helden, ist erkrankt. Man erwartet stündlich das Ende -- "Die Göttinger gelehrten Anzeigen während einer hundert¬ -- Hofrath Murhard, der rühmlich bekannte Publicist in Verlag von Fr. Ludw. Hering. -- Redacteur I. Kuranda. Druck von Friedrich Andrä. Napoleon? Helden, ist erkrankt. Man erwartet stündlich das Ende — „Die Göttinger gelehrten Anzeigen während einer hundert¬ — Hofrath Murhard, der rühmlich bekannte Publicist in Verlag von Fr. Ludw. Hering. — Redacteur I. Kuranda. Druck von Friedrich Andrä. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0236" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/179949"/> <p xml:id="ID_609" prev="#ID_608"> Napoleon? Helden, ist erkrankt. Man erwartet stündlich das Ende<lb/> des 82jährigen Königs.</p><lb/> <p xml:id="ID_610"> — „Die Göttinger gelehrten Anzeigen während einer hundert¬<lb/> jährigen Wirksamkeit ze. „von Heinrich Albert Opp ermann (Hanno¬<lb/> ver, 1844, bei L. F. Kius) machen mit Recht allgemeines Aufsehen.<lb/> Es gehört ein seltener Fleiß zur Ausgrabung dieses verschütteten Schachtes<lb/> von dreihundert dicken Bänden, den weder Gervinus noch Hofmeister<lb/> ». A. berührt haben; außerdem aber ist die Geschichte dieses Senats<lb/> von gelehrten Kritikern lichtvoll geordnet und gruppirt und das histo¬<lb/> rische Urtheil des Herausgebers selbst überall billig, voll bescheidener<lb/> Achtung vor dem Inhalt der Dinge, und doch, wo es nöthig ist,<lb/> hinlänglich scharf. Für den raisonnircndcn Beobachter, für den Jour¬<lb/> nalisten ist diese Geschichte der Göttinger Anzeigen eine Fundgrube;<lb/> wir wollen diesmal uns mit einem Citat begnügen, werden aber öfters<lb/> auf dies Buch zurückkommen, das für alle Licht- und Schat¬<lb/> tenseiten der deutschen literarischen Welt die charakteristischsten<lb/> Beispiele liefert. S. 73: „Unter Hcycns Redaction der G. A. war<lb/> es eine Herablassung, wenn man sich mit der Literatur befaßte; der<lb/> „akademische Gelehrte" stand unendlich höher, als die ungründliche<lb/> Belletristik.....Z. B. Bei der Anzeige des Oberen heißt es, er liege<lb/> nicht innerhalb des Kreises der G.g.A. (1780.) Noch im I. 1800<lb/> fängt eine Anzeige von Schiller's Wallenstein mit der Bemer¬<lb/> kung an, „so wenig auch Anzeigen von gewöhnlichen Theaterstücken<lb/> für diese Blätter gehören, so können wir doch :c." Die G.g.A. . . .<lb/> hatten kurz vorher ein Buch über Zuckcrvcrfälschung, ein Haushal-<lb/> iungöjournal, dann ein Werk des Kaspar Monge über Zubereitung<lb/> des Parmesankäses und eine Anweisung zum Brauen des Weißbiers<lb/> besprochen!" —</p><lb/> <p xml:id="ID_611"> — Hofrath Murhard, der rühmlich bekannte Publicist in<lb/> Cassel, the wegen eines politischen Artikels in Welcker's StaatSlcrieon<lb/> in Untersuchung gezogen worden. Gegen 6000 Thaler Caution ist<lb/> er provisorisch auf freiem Fuß gelassen worden; doch wird der alte,<lb/> allgemein geachtete Mann trotzdem noch von einem Polizeisergeanten<lb/> überwacht. Der verbrecherische Artikel heißt: Staatsgerichtöhof. Hof¬<lb/> fentlich wird man vor Deutschland kein neues Jordansspiel aufführen<lb/> wollen. —</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <note type="byline"> Verlag von Fr. Ludw. Hering. — Redacteur I. Kuranda.<lb/> Druck von Friedrich Andrä.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0236]
Napoleon? Helden, ist erkrankt. Man erwartet stündlich das Ende
des 82jährigen Königs.
— „Die Göttinger gelehrten Anzeigen während einer hundert¬
jährigen Wirksamkeit ze. „von Heinrich Albert Opp ermann (Hanno¬
ver, 1844, bei L. F. Kius) machen mit Recht allgemeines Aufsehen.
Es gehört ein seltener Fleiß zur Ausgrabung dieses verschütteten Schachtes
von dreihundert dicken Bänden, den weder Gervinus noch Hofmeister
». A. berührt haben; außerdem aber ist die Geschichte dieses Senats
von gelehrten Kritikern lichtvoll geordnet und gruppirt und das histo¬
rische Urtheil des Herausgebers selbst überall billig, voll bescheidener
Achtung vor dem Inhalt der Dinge, und doch, wo es nöthig ist,
hinlänglich scharf. Für den raisonnircndcn Beobachter, für den Jour¬
nalisten ist diese Geschichte der Göttinger Anzeigen eine Fundgrube;
wir wollen diesmal uns mit einem Citat begnügen, werden aber öfters
auf dies Buch zurückkommen, das für alle Licht- und Schat¬
tenseiten der deutschen literarischen Welt die charakteristischsten
Beispiele liefert. S. 73: „Unter Hcycns Redaction der G. A. war
es eine Herablassung, wenn man sich mit der Literatur befaßte; der
„akademische Gelehrte" stand unendlich höher, als die ungründliche
Belletristik.....Z. B. Bei der Anzeige des Oberen heißt es, er liege
nicht innerhalb des Kreises der G.g.A. (1780.) Noch im I. 1800
fängt eine Anzeige von Schiller's Wallenstein mit der Bemer¬
kung an, „so wenig auch Anzeigen von gewöhnlichen Theaterstücken
für diese Blätter gehören, so können wir doch :c." Die G.g.A. . . .
hatten kurz vorher ein Buch über Zuckcrvcrfälschung, ein Haushal-
iungöjournal, dann ein Werk des Kaspar Monge über Zubereitung
des Parmesankäses und eine Anweisung zum Brauen des Weißbiers
besprochen!" —
— Hofrath Murhard, der rühmlich bekannte Publicist in
Cassel, the wegen eines politischen Artikels in Welcker's StaatSlcrieon
in Untersuchung gezogen worden. Gegen 6000 Thaler Caution ist
er provisorisch auf freiem Fuß gelassen worden; doch wird der alte,
allgemein geachtete Mann trotzdem noch von einem Polizeisergeanten
überwacht. Der verbrecherische Artikel heißt: Staatsgerichtöhof. Hof¬
fentlich wird man vor Deutschland kein neues Jordansspiel aufführen
wollen. —
Verlag von Fr. Ludw. Hering. — Redacteur I. Kuranda.
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