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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester.

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und der tiefe Ernst seines Vortrags, selbst von den witzigen Epi¬
grammen nicht gestört, verleihen ihm und der vertretenen Idee einen
würdevollen Anstrich: man sieht, er gibt sich, wie er ist, er spricht
vom Herzen. Darum geht es auch so warm und mächtig in die
jungen Herzen hinein und haftet so fest darinnen. DaS Vertrauen
welches zwischen Lehrer und Schüler, soll die Lehre fruchten, bestehen
muß, hat er sich glücklich und vollständig erworben.

Ruhig, aber nicht minder fest in seinen Gesinnungen, steht Both
da. Seine Reden an des Königs Geburtstage tragen den Stempel
der Freimüthigkeit und Charakterstärke. Daß er nur vorsichtig und
leise auftritt, liegt in seiner Stellung, welche dem öffentlichen Leben
entfernter ist.

Das Gegentheil von ihm ist Lachmann, derzeitiger Rector,
welcher, fern von aller Selbständigkeit und Charakterfestigkeit, nur
dem Bestehenden, Befohlenen, ja selbst polizeilichen Maßregeln, welche
die Studirenden einschränken, sich pflichtergcbenst anbequemt. Die
Geschichte des unterdrückten Lesevereins und der daran geknüpften
Weilern Einschränkungen, wo der Studirende alles Andere, nur nicht
Schutz und Festigkeit in der Universitätsbehörde sand, hat Mißtrauen
und Erbitterung erweckt. Und Berlin, die Universität, der Sammel¬
punkt der ganzen deutschen Jugend, wird erst dann zur vollendeten
Blüthe gelangen, wenn die freie Entfaltung der Gesinnung und
Meinung eben so ungehindert ist, wie der doppelte Sonntags-
kirchenbesuch des frommgläubigcn Christen.





*) DaS Einzige, worauf der Student in Berlin Kraft und Muße ver¬
wendet.

und der tiefe Ernst seines Vortrags, selbst von den witzigen Epi¬
grammen nicht gestört, verleihen ihm und der vertretenen Idee einen
würdevollen Anstrich: man sieht, er gibt sich, wie er ist, er spricht
vom Herzen. Darum geht es auch so warm und mächtig in die
jungen Herzen hinein und haftet so fest darinnen. DaS Vertrauen
welches zwischen Lehrer und Schüler, soll die Lehre fruchten, bestehen
muß, hat er sich glücklich und vollständig erworben.

Ruhig, aber nicht minder fest in seinen Gesinnungen, steht Both
da. Seine Reden an des Königs Geburtstage tragen den Stempel
der Freimüthigkeit und Charakterstärke. Daß er nur vorsichtig und
leise auftritt, liegt in seiner Stellung, welche dem öffentlichen Leben
entfernter ist.

Das Gegentheil von ihm ist Lachmann, derzeitiger Rector,
welcher, fern von aller Selbständigkeit und Charakterfestigkeit, nur
dem Bestehenden, Befohlenen, ja selbst polizeilichen Maßregeln, welche
die Studirenden einschränken, sich pflichtergcbenst anbequemt. Die
Geschichte des unterdrückten Lesevereins und der daran geknüpften
Weilern Einschränkungen, wo der Studirende alles Andere, nur nicht
Schutz und Festigkeit in der Universitätsbehörde sand, hat Mißtrauen
und Erbitterung erweckt. Und Berlin, die Universität, der Sammel¬
punkt der ganzen deutschen Jugend, wird erst dann zur vollendeten
Blüthe gelangen, wenn die freie Entfaltung der Gesinnung und
Meinung eben so ungehindert ist, wie der doppelte Sonntags-
kirchenbesuch des frommgläubigcn Christen.





*) DaS Einzige, worauf der Student in Berlin Kraft und Muße ver¬
wendet.
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[0137] und der tiefe Ernst seines Vortrags, selbst von den witzigen Epi¬ grammen nicht gestört, verleihen ihm und der vertretenen Idee einen würdevollen Anstrich: man sieht, er gibt sich, wie er ist, er spricht vom Herzen. Darum geht es auch so warm und mächtig in die jungen Herzen hinein und haftet so fest darinnen. DaS Vertrauen welches zwischen Lehrer und Schüler, soll die Lehre fruchten, bestehen muß, hat er sich glücklich und vollständig erworben. Ruhig, aber nicht minder fest in seinen Gesinnungen, steht Both da. Seine Reden an des Königs Geburtstage tragen den Stempel der Freimüthigkeit und Charakterstärke. Daß er nur vorsichtig und leise auftritt, liegt in seiner Stellung, welche dem öffentlichen Leben entfernter ist. Das Gegentheil von ihm ist Lachmann, derzeitiger Rector, welcher, fern von aller Selbständigkeit und Charakterfestigkeit, nur dem Bestehenden, Befohlenen, ja selbst polizeilichen Maßregeln, welche die Studirenden einschränken, sich pflichtergcbenst anbequemt. Die Geschichte des unterdrückten Lesevereins und der daran geknüpften Weilern Einschränkungen, wo der Studirende alles Andere, nur nicht Schutz und Festigkeit in der Universitätsbehörde sand, hat Mißtrauen und Erbitterung erweckt. Und Berlin, die Universität, der Sammel¬ punkt der ganzen deutschen Jugend, wird erst dann zur vollendeten Blüthe gelangen, wenn die freie Entfaltung der Gesinnung und Meinung eben so ungehindert ist, wie der doppelte Sonntags- kirchenbesuch des frommgläubigcn Christen. *) DaS Einzige, worauf der Student in Berlin Kraft und Muße ver¬ wendet.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712/137>, abgerufen am 22.12.2024.