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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester.

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gelten Copien die herrlichen Kunstwerke schöner Kunstepochen erhält
die in ihrer jetzigen Ausstellung dem Untergange entgegengehen. Es
ist das kein übertriebenes Wort, andere und weit vorzüglichere Män¬
ner wie ich und große Kenner haben diesen Ausspruch schon gethan.
Hanfstängl's Gemäldegalerie geht vorzüglich nach England, Frank¬
reich, Nordamerika, auch nach Südamerika und Asien werden mehrere
Eremplare versendet. Die Verdienste des edlen Künstlers finden
ihre Anerkennung; mehrere Fürsten haben sich beeifert, ihm Auszeich¬
nungen zukommen zu lassen. Dabei ist zu bewundern, daß er, eines
Bauern Sohn aus den baierischen Hochlanden, durch eigenen Drang
und eigenes Verdienst sich eine so bedeutende Stellung erworben
hat und bei vieler Sitteneinfachheit doch wieder einen Lebenstakt
und eine liebenswürdige Gewandtheit zeigt, wie man sie selten unter
Künstlern findet. Hanfstängl ist auch als Mensch eine ganz unge¬
wöhnliche Erscheinung.

Bon den neuerenProductioncn hiesiger Schriftsteller ist zu nennen
Ernst von Brünnow's "Ulrich Hütten", eine recht erfreuliche, das
edelste Wollen bekundende Schilderung jenes Mannes und der Refor-
mationszeit; ferner des Bibliothekars Klemm Culturgeschichte, von
der zwei Bände bereits erschienen sind, und die Schilderung Göthe's
von Carus, die so große Theilnahme gefunden hat, daß sie jetzt
bereits in der zweiten Auflage gedruckt wird. Die Abendzeitung unter
Schwieder's Leitung, bringt manches Gute; sie bespricht das Dres¬
dener Theater mit einem Freimuth und einer kritischen Schärfe, die
anzuerkennen wären, wenn nicht eine zu große Tadelsucht darin
herrschte; bei einer größeren-'Mäßigung würden die Kritiken, denen
Sachkenntniß durchaus nicht abzusprechen ist, auch noch eine tiefere
und bessere Wirkung haben; bis jetzt werden sie mehr gefürchtet, -i-)


A. B.



*) Die Theaterkritiken der Abendzeitung send sür das Dresdener Theater
recht gesund. Auf ein Bischen zu Biel kommt es nicht an. Anm. d. Red.
Grenzboten l.13

gelten Copien die herrlichen Kunstwerke schöner Kunstepochen erhält
die in ihrer jetzigen Ausstellung dem Untergange entgegengehen. Es
ist das kein übertriebenes Wort, andere und weit vorzüglichere Män¬
ner wie ich und große Kenner haben diesen Ausspruch schon gethan.
Hanfstängl's Gemäldegalerie geht vorzüglich nach England, Frank¬
reich, Nordamerika, auch nach Südamerika und Asien werden mehrere
Eremplare versendet. Die Verdienste des edlen Künstlers finden
ihre Anerkennung; mehrere Fürsten haben sich beeifert, ihm Auszeich¬
nungen zukommen zu lassen. Dabei ist zu bewundern, daß er, eines
Bauern Sohn aus den baierischen Hochlanden, durch eigenen Drang
und eigenes Verdienst sich eine so bedeutende Stellung erworben
hat und bei vieler Sitteneinfachheit doch wieder einen Lebenstakt
und eine liebenswürdige Gewandtheit zeigt, wie man sie selten unter
Künstlern findet. Hanfstängl ist auch als Mensch eine ganz unge¬
wöhnliche Erscheinung.

Bon den neuerenProductioncn hiesiger Schriftsteller ist zu nennen
Ernst von Brünnow's „Ulrich Hütten", eine recht erfreuliche, das
edelste Wollen bekundende Schilderung jenes Mannes und der Refor-
mationszeit; ferner des Bibliothekars Klemm Culturgeschichte, von
der zwei Bände bereits erschienen sind, und die Schilderung Göthe's
von Carus, die so große Theilnahme gefunden hat, daß sie jetzt
bereits in der zweiten Auflage gedruckt wird. Die Abendzeitung unter
Schwieder's Leitung, bringt manches Gute; sie bespricht das Dres¬
dener Theater mit einem Freimuth und einer kritischen Schärfe, die
anzuerkennen wären, wenn nicht eine zu große Tadelsucht darin
herrschte; bei einer größeren-'Mäßigung würden die Kritiken, denen
Sachkenntniß durchaus nicht abzusprechen ist, auch noch eine tiefere
und bessere Wirkung haben; bis jetzt werden sie mehr gefürchtet, -i-)


A. B.



*) Die Theaterkritiken der Abendzeitung send sür das Dresdener Theater
recht gesund. Auf ein Bischen zu Biel kommt es nicht an. Anm. d. Red.
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[0101] gelten Copien die herrlichen Kunstwerke schöner Kunstepochen erhält die in ihrer jetzigen Ausstellung dem Untergange entgegengehen. Es ist das kein übertriebenes Wort, andere und weit vorzüglichere Män¬ ner wie ich und große Kenner haben diesen Ausspruch schon gethan. Hanfstängl's Gemäldegalerie geht vorzüglich nach England, Frank¬ reich, Nordamerika, auch nach Südamerika und Asien werden mehrere Eremplare versendet. Die Verdienste des edlen Künstlers finden ihre Anerkennung; mehrere Fürsten haben sich beeifert, ihm Auszeich¬ nungen zukommen zu lassen. Dabei ist zu bewundern, daß er, eines Bauern Sohn aus den baierischen Hochlanden, durch eigenen Drang und eigenes Verdienst sich eine so bedeutende Stellung erworben hat und bei vieler Sitteneinfachheit doch wieder einen Lebenstakt und eine liebenswürdige Gewandtheit zeigt, wie man sie selten unter Künstlern findet. Hanfstängl ist auch als Mensch eine ganz unge¬ wöhnliche Erscheinung. Bon den neuerenProductioncn hiesiger Schriftsteller ist zu nennen Ernst von Brünnow's „Ulrich Hütten", eine recht erfreuliche, das edelste Wollen bekundende Schilderung jenes Mannes und der Refor- mationszeit; ferner des Bibliothekars Klemm Culturgeschichte, von der zwei Bände bereits erschienen sind, und die Schilderung Göthe's von Carus, die so große Theilnahme gefunden hat, daß sie jetzt bereits in der zweiten Auflage gedruckt wird. Die Abendzeitung unter Schwieder's Leitung, bringt manches Gute; sie bespricht das Dres¬ dener Theater mit einem Freimuth und einer kritischen Schärfe, die anzuerkennen wären, wenn nicht eine zu große Tadelsucht darin herrschte; bei einer größeren-'Mäßigung würden die Kritiken, denen Sachkenntniß durchaus nicht abzusprechen ist, auch noch eine tiefere und bessere Wirkung haben; bis jetzt werden sie mehr gefürchtet, -i-) A. B. *) Die Theaterkritiken der Abendzeitung send sür das Dresdener Theater recht gesund. Auf ein Bischen zu Biel kommt es nicht an. Anm. d. Red. Grenzboten l.13

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712/101>, abgerufen am 26.06.2024.