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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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Diensteifer und sittliches Betragen vorzüglich auszeichnenden Unteroffi-
ciere eine gewisse Zahl Unterlieutenantsstellen offen stehen, so wird es
an Subjecten zu guten, zuverlässigen Untcrofficiercn nicht fehlen, so wie
dieselben unseren Grundsätzen nach sein sollen. Man muß wissen, was
man will, und daran fest halten, nicht von Allem etwas und nichts
recht thun, nicht heute einen bärtigen Soldaten, morgen einen vorlauten
Maulaffen zum Unterofficier machen. Solches Amalgmua taugt nicht,
es führt nicht zum Guten, nicht.zu dem, wonach man strebt.

Der Unterofficier/ wie wir ihn wünschen, soll sein: fromm, treu,
gehorsam, ehrliebend, ohne Ehrgeiz nach höherem Standpunkt, mora¬
lisch, fleißig, lebhaft, ernst und streng.

Für den Feldwebel müssen wir noch ein besonderes Bild entwerfen.
Zwischen dem Officier und der Mannschaft ist eine Scheidelinie gezogen,
welche selbst der Gleichheitssinn der französischen Revolution nie total
verwischen konnte; diese verhindert den Officier, fo ganz in das Leben
des Soldaten einzudringen, sein häusliches Betragen und Benehmen zu
beobachten und zu leiten, folglich auf ihn in vertraulichem Umgang durch
Sprache und'Unterredung zu wirken. Dieses ist die wichtige Aufgabe
der Unterofficiere und vorzüglich der Feldwebel, die wir deshalb als die
zwcitwichtigsten Personen in den Kompagnieen betrachten. Nichts kann
in diesen geschehen, was der Feldwebel nicht erfährt; ^alles Gute, sowie
alles Ueble wild der Kompagnie.durch seine Vermittelung zu Theil.
Darum soll der Feldwebel ein Mann sein in gesetzten Jahren, wo mög¬
lich verheiratet, ohne Ambition Officier zu werden, sondern einer Ver¬
sorgung im Civil entgegensehend, gesund, thätig, unparteiisch,-streng,
tapfer und gesittet. Er soll den Dienst seiner Untergebenen, so wie sei-
nen^eigenen, genau keynen und darauf achten, daß jeder ihn thue. Wis¬
senschaftlicher Bildung bedarf er nicht; aber er muß gut in der Feder,
ein gewandter Rechner, ein guter Jnstructor auf dem Erercierplcch, und'
in allen Dienstbranchen so erfahren sein, daß er Unterofficiere und Sol¬
daten in Allem unterrichten und mit ihnen den -Unterricht wiederholen
könne. . - > ,




Diensteifer und sittliches Betragen vorzüglich auszeichnenden Unteroffi-
ciere eine gewisse Zahl Unterlieutenantsstellen offen stehen, so wird es
an Subjecten zu guten, zuverlässigen Untcrofficiercn nicht fehlen, so wie
dieselben unseren Grundsätzen nach sein sollen. Man muß wissen, was
man will, und daran fest halten, nicht von Allem etwas und nichts
recht thun, nicht heute einen bärtigen Soldaten, morgen einen vorlauten
Maulaffen zum Unterofficier machen. Solches Amalgmua taugt nicht,
es führt nicht zum Guten, nicht.zu dem, wonach man strebt.

Der Unterofficier/ wie wir ihn wünschen, soll sein: fromm, treu,
gehorsam, ehrliebend, ohne Ehrgeiz nach höherem Standpunkt, mora¬
lisch, fleißig, lebhaft, ernst und streng.

Für den Feldwebel müssen wir noch ein besonderes Bild entwerfen.
Zwischen dem Officier und der Mannschaft ist eine Scheidelinie gezogen,
welche selbst der Gleichheitssinn der französischen Revolution nie total
verwischen konnte; diese verhindert den Officier, fo ganz in das Leben
des Soldaten einzudringen, sein häusliches Betragen und Benehmen zu
beobachten und zu leiten, folglich auf ihn in vertraulichem Umgang durch
Sprache und'Unterredung zu wirken. Dieses ist die wichtige Aufgabe
der Unterofficiere und vorzüglich der Feldwebel, die wir deshalb als die
zwcitwichtigsten Personen in den Kompagnieen betrachten. Nichts kann
in diesen geschehen, was der Feldwebel nicht erfährt; ^alles Gute, sowie
alles Ueble wild der Kompagnie.durch seine Vermittelung zu Theil.
Darum soll der Feldwebel ein Mann sein in gesetzten Jahren, wo mög¬
lich verheiratet, ohne Ambition Officier zu werden, sondern einer Ver¬
sorgung im Civil entgegensehend, gesund, thätig, unparteiisch,-streng,
tapfer und gesittet. Er soll den Dienst seiner Untergebenen, so wie sei-
nen^eigenen, genau keynen und darauf achten, daß jeder ihn thue. Wis¬
senschaftlicher Bildung bedarf er nicht; aber er muß gut in der Feder,
ein gewandter Rechner, ein guter Jnstructor auf dem Erercierplcch, und'
in allen Dienstbranchen so erfahren sein, daß er Unterofficiere und Sol¬
daten in Allem unterrichten und mit ihnen den -Unterricht wiederholen
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[0691] Diensteifer und sittliches Betragen vorzüglich auszeichnenden Unteroffi- ciere eine gewisse Zahl Unterlieutenantsstellen offen stehen, so wird es an Subjecten zu guten, zuverlässigen Untcrofficiercn nicht fehlen, so wie dieselben unseren Grundsätzen nach sein sollen. Man muß wissen, was man will, und daran fest halten, nicht von Allem etwas und nichts recht thun, nicht heute einen bärtigen Soldaten, morgen einen vorlauten Maulaffen zum Unterofficier machen. Solches Amalgmua taugt nicht, es führt nicht zum Guten, nicht.zu dem, wonach man strebt. Der Unterofficier/ wie wir ihn wünschen, soll sein: fromm, treu, gehorsam, ehrliebend, ohne Ehrgeiz nach höherem Standpunkt, mora¬ lisch, fleißig, lebhaft, ernst und streng. Für den Feldwebel müssen wir noch ein besonderes Bild entwerfen. Zwischen dem Officier und der Mannschaft ist eine Scheidelinie gezogen, welche selbst der Gleichheitssinn der französischen Revolution nie total verwischen konnte; diese verhindert den Officier, fo ganz in das Leben des Soldaten einzudringen, sein häusliches Betragen und Benehmen zu beobachten und zu leiten, folglich auf ihn in vertraulichem Umgang durch Sprache und'Unterredung zu wirken. Dieses ist die wichtige Aufgabe der Unterofficiere und vorzüglich der Feldwebel, die wir deshalb als die zwcitwichtigsten Personen in den Kompagnieen betrachten. Nichts kann in diesen geschehen, was der Feldwebel nicht erfährt; ^alles Gute, sowie alles Ueble wild der Kompagnie.durch seine Vermittelung zu Theil. Darum soll der Feldwebel ein Mann sein in gesetzten Jahren, wo mög¬ lich verheiratet, ohne Ambition Officier zu werden, sondern einer Ver¬ sorgung im Civil entgegensehend, gesund, thätig, unparteiisch,-streng, tapfer und gesittet. Er soll den Dienst seiner Untergebenen, so wie sei- nen^eigenen, genau keynen und darauf achten, daß jeder ihn thue. Wis¬ senschaftlicher Bildung bedarf er nicht; aber er muß gut in der Feder, ein gewandter Rechner, ein guter Jnstructor auf dem Erercierplcch, und' in allen Dienstbranchen so erfahren sein, daß er Unterofficiere und Sol¬ daten in Allem unterrichten und mit ihnen den -Unterricht wiederholen könne. . - > ,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/691>, abgerufen am 23.07.2024.