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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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kauflettte , der, Stadt, sie Mett sich in, der. Länge der Zeit zusammen¬
gefunden, wie die Kausseute auf der.Zeilzu Frankfurt am Main.
Einst, als alle Guter, welche die Welchandelstadt Venedig nach Deutsch¬
land sandte, den Weg. über den Phhrn und die Stadt Stepr nehmen
mußten, war der Handelsstand stolz und prächtig, von überwiegen¬
dem Einflüsse. Viele Kaufleute hießen Ritter und Bürger, und führ¬
ten, offene Helme im Wappen/ Mancher, wär so reich, daß -es der
Landesfürst für M seind, die Vermählung eines seiner Edlen mit des
reichen Kaufherrn Tochter zu veranlassen, um den-Glanz des Hofla-
gerö zu vermehren und zu erhalten. Jetzt nährt sich deo^ Handels¬
stand von dem Vertriebe der Eisenwaaren, die in der Stadt und ih¬
rer .Umgebung erzeugt'werden, und lebt geachtet, einfach ,und ein¬
gezogen. Die Schnitt- und Modcwaarenhändler sind - höchst'unbe¬
deutend.

, Der Kaufmannsseite des Platzes gegenüber ist die Gasthausseite;
da ragen an langen/eisernen Arabesken die alten Schilde weit hin¬
aus, und der Wind 'spielt, mit dem Hirsche, den Kronen, dem Anker,
dem Lamme und dem Krebse. -Die stark besuchten Wochenmärkte, die
zahlreichen Parteien, die von: Lande zu den hier residirenden Behör¬
den reisen, bringen den Wirthen vielen Gewinn. Von den Städtern
haben sich die Gleichgesinnten in perenm'renden Gasthausgesellfchaften
zusammengefunden,,,und-manches Extrazimmer wimmelt von interes¬
santen Studienköpfen., Ein Lese- und ein Musikverein, die. in neue¬
rer Zeit' begründet wurden, haben bis jetzt nicht den gewünschten Ein¬
druck auf das gesellige Leben geäußert. Woran ist die Schuld ? Sollte
es unsern Oesterreichern bei dergleichen, Dingen wirklich an Gemein-
sinn fehlen?

Das Schloß, Steyr ist ein weitläufiges Gebäude am rechten
User der Stepr, wenige Schritte von ihrem Einflüsse in die Enns
entfernt. Es ist der Lieblingssitz eines edelmüthigen Fürsten, und
nimmt den höchsten Punkt im Umfange der Stadt ein. Einen eigen¬
thümlichen Anblick gewährt der dreieckige Hof, in dessen Mitte auf
einem fetten Nasenflecke im dichten Schatten mächtiger Bäume ein fri¬
scher Brunnen rieselt. Selten unterbricht ein anderer Laut die Stille,
dann und wann schleicht ein Bedienter, ein Reitknecht durch den Hof,
in einer Ecke sitzt der gefangene Gcmsgepcr lautlos in seinem Käfig
und träumt von der lieben Freiheit. Der Wind, der hier oben über


kauflettte , der, Stadt, sie Mett sich in, der. Länge der Zeit zusammen¬
gefunden, wie die Kausseute auf der.Zeilzu Frankfurt am Main.
Einst, als alle Guter, welche die Welchandelstadt Venedig nach Deutsch¬
land sandte, den Weg. über den Phhrn und die Stadt Stepr nehmen
mußten, war der Handelsstand stolz und prächtig, von überwiegen¬
dem Einflüsse. Viele Kaufleute hießen Ritter und Bürger, und führ¬
ten, offene Helme im Wappen/ Mancher, wär so reich, daß -es der
Landesfürst für M seind, die Vermählung eines seiner Edlen mit des
reichen Kaufherrn Tochter zu veranlassen, um den-Glanz des Hofla-
gerö zu vermehren und zu erhalten. Jetzt nährt sich deo^ Handels¬
stand von dem Vertriebe der Eisenwaaren, die in der Stadt und ih¬
rer .Umgebung erzeugt'werden, und lebt geachtet, einfach ,und ein¬
gezogen. Die Schnitt- und Modcwaarenhändler sind - höchst'unbe¬
deutend.

, Der Kaufmannsseite des Platzes gegenüber ist die Gasthausseite;
da ragen an langen/eisernen Arabesken die alten Schilde weit hin¬
aus, und der Wind 'spielt, mit dem Hirsche, den Kronen, dem Anker,
dem Lamme und dem Krebse. -Die stark besuchten Wochenmärkte, die
zahlreichen Parteien, die von: Lande zu den hier residirenden Behör¬
den reisen, bringen den Wirthen vielen Gewinn. Von den Städtern
haben sich die Gleichgesinnten in perenm'renden Gasthausgesellfchaften
zusammengefunden,,,und-manches Extrazimmer wimmelt von interes¬
santen Studienköpfen., Ein Lese- und ein Musikverein, die. in neue¬
rer Zeit' begründet wurden, haben bis jetzt nicht den gewünschten Ein¬
druck auf das gesellige Leben geäußert. Woran ist die Schuld ? Sollte
es unsern Oesterreichern bei dergleichen, Dingen wirklich an Gemein-
sinn fehlen?

Das Schloß, Steyr ist ein weitläufiges Gebäude am rechten
User der Stepr, wenige Schritte von ihrem Einflüsse in die Enns
entfernt. Es ist der Lieblingssitz eines edelmüthigen Fürsten, und
nimmt den höchsten Punkt im Umfange der Stadt ein. Einen eigen¬
thümlichen Anblick gewährt der dreieckige Hof, in dessen Mitte auf
einem fetten Nasenflecke im dichten Schatten mächtiger Bäume ein fri¬
scher Brunnen rieselt. Selten unterbricht ein anderer Laut die Stille,
dann und wann schleicht ein Bedienter, ein Reitknecht durch den Hof,
in einer Ecke sitzt der gefangene Gcmsgepcr lautlos in seinem Käfig
und träumt von der lieben Freiheit. Der Wind, der hier oben über


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/631>, abgerufen am 04.07.2024.