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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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mcntshauftrn, z. B. im Hotel de Pologne, deBaviere u.s.w. seit einiger Zeit zu
geben Pflegte. Seltsam, daß bei diesen nicht deutschen Festen fast nur Champag¬
ner getrunken wurde, nach dem bekannten Spruch:


Ein deutscher Mann mag keinen Franzen leiden.
Doch ihre Weine trinkt er gern.

Ein Frühstück, das ihm vor einiger Zeit im Hotel de Pologne gegeben würde,
rief sehr laute liberale und nationale Manifestationen hervor. Ein Buchhändler
brachte einen so niederschmetternder, gewaltigen, urdeutschen Toast aus, daß ein
ihm gegenübersitzender College in weinsc'liger Laune ausrief: Das müßte auch ein
dummer Buchhändler sein, der heutzutage nicht liberal sein wollte! Laube verglich'
unsern Fcillerslebcn mit Beranger. Dieses große Kompliment wurde aber sehr
übel aufgenommen. Man fand es sehr unpassend, in einem deutschen Dichter Aehn-
lichkeiten mit einem fremdländischen zu finden. Hoffmann selbst verbat sich diese
Ehre, und behauptete, Beranger gar nicht zu kennen. Doch zweifle ich, ob ein
deutscher Poet sich die Vergleichung mit Burns, Byron oder Shakspeare verbit¬
ten werde.

Seit dem Brande in Hamburg hat die Zeitschrift "Der Telegraph" zu
erscheinen aufgehört. Gutzkow, der Begründer und Redakteur derselben, hat ir¬
den letzten Monaten sich mit der Redaktion nicht mehr beschäftigt. Ein junger ta¬
lentvoller Schriftsteller, Georg Schirges, hat dieselbe geleitet. Durch das Verbot
welches den Hoffmann und Campeschen Verlag in Preußen getroffen, hat der Te¬
legraph einen großen Theil, seiner Abonnenten verloren, und Gutzkow hat sich ent¬
schlossen, ihn anderswohin zu verlegen.. Darüber soll jedoch zwischen Verleger und
Redakteur ein'Streit sich erhoben haben, da jeder behauptete/ Eigenthümer des
Blattes zu sein. Gutzkow soll in seiner bekannten trockenen Manier zu Campe ge¬
äußert haben: "Geben Sie Ihren Telegraph immerfort in Hamburg weiter her¬
aus, ich werde meinen Telegraph anderswo herausgeben -- wir wollen sehen,
zu wem das Publikum kommen wird.,/ Gutzkow hat für die Redaktion jährlich
nicht mehr als tausend Thaler bekommen, und davon mußte er die Mitarbeiter be¬
zahlen -- wenn wir anders gut unterrichtet sind.

-- Die besten Schilderungen des Hamburger Brandes brachten der nürnber¬
ger Correspondent und die preußische Staatszeitung. Die augöburger allgemeine
Zeitung blieb sonderbarer Weise hinter allen andern Zeitungen zurück; ein Beweis,
wie wenig dieses Institut trotz des größeren deutschen Aufschwungs, welchen es
in letzterer Zeit genommen, jene Vollständigkeit der Kräfte besitzt, die alle Theile
Deutschlands in dessen Spalten repräsentiren sollten. Der nürnberger Correspon¬
dent'-- obgleich größtentheils ein bloßes Nächrichtsblatt -- hat doch den großen
Vortheil und die nicht genug zu rühmende Eigenschaft vor andern deutschen Blät¬
tern voraus, daß fast alle seine Artikel mit Geschmack und Klarheit geschrieben sind.
Die Briefe, die er über den Brand in Hamburg enthielt, sind wahrhafte Meister¬
stücke des Sloth und der Darstellung, und wir wären begierig, den Namen des
Schriftstellers zu kennen, der sie abgefaßt.




Druck und Vortag des deutschen Verlagscomptoirs in Brüssel.

mcntshauftrn, z. B. im Hotel de Pologne, deBaviere u.s.w. seit einiger Zeit zu
geben Pflegte. Seltsam, daß bei diesen nicht deutschen Festen fast nur Champag¬
ner getrunken wurde, nach dem bekannten Spruch:


Ein deutscher Mann mag keinen Franzen leiden.
Doch ihre Weine trinkt er gern.

Ein Frühstück, das ihm vor einiger Zeit im Hotel de Pologne gegeben würde,
rief sehr laute liberale und nationale Manifestationen hervor. Ein Buchhändler
brachte einen so niederschmetternder, gewaltigen, urdeutschen Toast aus, daß ein
ihm gegenübersitzender College in weinsc'liger Laune ausrief: Das müßte auch ein
dummer Buchhändler sein, der heutzutage nicht liberal sein wollte! Laube verglich'
unsern Fcillerslebcn mit Beranger. Dieses große Kompliment wurde aber sehr
übel aufgenommen. Man fand es sehr unpassend, in einem deutschen Dichter Aehn-
lichkeiten mit einem fremdländischen zu finden. Hoffmann selbst verbat sich diese
Ehre, und behauptete, Beranger gar nicht zu kennen. Doch zweifle ich, ob ein
deutscher Poet sich die Vergleichung mit Burns, Byron oder Shakspeare verbit¬
ten werde.

Seit dem Brande in Hamburg hat die Zeitschrift »Der Telegraph" zu
erscheinen aufgehört. Gutzkow, der Begründer und Redakteur derselben, hat ir¬
den letzten Monaten sich mit der Redaktion nicht mehr beschäftigt. Ein junger ta¬
lentvoller Schriftsteller, Georg Schirges, hat dieselbe geleitet. Durch das Verbot
welches den Hoffmann und Campeschen Verlag in Preußen getroffen, hat der Te¬
legraph einen großen Theil, seiner Abonnenten verloren, und Gutzkow hat sich ent¬
schlossen, ihn anderswohin zu verlegen.. Darüber soll jedoch zwischen Verleger und
Redakteur ein'Streit sich erhoben haben, da jeder behauptete/ Eigenthümer des
Blattes zu sein. Gutzkow soll in seiner bekannten trockenen Manier zu Campe ge¬
äußert haben: »Geben Sie Ihren Telegraph immerfort in Hamburg weiter her¬
aus, ich werde meinen Telegraph anderswo herausgeben — wir wollen sehen,
zu wem das Publikum kommen wird.,/ Gutzkow hat für die Redaktion jährlich
nicht mehr als tausend Thaler bekommen, und davon mußte er die Mitarbeiter be¬
zahlen — wenn wir anders gut unterrichtet sind.

— Die besten Schilderungen des Hamburger Brandes brachten der nürnber¬
ger Correspondent und die preußische Staatszeitung. Die augöburger allgemeine
Zeitung blieb sonderbarer Weise hinter allen andern Zeitungen zurück; ein Beweis,
wie wenig dieses Institut trotz des größeren deutschen Aufschwungs, welchen es
in letzterer Zeit genommen, jene Vollständigkeit der Kräfte besitzt, die alle Theile
Deutschlands in dessen Spalten repräsentiren sollten. Der nürnberger Correspon¬
dent'— obgleich größtentheils ein bloßes Nächrichtsblatt — hat doch den großen
Vortheil und die nicht genug zu rühmende Eigenschaft vor andern deutschen Blät¬
tern voraus, daß fast alle seine Artikel mit Geschmack und Klarheit geschrieben sind.
Die Briefe, die er über den Brand in Hamburg enthielt, sind wahrhafte Meister¬
stücke des Sloth und der Darstellung, und wir wären begierig, den Namen des
Schriftstellers zu kennen, der sie abgefaßt.




Druck und Vortag des deutschen Verlagscomptoirs in Brüssel.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/582>, abgerufen am 22.12.2024.