Heimen Raths Seiner MajeM des Königs von Spanien und, beider Indien, dnrch dessen Willen eine weiße Villa und tcrrassenweise sich er¬ hebende Gärten wie durch-Zauberei aus dem Busen eines der schönsten Seen, die ein Dichter träumen kann, sich emporhoben. Aber wenn das jetzige Stammhaupt dieses berühmten lombardischen Hauses noch ein gro¬ ßer Herr, wäre , müßte er dann nicht selbst, so oft er diesen Ort be¬ wohnt, in welchem er so viele Erinnerungen des Reichthums und Nuh!us wiederfindet, dieselben unangenehmen Eindrücke empfinden,, die wir , de¬ müthige, vorübergehende Wanderer an seiner Statt ver>pure haben? Aber vielleicht fühlt er sie im Grunde seines Herzens um so tiefer! Ein verschwundener Glanz, der solche Spuren hinterlassen, ist eine schwer zu tragende Last. Obgleich noch reich, besitzt doch die Familie Borro¬ meo nur noch die Trümmer jenes ungeheuren Vermögens, das ihr er¬ laubt hat, die Gruft der Berühmtesten ihrer Ahnherrn mit Gold und Silber zu ub, Meiden., Die Kriege, der Republik, die Abschaffung ge¬ wisser lehnsherrlichen Vorrechte,, die Theilung der Erbschaften, und die Unglücksfälle der Zeiten -- das Alles ist der Reihe nach über diese Fa¬ milie, ergangen. Es ist dies die Geschichte mehr als eines italienischen Fürsten, und , der jetzige Graf, spielt ohne Zweifel, lieber eine Rolle in Mailand, als daß er sich hier quf unnütze Weise vollends zu Grunde ,richtet. Wie dem auch sei, verletzende-Ungleichheiten haben mir, den An¬ blick dieser^ bezaubernden Einsamkeit verdorben.' Ich mag das Schauspiel einer, unter der, Herrschaft der Ziffern stehenden glänzenden Dürftigkeit nicht leiden. Ich mag nicht unsaubere Fischerhäuser an Terrassen sich lehnen sehen, aus deren überaus seltenen Blumen die balsamischsten Wohl- gerüche aufsteigen. Um die italienische Unsauberkeit und Nachlässigkeit in ihrer ganzen Ausdehnung zu schildern, müßte ich Ausdrücke brauchen, die das Papier besudeln würden. Nun denke man sich einen solchen Gegensatz in einem Lustorte, dessen Raum durch das Wasser begrenzt ist, und dessen Hauptfehler eben darin besteht, daß er sich nicht hat aus¬ dehnen können. Wenn ich Graf Borromeo wäre, ich würde alle diese Hütten bald weggeräumt haben, und vielleicht würde ich nicht einmal jene Herberge stehen lassen, von wo aus neugierige Unverschämte solche Beobachtungen, zu machen berechtigt sind, wie ich sie eben hier mit¬ theile. Vielleicht aber bewahrt er dieses unsaubere Fischerdorf nur, um einen Gegenstand der Herrschaft , zu haben. Denn die Familie Borro- mco, I-" casa Lorrome", wie die Leute hier, mit Pathos sagen, ist für i>as arme Volk, das in diesem Dorfe" wohnt, ein lebendiges Königthum.
Heimen Raths Seiner MajeM des Königs von Spanien und, beider Indien, dnrch dessen Willen eine weiße Villa und tcrrassenweise sich er¬ hebende Gärten wie durch-Zauberei aus dem Busen eines der schönsten Seen, die ein Dichter träumen kann, sich emporhoben. Aber wenn das jetzige Stammhaupt dieses berühmten lombardischen Hauses noch ein gro¬ ßer Herr, wäre , müßte er dann nicht selbst, so oft er diesen Ort be¬ wohnt, in welchem er so viele Erinnerungen des Reichthums und Nuh!us wiederfindet, dieselben unangenehmen Eindrücke empfinden,, die wir , de¬ müthige, vorübergehende Wanderer an seiner Statt ver>pure haben? Aber vielleicht fühlt er sie im Grunde seines Herzens um so tiefer! Ein verschwundener Glanz, der solche Spuren hinterlassen, ist eine schwer zu tragende Last. Obgleich noch reich, besitzt doch die Familie Borro¬ meo nur noch die Trümmer jenes ungeheuren Vermögens, das ihr er¬ laubt hat, die Gruft der Berühmtesten ihrer Ahnherrn mit Gold und Silber zu ub, Meiden., Die Kriege, der Republik, die Abschaffung ge¬ wisser lehnsherrlichen Vorrechte,, die Theilung der Erbschaften, und die Unglücksfälle der Zeiten — das Alles ist der Reihe nach über diese Fa¬ milie, ergangen. Es ist dies die Geschichte mehr als eines italienischen Fürsten, und , der jetzige Graf, spielt ohne Zweifel, lieber eine Rolle in Mailand, als daß er sich hier quf unnütze Weise vollends zu Grunde ,richtet. Wie dem auch sei, verletzende-Ungleichheiten haben mir, den An¬ blick dieser^ bezaubernden Einsamkeit verdorben.' Ich mag das Schauspiel einer, unter der, Herrschaft der Ziffern stehenden glänzenden Dürftigkeit nicht leiden. Ich mag nicht unsaubere Fischerhäuser an Terrassen sich lehnen sehen, aus deren überaus seltenen Blumen die balsamischsten Wohl- gerüche aufsteigen. Um die italienische Unsauberkeit und Nachlässigkeit in ihrer ganzen Ausdehnung zu schildern, müßte ich Ausdrücke brauchen, die das Papier besudeln würden. Nun denke man sich einen solchen Gegensatz in einem Lustorte, dessen Raum durch das Wasser begrenzt ist, und dessen Hauptfehler eben darin besteht, daß er sich nicht hat aus¬ dehnen können. Wenn ich Graf Borromeo wäre, ich würde alle diese Hütten bald weggeräumt haben, und vielleicht würde ich nicht einmal jene Herberge stehen lassen, von wo aus neugierige Unverschämte solche Beobachtungen, zu machen berechtigt sind, wie ich sie eben hier mit¬ theile. Vielleicht aber bewahrt er dieses unsaubere Fischerdorf nur, um einen Gegenstand der Herrschaft , zu haben. Denn die Familie Borro- mco, I-» casa Lorrome», wie die Leute hier, mit Pathos sagen, ist für i>as arme Volk, das in diesem Dorfe« wohnt, ein lebendiges Königthum.
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Heimen Raths Seiner MajeM des Königs von Spanien und, beider
Indien, dnrch dessen Willen eine weiße Villa und tcrrassenweise sich er¬
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Seen, die ein Dichter träumen kann, sich emporhoben. Aber wenn das
jetzige Stammhaupt dieses berühmten lombardischen Hauses noch ein gro¬
ßer Herr, wäre , müßte er dann nicht selbst, so oft er diesen Ort be¬
wohnt, in welchem er so viele Erinnerungen des Reichthums und Nuh!us
wiederfindet, dieselben unangenehmen Eindrücke empfinden,, die wir , de¬
müthige, vorübergehende Wanderer an seiner Statt ver>pure haben?
Aber vielleicht fühlt er sie im Grunde seines Herzens um so tiefer!
Ein verschwundener Glanz, der solche Spuren hinterlassen, ist eine schwer
zu tragende Last. Obgleich noch reich, besitzt doch die Familie Borro¬
meo nur noch die Trümmer jenes ungeheuren Vermögens, das ihr er¬
laubt hat, die Gruft der Berühmtesten ihrer Ahnherrn mit Gold und
Silber zu ub, Meiden., Die Kriege, der Republik, die Abschaffung ge¬
wisser lehnsherrlichen Vorrechte,, die Theilung der Erbschaften, und die
Unglücksfälle der Zeiten — das Alles ist der Reihe nach über diese Fa¬
milie, ergangen. Es ist dies die Geschichte mehr als eines italienischen
Fürsten, und , der jetzige Graf, spielt ohne Zweifel, lieber eine Rolle in
Mailand, als daß er sich hier quf unnütze Weise vollends zu Grunde
,richtet. Wie dem auch sei, verletzende-Ungleichheiten haben mir, den An¬
blick dieser^ bezaubernden Einsamkeit verdorben.' Ich mag das Schauspiel
einer, unter der, Herrschaft der Ziffern stehenden glänzenden Dürftigkeit
nicht leiden. Ich mag nicht unsaubere Fischerhäuser an Terrassen sich
lehnen sehen, aus deren überaus seltenen Blumen die balsamischsten Wohl-
gerüche aufsteigen. Um die italienische Unsauberkeit und Nachlässigkeit
in ihrer ganzen Ausdehnung zu schildern, müßte ich Ausdrücke brauchen,
die das Papier besudeln würden. Nun denke man sich einen solchen
Gegensatz in einem Lustorte, dessen Raum durch das Wasser begrenzt
ist, und dessen Hauptfehler eben darin besteht, daß er sich nicht hat aus¬
dehnen können. Wenn ich Graf Borromeo wäre, ich würde alle diese
Hütten bald weggeräumt haben, und vielleicht würde ich nicht einmal
jene Herberge stehen lassen, von wo aus neugierige Unverschämte solche
Beobachtungen, zu machen berechtigt sind, wie ich sie eben hier mit¬
theile. Vielleicht aber bewahrt er dieses unsaubere Fischerdorf nur, um
einen Gegenstand der Herrschaft , zu haben. Denn die Familie Borro-
mco, I-» casa Lorrome», wie die Leute hier, mit Pathos sagen, ist für
i>as arme Volk, das in diesem Dorfe« wohnt, ein lebendiges Königthum.
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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/572>, abgerufen am 22.12.2024.
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